Brian McLaren und Jason Clark: Der Mittwoch

Ein wenig weiter aus meinem Tagebuch:

Etwas müde geht es Mittwoch morgen los. Frühstück und erste Gespräche. Es sind witzige Leute, die einen guten Sinn für Humor haben. Mittlerweile hat sich mein Englisch wieder eingestellt und die Verständigung klappt ganz gut. Auf geht es zum ersten Studientag in Tabor – ich bin etwas nervös – klappt das alles? Nachdem wir angekommen sind baue ich die Kamera auf und sitze hinten mit zur Besprechung und dem Gebet mit dem Schulleiter von Tabor und noch zwei, drei anderen Leuten. Der Saal füllt sich – es sind mehr Leute als gedacht. Ca. 300 haben sich aufgemacht und ich sehe bekannte Gesichter. Ich habe zu wenig gelesen, um einschätzen zu können, was Brian sagen wird – mein Eindruck bis jetzt war eher: Wie kann ein so netter Mann so viele Kontroversen auslösen? Er erklärt was Emerging Church ist und hält dabei eine wunderbare Balance zwischen einer Verengung des Begriffs und einer Zerfaserung in „Was emerging church alles noch so sein kann“. Wie er das macht? Er wechselt das Bild:Kuchen?

Emerging Church ist nicht ein neues Stück vom ohnehin schon zu stark aufgesplitterten Kuchen. Aber das ist genau das, was viele Leute denken. Emerging Church ist die nächste Welle, die Willow Creek ablöst und es gibt jetzt bald Bücher, Videos und was weiß ich…

Vielmehr ist emerging church das, was man im Bild eines Baumes verstehen kann. Ein Baum wächst in die Breite, jedes Jahr ein Jahresring mehr. Hier findet seine Auseinandersetzung mit der Umwelt statt. Man kann anhand der Ringe sagen, wie das Wetter in diesem Jahr war, weil die ganzen Umwelteinflüsse sind im Jahresringwachstum niederschlagen. Genau hier entsteht die Emerging Church Bewegung oder besser die Emerging Church Konversation laut Brian. Nicht eine neues Stück vom Kuchen, sondern eine Entwicklung:Jahresring

Natürlich gibt es auch Kirchen, die versuchen Kirche komplett neu zu denken, aber auch sie erwachsen zumeist aus irgendeiner Tradition oder bringen eine solche mit. Von daher ist das Bild wirklich hilfreich – so kann man auch erklären, warum ein Katholik und ein Brüdergemeindler in Fragen nach Kultur und Relevanz voneinander lernen können und sich unter Umständen sogar näher sind als ein Katholik, der am Wachstumsjahresringrand steht und einer, der näher zum Zentrum geordnet ist. Vielleicht geschieht hier dann auch so etwas wie eine Ökumene der Emergenz oder eben die Emerging Conversation.

Dieses Bild fand ich enorm hilfreich, manch anderer ebenfalls.

Jason hat noch viel mehr zu sagen gehabt, das aber auf andere Posts warten muss. Wir haben den Tag mit der Fahrt nach Hamburg beendet. Das war zwar lang, aber die Gespräche im Auto waren einfach fein. Politik, Kirche, Bücher und zum Schluss: Witze erzählen. Der jüdische Samurai war einfach der beste. Schon das Konzept eines jüdischen Samurai hat mich fast in Tränen aufgelöst. Nachdem wir das Hotel gefunden haben gab es noch eine Bierkneipe ums Eck und wir hatten einen schönen Abendausklang. Das war der Mittwoch.

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