Theologie nach dem Tode Gottes

ist der Titel eines Artikels einer bekannten Theologin, deren Todestag sich am 27.04. zum dritten Mal jährt: Dorothee Sölle.
02 2003 15 Sölle ging nicht mehr von einer Allmacht Gottes aus: „Gott hat keine anderen Hände als unsere“ den Grund hierfür sieht sie in Auschwitz und das drückt sich in Büchern wie „Atheistisch an Gott glauben“(1965) aus. Warum schreibe ich darüber? Ich habe am Sonntag mit jemand bei Kubik über Theologiestudium an deutschen Universitäten gesprochen. Sölle ist eine Prof. Dr. gewesen und wurde stark gelesen und gelehrt. Sie stellt vielleicht ein Extrem dar, aber ein Extrem, das wahrgenommen wird. Ich kenne die Trends an den deutschen Unis nicht mehr wirklich, was Theologie angeht, aber zu meinen Studienzeiten (1997-2002) ging es da nur in der Richtung ab – wie kann Theologie studieren, wenn Gott doch so irgendwie undefiniert ist und die Bibel, nun ja, die ist eher eine Ansammlung von Mythen und Legenden? So werden Religionslehrer und Pfarrer ausgebildet – zumindest, wenn man es auf die Spitze treiben mag.
Interessanterweise vertritt Sölle eine radikale und leidenschaftliche soziale Orientierung der Kirche und nimmt den Kampf um soziale Gerechtigkeit Weltweit auf – viele Dinge, die wir wieder zurückgewinnen möchten, aber gerade im Zusammenhang von Gottes Persönlichkeit, seiner Liebe zu den Menschen und seiner Realität und nicht mit der Grundvorrausetzung, dass es Gott nicht gibt.
Ihre Lektüre? Sie liest unter anderem Thomas Merton und zitiert ihn gern. Wir denken viele Dinge neu, versuchen Kirche zu dekonstruieren und wieder zu rekonstruieren – ich frage mich: Gehört in die Rekonstruktion nicht auch eine Auseinandersetzung mit der Theologie und dem Denken der Geschichte? Theologinnen wie Sölle haben Deutschlands Kirchen geprägt, die Pfarrerausbildung, die Art und Weise, wie Pfarrerinnen Kirche verstehen. Vielleicht sind solche Gedanken auch nur ein Rückbesinnen auf mein Studium, aber gehört das nicht auch zur Dekonstruktion dazu – bestehende Theologien zu dekonstruieren? Hm.

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