Emerging Church – ein aussterbender Begriff

Schon länger habe ich einen Post im Kopf, der sich mit der allmählichen Stille über Emerging Church beschäftigt. Auf meinen Blog ist es ruhiger geworden, viele Leute mit denen ich spreche wollen den Begriff „Emerging Church“ nicht mehr gern verwenden. Wie kommt das?

Ich denke zum einen hat es damit zu tun, dass man diesen Begriff nicht füllen kann, es gibt keine Definition von „Emerging Church“. Was sollen Gemeinsamkeiten einer weltweiten Bewegung sein? Letztlich geht es um einen Prozess in dem sich Kirche befindet – emerging ist ein Partizip – es leitet sich also von einem Verb her. „to emerge“ = entstehen, sich entwickeln, herausbilden, aufkommen, auftauchen. Das Partizip bezeichnet all das in einem Prozess stehend. Es ist ein Wort, dass Tätigkeiten wie in einer Fotografie einfängt. „Sich Entwickelnde Kirche“ – das ist nichts neues, aber auch nichts, was stehen bleiben kann. Leider gibt es einen ökonomischen Hype um alles was mit „Emerging“ zu tun hat in christlichen Kreisen. Hauptsache „Emerging“ ist im Titel, dann wird es ein Verkaufsschlager.

Mir gefällt Mikes Meinung dazu. Sein sehr lesenswerter Post (und die wertvollen Kommentare) führt uns zu den eigentlichen Fragen zurück:

… es ist also z.B. eine Illusion 1:1 die erste Gemeinde wie in der Apostelgeschichte beschrieben, bei uns wiederauferstehen zu lassen, wie diese gewisse restaurative Kräfte sich wünschen. Aber umgekehrt halte ich es aus ekklesiologischer Perspektive genauso bedenklich aufgrund gewissen soziologischen Theorien (z.B. der Emergent-Theorie) seine Ekklesiologie aufzubauen, ohne dass eine kritische Rückkoppelung zu den biblischen Texten stattfindet wie ich dies bei Kester Brewin (The complex Christ) beobachtet habe. Tja, was nun? Ausgangspunkt soll, wie Alan Hirsch es schön betont, die Christologie sein. Aus der Beschäftigung mit Christus und gleichzeitig einer wachen Beobachtung kulturellen Phänomene wächst eine kontextuelle Theologie, die weder biblizistisch im kulturellen Vakuum verharrt noch kulturprotestantische Züge annimmt. Ein Grund, warum ich „Missional church“ gegenüber dem Begriff „Emerging church“ vorziehe, „Missional“ nimmt einen biblischen Kerngedanken auf, während sich „Emerging church“ schon begrifflich von der kulturellen Seite der Ekklesiologie nähert.

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Mike beschreibt dabei, wie Allan Hirsch, die Kirche von ihrem Zweck her, der Satz: Nicht die Kirche hat eine Mission, sondern die Mission hat eine Kirche trifft es dabei auf den Kopf. Es geht nicht, nie um die Form (hauptsache „Kontextualisiert“), sondern um die Zweckgebundenheit. Warum soll Kirche sich verändern und angepasst werden? Warum soll sie sich immer wieder reformieren, wie Luther es fordert (ecclesia reformata et semper reformanda – Die Reformierte Kirche, die sich immer wieder neu reformieren muss. Ãœbrigens ist „reformanda“ auch ein Partizip, wenn ich mein Latein recht erinnere). Also alles alt? Ich glaube, dass wir mit Vehemenz Veränderungen leben und fordern sollten. Neues Denken, immer wieder. Nicht ausruhen, nicht stehen bleiben. Kirche muss immer Spagat zwischen Kultur und Bibel sein, aus dem Reichtum der Tradition bunte Scherben für das Mosaik der Kultur in der sie lebt gewinnen und dabei fest im Dialog mit der biblischen Offenbarung stehen. Letztlich bleibe ich dabei, dass Ekklesiologie das Thema des 21. Jhd. sein wird. „Missional Church“ ein Traum, dem ich gern nachjage, bis er in meinen Leben und den Gemeinschaften in denen ich bin mehr und mehr Gestalt gewinnt.

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