Kirche in England: Kulturell aktiv sein bei „Teenage Kicks“

Ein paar Reflektionen von unserer Zeit in Sheffield habe ich noch im Kopf und hoffentlich finden sie ihren Weg auch nach und nach hier her.

Untergebracht waren wir, wie schon erwähnt, bei Harry Steele, dem Youthdeacon der All Saints Kirche in Sheffield. Seine Geschichte ist schon faszinierend genug (aus deutscher Perspektive) – von Hause aus ist Harry nämlich Pfingstler und hat auch eine Pfingsbibelschule besucht – macht nichts, sagt die Church of England und hat ihn trotzdem ordiniert und ihn nach Cambridge zum weiterstudieren geschickt. Man denke sich das in Deutschland – ohne Universitätsabschluss geht da gar nichts. Harry hat die Jugendarbeit in der All Saints weiter und ausgebaut.

ntt_image_83Ein interessantes Projekt, das ich mir anschauen konnte war „Teenage Kicks“ – im Prinzip eine Discoveranstaltung für alle unter 18 Jahren. Laut, turbulent und wahnsinnig gut organisiert kommen da bis 300 Teenager zum Abtanzen, feiern, X-Box zocken und chillen in den Gemeindesaal der All Saints. Dieser verwandelt sich durch viel Aufwand und ein wahnsinniges Materialaufgebot (Lichtanlage, Technik vom Feinsten) in eine recht erwachsene Disko. Das größte Event in Sheffield für Teenager wird von einer Kirche veranstaltet – es gibt auch immer 2 Bands, die auftreten – eine davon ist irgendeine Band aus Sheffield, die sich extra für dieses Event beim Teenage Kicks Team bewerben müssen.

Wenn man von Kirche als Kultur beeinflussender Größe spricht, dann ist Teenage Kicks bestimmt ein Schritt in dieser Richtung. Gepredigt wird nicht von vorne, nur durch die Freundlichkeit, die Liebe zum Detail, die Teenagerfreundlichen Preise und den festen Willen dieser Altersgruppe einen richtig guten Abend zu machen. Einzig in einer Ecke läuft eine Präsentation mit den übrigen Veranstaltungen ab, zu denen man einlädt. Der Event hat viele Mitarbeiter (mehr als 20) und die Stimmung bei denen war klasse, obwohl sie wirklich viel arbeiten um das alles möglich zu machen. Auf meine Frage: „Denkst Du, dass sie schon in sich eine Gemeinschaft bilden“ war die Antwort: „Natürlich“ einige der Mitarbeiter sind nicht wirklich Teil der All Saints Church, fühlen sich aber diesem Team zugehörig und leben und arbeiten für Gott an diesem Platz.

Ich fand das beeindruckend und hat mich sehr an das Konzept von „Communitas“ bei Alan Hirsch erinnert. Ein Zeitraffer Video von Mai 2007 gibt es hier zu sehen, das den ganzen Event vom Aufbau bis zum Abbau dokumentiert. Ich habe im November 2008 noch deutlich mehr Technik und so gesehen, aber man bekommt einen ganz guten Eindruck (Klick.).

Sheffield, England Herbst08

Sheffield

Vor genau einer Woche sind wir am Montag Abend in Sheffield angekommen. Auf der Fahrt von London sind wir an Oxford vorbei gekommen und wir konnten es nicht lassen: Magdalen College (Sprich: Mohdlin) war den Zwischenstop wert, konnten wir doch C.S. Lewis Wirkungsstätte anschauen und den berühmten Addison’s Walk gehen. Oxford ist eine wunderschöne Stadt, die wesentlich mehr Aufmerksamkeit verdient als wir ihr geben konnten. Z.B. muss die weltberühmte Bodleian Library auf unseren nächsten Besuch warten (oh diese Schmerzen an diesem wunderschönen Gebäude aus Zeitmangel vorbeizugehen…)Magdalene College vom Addison's Walk aus gesehen

Sheffield ist durchaus viel größer als erwartet – wir haben uns ziemlich doll verfahren bis wir endlich bei Harry Steele, dem Jugendpastor der All Saints Church, angekommen sind. Meine erste echte Begegnung mit einem anglikanischen Referent. Der Mann hat Stil und gefällt mir. Einige Leute haben im Vorfeld gesagt, dass wir uns kennen lernen müssen. Ich kann jetzt sagen, dass dem so ist. Wir sind uns in vielem ähnlich. Harry, Zoe, Esre (2) und Jonas (10 Monate) haben uns in ihr Haus aufgenommen und diese Woche lang mitleben lassen. Mit allem Chaos und allem Leben, das zwei englische Jungs und ein kleines deutsches Mädchen so anstellen können. Gastfreundschaft und ein offenes Haus sind Tugenden die man nicht sofort mit England verbindet – sehr zu unrecht, wie wir erleben durften. Und natürlich: Es gab jede Menge Tee.