Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 5)

So langsam entwickelt sich aus diesen kleinen Posts eine Reihe und das ist auch gut – das nächsten Kennzeichen einer Missionalen Gemeinde laut Toby und Mike ist:

Eltern, die sich selbst als Kirche verstehen, werden ihre Familie gemäß Dtn 6, 4-9 führen und die religiöse Erziehung und Prägung nicht nur der Gemeinde überlassen.

Eltern sind eine seltsame Sorte Mensch. Seit wir Emilia haben verstehen wir etwas besser, warum Eltern manchmal einfach so komisch sind. Anderer Zeitplan, andere Prioritäten, anderer Lebenstil und scheinbar der Wunsch seine Kinder abzugeben, Ruhe zu haben, sich zu entspannen. Bei manchen Eltern hat man sogar den Eindruck, dass es ein hohes Ziel ist möglichst schnell die Kinder bei anderen Erziehern unterzubringen, damit man wieder „sein Leben“ führen kann.

Wenn ihr mich fragt (ich arbeite in der Kinder- und Jugendarbeit), dann ist ein gutes Kinderprogramm für Eltern DER Grund in eine Gemeinde/Gottesdienst zu gehen oder auch nicht. Nostalgische Erinnerungen an die eigene „Kinderstunde“ und die Sorge um die „geistliche Entwicklung“ der Kinder spielen dabei vermutlich eine große Rolle und natürlich auch die Tatsache, dass die Kinder zu einem gut gemachten Kinderprogramm natürlich auch gern hingehen. Wir haben darüber auch schon gesprochen, dass wir uns wünschen, dass Emilia schon früh in eine Gemeinschaft mit anderen Kindern kommt und dabei natürlich auch die Geschichte Gottes kennen lernt – irgendwie „normal“. Schmerzlich wird mir bewusst, wenn ich mir dieses Kennzeichen missionaler Gemeinde anschaue und den Text lese, dass ich eine Verantwortung habe für die Erziehung und das Teil davon auch unser gemeinsames Leben mit Gott ist.

Mir ist klar, dass Eltern weniger Möglichkeiten der Erziehung haben, je älter ihre Kinder (Stichwort: Jugendliche) werden, dennoch steckt für mich in der Ãœberzeugung vieler Eltern, die ich kennen lerne, dass (ich gebe es überspitzt wieder) „man möglichst schnell wieder sein eigenes Leben führen muss und die Kleinkindphase eher die Eltern an der Selbstverwirklichung hindert“ und dass die „Kinder im Kindergottesdienst und der Jungschar eben von Gott hören sollen – das sind ja auch die Experten da und wenn das Kinderprogramm nicht gut genug ist, dann suche ich mir eben eine andere Gemeinschaft“ etwas zutiefst sonderbares.

Immer wieder ist die Familie in der Bibel der wichtigste Faktor – wo sonst lernt man Beziehung mit Gott auf so natürliche Weise kennen. Mir ist schon beim ersten Lesen von 1. Timotheus 3 sehr klar gewesen, warum Gemeindemitarbeiter gute Familienväter sein sollten. Hier haben wir viel verloren, glaube ich und sollten gemeinsam lernen, wie in unseren Familien wieder mehr Platz und Bewusstsein für unser Leben, unseren Weg mit Gott schaffen können. Und die seltsame Sorte Mensch, genannt Eltern, muss unter Umständen neu lernen, dass sie aktiver und präsenter sein muss, vor allem in den prägenden Jahren.

Seitdem wir Kindergottesdienste beim CVJM Gottesdienst anbieten wundere ich mich darüber, dass so wenige Eltern mitarbeiten wollen – die Ansprüche an den Kindergottesdienst sind hoch, aber die Bereitschaft der Eltern (besonders der Väter, sei hier bemerkt) „auf ihren Gottesdienst zu verzichten“ und „Gottesdienst auf Kind gerechte Weise zu feiern“ ist nur sehr wenig vorhanden – zumindest ist seit Jahren ein Mangel an Mitarbeitern im Kindergottesdienst zu verzeichnen – seltsam, oder?