Propaganda oder wie die Hisbollah ihren „göttlichen Sieg“ über Israel feiert

Vor etwa einem Jahr ging der Krieg Israel-Hisbollah zu Ende (ich hatte damals viel dazu geschrieben). Die Hisbollah bezeichnet ihn als „göttlichen Sieg“, ich denke die Welt und Israel selbst wird das anders werten. Wir wissen ja schon etwas länger, dass es keine Sieger gibt und das „humane Kriegführung“ ein Mythos ist.

Die Hisbollah ist auf jeden Fall der Sieger bei der Bevölkerung des Libanon:

Die Hisbollah hat die Ausstellung auf einem leeren Grundstück errichtet, im Süden von Beirut, dort also, wo sie Schulen und Krankenhäuser unterhält, täglich Trinkwasser anliefert und den Müll abfährt. Der Staat hat sich hier nie richtig gekümmert, also kümmert sich Hisbollah.“ (Quelle: Tagesschau)

Was ist zu sehen?Panzer in der AusstellungSchautafeln, Diashows, Unmengen erbeuteter israelischer Munition und Gewehre, der Rest des Rotorkopfes eines abgeschossenen Helikopters – aufwendig und mit modernen Mitteln zeichnet Hisbollah das nach, was aus ihrer Sicht im letzten Sommer ein „göttlicher Sieg“ gegen Israel war. Die israelischen Beutestücke sind in Plexiglasschaukästen in den Boden eingelassen, wie auch das überlebensgroße Modell eines Merkava-Kampfpanzers; Dutzende dieser Panzer konnte Hisbollah während des Krieges zerstören.“ (Quelle: Tagesschau)

Ganze Familien lassen sich durch die Ausstellung führen und staunen über die starken Kämpfer der Hisbollah, die die Ãœbermacht Israels in die Flucht geschlagen haben. Die Kinder freuen sich über das neuste Videospiel der Hisbollah: „Auf einem Flachbildschirm läuft das neueste Videospiel, das Hisbollah produziert hat: Mit dem Ruf ‚Gott ist groß‘ stürzt sich der Hisbollah-Kämpfer in die Schlacht in Südlibanon, um die israelischen Angreifer zurückzuschlagen.“ Alle Ausstellungsstücke der Israelist sind unterhalb von den Besuchern angebracht: „Ali erklärt die Anordnung der Ausstellungsstücke: ‚Dies ist die Philosophie, dass wir alles, was israelisch ist, nach unten gelegt haben. Wir müssen nach unten schauen, um es zu sehen – wir schauen also auf Israel herab!‚ „(Quelle: Tagesschau)

Doch ist diese Ausstellung nur virtuell – die wirkliche Krise im Libanon, sozial, politisch und ökonomisch ist real. Durch den Krieg und die unnötige Zerstörung seitens der Israelis sinkt der Mut bei der Bevölkerung. Ich zweifle daran, dass diese Ausstellung das richtige Mittel ist, um den Wiederaufbau zu motivieren. Das Ergebnis „göttlicher Siege“ sind doch eher menschliche Kriege. Lassen wir die Helden zu Wort kommen (Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst):

Wie weit ist weit genug weg
Wie weit ist weg?
Na warte

Wie weit ist weit genug weg
Zehn Finger breit
auf der Karte

(…)

Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verschenkst
Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verschenkst

Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verpennst
Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verpennst

Welche Kulturform?

Eine alte Lektion aus der Missiologie kam mir ins Gedächtnis, als ich folgendes las:

„Wir Westler verstehen dies nicht, weil es uns nicht darum geht eine Scham “zu tilgen”, sondern darum, Gerechtigkeit im Sinne des Gesetzes herzustellen (ich vermute das Israel in diesem Bereich ebenso westlich tickt wie wir) gemäß der Frage: “Was ist erlaubt – was ist nicht erlaubt?”.

Das allerdings interessiert die meisten arabischen Länder und Menschen nicht in erster und auch nicht in zweiter Linie: viel mehr geht es ihnen darum, den Jahrtausende alten Makel durch verlorene Kriege, Unterdrückung oder Vertreibung abzuwaschen. (Ähnliches lief beim Karikaturenstreit vor geraumer Zeit ab, als wir über die Massendemonstrationen und Angriffe auf Botschaften nur verständnislos den Kopf schüttelten.“ (gefunden bei Johannes Schwab)

Der Islam und die Hisbollah als Schamkultur ist auf jeden Falle in Gedanke, der sich lohnt weiterverfolgt zu werden. Weiterführende Links und Hintergrundinfos gibt es auch noch dort!