Der Freitag stand ganz im Zeichen des DokuZentrums Nürnberg. Ich hatte ja am Dienstag schon mit Brian über die NS Zeit gesprochen und er äußerte den Wunsch, wenn möglich, ein Konzentrationslager zu besuchen. Peter hatte die Idee doch das DokuZentrum im Reichstag in Nürnberg anzuschauen und gesagt, getan. Ich war noch nie dort und freute mich ebenfalls darauf und wurde nicht enttäuscht. Hier fanden die riesigen Reichstagsvernastaltungen der Nazis statt. „Wie konnten die Nazis nur die Menschen so in ihren Bann schlagen?“ habe ich mich oft gefragt. Ein Stück der Antwort steckt in dieser Ausstellung. Die von den Nazis veranstalteten Reichstage waren riesig, Events, die durchaus einen religiös-fanatischen Charakter hatten.
Zehntausende, hunderttausende waren nach Nürnberg gereist in den Jahren 1927-1938 (die Parteitage waren erst ab 1933 jährliche Veranstaltungen), um Hitler zu sehen und sprechen zu hören. Inszeniert waren diese Massenveranstaltungen bis ins kleinste und so waren sie von immenser Faszination. Auszug aus dem Artikel der Wikipedia:
„Wichtigster Inhalt der Reichsparteitage war die fast religiös anmutende Ausrichtung auf Adolf Hitler. Er stand als von der Vorsehung gesandter nationaler Erlöser und Führer großen Menschenmengen gegenüber, die seine Reden hörten, ihm Eide schworen und an ihm vorbei marschierten. Als Sinnbild für die Volksgemeinschaft sollten sie die Stärke des deutschen Volkes demonstrieren. Die Besucher der Reichsparteitage ordneten sich freiwillig der Disziplin und Ordnung unter und sollten unter einem gemeinsamen Willen als „neues Volk“ wieder auferstehen.“ (Quelle: Wikipedia)
Es gab auch einen kleinen Raum mit Stimmen der internationalen Presse, die über diese Massenevents in Deutschland berichteten. In den amerikanischen Zeitungen ist etwas zur Stellung der katholischen Kirche gesagt (und ich beziehe es mal auf die Kirche generell), die sich auf die Seelen und deren Wohl in ihrer Arbeit konzentrieren solle und auf keinen Fall politisch aktiv werden. Brian hat sich das ganze Zitat wortwörtlich abgeschrieben und sogar Abends in seinem Vortrag verwendet. Mir selbst hat die Begegnung, das Erklären und die Anwesenheit von Jason und Brian geholfen unser Land und seine Geschichte anders zu sehen. Brian hat im Gespräch gesagt, dass wir als Nation anderen etwas voraus hätten: Die Fähigkeit zu unserer Geschichte zu stehen. Auch die Amerikaner und viele andere Völker müssen sich des Genozids schuldig bekennen, nur können das die wenigsten Staaten. Deutschland musste sein Spiegelbild anschauen und erkennen was es getan hatte. Das sei positiv, bemerkte Brian mehr als einmal. Amerika verglich er mit den 1930ern und das mache ihn selbst nachdenklich.
Später beim Essen fragte Brian jeden Anwesenden nach seinen Gefühlen und Gedanken beim Durchgang durch das Dokuzentrum und hörte sehr aufmerksam zu. Das habe ich in der Zeit wirklich zu schätzen gelernt: Ein Redner, der es liebt zuzuhören.
Abends kamen wir dann noch in den Genuss Brian über sein neues Buch „Everything must change“ sprechen zu hören (Dosi hat es wunderbar zusammengefasst) – das war für mich ein Highlight, dass ich nochmals aufgreifen muss. Der Freitag war ein besonderer Tag und eine gute Vorbereitung auf das Wochenende, das als nächstes kommen wird.
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