12 – Ein Stück vom Himmel

Cover von 12Man kommt in Deutschland nicht im Herbert Grönemeyer herum – wenn er ein neues Album herausbringt gibt es immer zwei Singles, die den ganzen Tag laufen. Die erste ist „Ein Stück vom Himmel“ – ein paar Auszüge aus dem Text (Quelle):

Warum in seinem Namen
Wir heissen selber auch
Wann stehen wir für unsere Dramen
Er wird viel zu oft gebraucht
Alles unendlich, unendlich

Interessant ist die 12+12 zu h̦ren Рdie Platte selbst mit 12 Kommentaren von Herbert gesprochen. Das sagt er:

„(Das Lied) ist der Versuch mich zu nähern dem Thema, also plötzlich werden alle Leute religiös oder man versucht sich zu definieren über das Thema ‚Religion‘. (…) der Versuch aber Vorsichtig Religion – das ist wunderbar für jeden einzelnen als sein eigenes Gerüst, moralisches Gerüst im Kopf, aber nicht plötzlich anfangen das als Identifikation auch zu nehmen oder wie so ein Ettikett zu tragen oder am Besten noch Christentum gleich ‚Reich‘, ‚erfolgreicher‘ also im Grunde genommen zu sagen: Diese Welt halten wir alle in den Händen, Entspannt, aber nur wenn man sich wirklich öffnet und nicht anfängt sich durch Religion zu separieren und voneinander zu trennen. Das ist im Grunde genommen der Sinn dieses Liedes.“

Alle werden religiös und Grönemeyer reagiert mit diesem Lied. Was ist Religion für ihn? Ein moralisches Gerüst, das er wertschätzt.

Religionen sind zu schonen
Sie sind für die Moral gemacht
Da ist nicht eine hehre Lehre
Kein Gott hat klüger gedacht
Ist im Vorteil, im Vorteil

Aber dem er auch klar seinen Platz zuweist. Nicht im Jenseits leben, sondern diesseitig. Hier und Jetzt verändern, anstatt sich gegenseitig auf das Jenseits zu vertrösten. Interessant ist auch der AKtivismus, der hier hochkommt:

„Das hieß am Anfang ‚Kein Stück vom Himmel, kein Platz neben Gott‘, das war sozusagen der ‚Urtext‘ also man soll das Heil seines Lebens nicht im Himmel suchen also quasi ‚Ich lebe nur auf den Himmel hin‘ und umso religiöser ich bin, um so besser ist mein Platz im Himmel, sondern unser Platz ist hier auf der Erde und Religion ist ein wunderbares parallel laufendes Instrument um sich quasi immer moralisch upzudaten im Grunde genommen sich selbst zu testen aber… daher kommt das und es hieß am Anfang ‚Kein Stück vom Himmel‘, aber der Text war extrem streng, das habe ich dann anfang, das hieß dann ‚Religion ist keine Lösung, warum retten wir uns nicht selbst?‘ – das hätte man dann, das war ein bisschen streng…“

Uns selbst retten. Das ist mal ein großes Ziel. Aber offensichtlich muss gerettet werden, der Meinung ist Grönemeyer schon. Wie steht er zum Glauben? Was ist mit Wahrheit? Geschichte? Geschichten sind es, die Religionen haben. Und „es wird zuviel geglaubt!“

Es wird zuviel geglaubt
Und zuwenig erzählt
Es sind Geschichten
Sie einen diese Welt

Nöte, Legenden
Schicksale, Leben und Tod
Glückliche Enden
Lust und Trost

In den Geschichten der Religionen finden wir Einheit, ihrer Geschiche trennt und separiert. Hier ist denke ich ein allgemeinder Trend unserer Kultur beschrieben.

Wie stehe ich dazu? Ich glaube Grönemeyer trifft immer wieder die Stimmung in Deutschland auf den Kopf und wir sollten zuhören und uns fragen, wie wir damit umgehen, dass man ganz schnell das Ettikett ‚religiös‘ bekommt und das das völlig in Ordnung ist, weil es ein ‚moralisches Gerüst‘ bietet. Ein sinnvolles Leben garantiert. Das ist die Suche der Leute – Leben mit Sinn – ich glaube manch einer findet auf dieser Suche eine Beziehung zu Gott, aber ich befürchte auch, dass viele nur eine Sinnkomponente in ihrem Lebenskonstrukt suchen. Kaum jemand stellt die Frage:

Wenn es Gott gibt – was will er eigentlich? Wie ist seine Sicht der Dinge? Hierauf gibt es zuviele unterschiedliche Antworten. Zuviel Religiöses Gezänk. Ich bleibe dennoch dabei, dass es die Wahrheit gibt. Die eine endgültige Beziehung, den einen Gott und Vater in drei Personen. Und trotzdem sollten wir voneinander lernen, zuhören zuerst und bedächtig reden, nicht Ohren-Voll-Spammen. Aber ich glaube ebensofest wie ich im Diesseits lebe, dass es ein Jenseits gibt. Und das ich dort sehen werde, was ich hier glaube. Aus Geschichten wird dort Geschichte. Das war ein langer Post – ein Lied gibt es noch, dass ich mir vorstellen kann ähnlich zu bearbeiten. Danke für’s Lesen und: Was denkst Du darüber?

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