Ãœber „nachvollziehbar“

Simon postet mutig (ich denke, er hat vorher gefragt, ob er dieses Gespräch posten darf…) ein Zwiegespräch zweier Leute auf dem Symposium in Greifswald. Darin unterhalten sich zwei über ein Café das die Gemeinschaft des einen betreibt. (Lest es einfach es lohnt sich!)

Ganzheitlichkeit und Gottes Botschaft ausleben ist immer noch ein radikaler Schritt. Ich bin glücklich aber auch hier nicht viel sagen zu müssen (bald wacht meine Tochter auf und der Umzug rückt immer näher), denn Hufi macht sich sehr gute Gedanken. Ich darf ein wenig zitieren, Hufi?

„Neben der Frage, ob etwas nachvollziehbar ist, über die ich gestern schrieb, gibt es noch einen weiteren wichtigen Grund, warum es traditionell-evangelikal denkenden Menschen schwer fällt, “emergentes” Handeln und Denken zu verstehen: Die aufgehobene Trennung zwischen säkular-weltlichen und sakral-göttlichen Dingen.
Eddie Gibbs & Ryan K. Bolger schreiben darüber in Emerging Churches ein ganzes Kapitel (Kapitel 4: “Transforming Secular Space”):

Bei “Sakralisation” [dem Prozess alles im Leben sakral/geistlich/heilig zu machen] geht es in Emerging Churches um eine Sache: Die Zerstörung der sakral/säkular-Aufteilung der Moderne. Die Moderne war geprägt von der Geburt der Idee des säkularen Raums, das ist die Idee eines Bereichs ohne Gott. Vor dieser Zeit waren in jeder Kultur alle Bereiche des Lebens geistlich; es war unmöglich einige Handlungen als “religiös” und andere als nicht zu bezeichnen. […]
Der Postmoderne (oder Nicht-Moderne) geht es um die Heiligkeit des ganzen Lebens. Für Emerging Churches bedeutet das, das ganze Leben an Gott in Anbetung zu übergeben und das Handeln Gottes in ehemals ungeistlichen Dingen oder Aktivitäten zu erkennen.

[Gibbs/Bolger, Emerging Churches, 66 – eigene Ãœbersetzung]

Wenn ich von dieser sakral/säkular-Aufteilung ausgehe, kann ich natürlich den Sinn eines Cafés ohne klar evangelistisches Ziel nicht so gut erkennen. Auf diese Trennung bzw. auf die Nicht-Trennung weisen auch Onkel Toby und Depone in ihren Kommentaren hin.“ (Quelle: Ein Augenblick.de)

Ich muss bekennen, dass ich das immer noch nicht wirklich verinnerlicht habe, sondern zunächst noch immer eine gedankliche Schranke überwinden muss, denn Prägungen verschwinden nicht leicht. Ich kenne Gespräche dieser Art und das „Nicht verstehen können, warum man etwas so und nicht anders macht“. Neulich hat mir jemand gesagt: „Nachdem ich den Blog Tiefebene“ gelesen habe, habe ich endlich verstanden, was du sagst. Gut, dass es so viele Leute gibt, die sich über ähnliche Sachen Gedanken machen und dann auch noch darüber schreiben.

Helden, Greifswald und die Kinder

Ich habe am Wochenende gleich zwei Veranstaltungen verpasst, weil ich das Kinderprogramm auf dem CVJM Mitarbeiterwochenende gestaltet habe. Am Freitag waren „Wir sind Helden“ in Karlsruhe und haben ein recht kurzes (ca. 2 Stunden) Konzert gegeben, dass unglaublicherweise nicht ausverkauft war (Meine These ist: Die Helden sind zu schlau für Deutschland!) und ich muss sagen, als dann eine MMS mit einem Konzerteindruck auf meinem Handy ankam war es schon schwer für mich nicht dort zu sein.
Nachdem ich neulich was zu Virtualität und Realität geschrieben habe, freue mich mich „virtuell“ Greifswald (man traf sich dort zum „Symposium Kirche und Postmoderne“) nachvollziehen zu können. Hufi hat eine gute Ãœbersicht über alle bisher geposteten Beiträge zusammen gestellt. Hochinteressante Vorträge wie z.B. Darrel Gruder „Die biblische Prägung missionarischer Gemeinden: Missionarische Ekklesiologie und Hermeneutik“ (Dosi – mein Mitschreibeheld…) werden im Netz zusammen gefasst. Ãœbervoll war es, aber vermutlich ein Meilenstein in der deutschen Theologie – so mein Eindruck von allen Posts, die ich bis jetzt gelesen habe.

Kinder erleben die Welt so anders, so einfach und im Moment – ich habe am Wochenende viele glückliche Kinderaugen gesehen und das hat mich für verpasste theologische Gedanken und tiefsinnige Heldenlieder entschädigt.