Gaza – ein neuer Krieg?

Mit Sicherheit ist an dem Konflikt, der im Moment eskaliert nichts neues – die Spieler in diesem tödlichen Schlagabtausch sind alte Bekannte und die Wahl der Waffen hat sich nicht verändert – nur der Ort liegt weiter südlich. Und leider war es auch nur ein Frage der Zeit, wann es so kommen musste. 2005 hat Israel unter erheblichem Protest die letzten Siedlungen im Gaza Streifen aufgegeben. Es ist übrigens ein Trugschluss anzunehmen, dass „Israel“ mit einer Stimme spricht, wenn es um Waffengewalt geht. Innerhalb von Israel herrscht eine Meinungsvielfalt und die Entscheidungen des Parlaments haben oftmals nur wenig Mehrheiten. So gibt es auch Proteste um den neuerliche Einsatz von Waffengewalt – aber das nur am Rande.

Wie alles in Israel hat dieser Konflikt Geschichte, war zu erwarten und ist mitnichten neu. Begonnen hat alles 1948 mit der Staatsgründung Israels (eine sehr kurze Zusammenfassung) und seit dieser Zeit dauert dieser Konflikt an. Das Problem ist das gleiche geblieben – Israel hat einen Staat in einem Machtvakuum gegründet, war schneller als die Palästinenser, wurde anerkannt und seit dieser Zeit kämpfen diese zwei Völkergruppen (Palästinenser und Israelis) um das Territorium zwischen dem Libanon im Norden, Ägypten im Süden und Syrien und Jordanien im Osten. Gaza ist ein kleiner Streifen Land mit wenig Möglichkeiten – kaum landwirtschaftlich nutzbar, fast völlig abhängig von Israel mit wenig Ressourcen (ausser Grundwasser) versehen – die Leute, die dort leben können kaum anders als zum einen neidisch auf das reiche Israel blicken (Israel hat wirklich einiges an Wohlstand und Lebensstandart) zum anderen, beeinflusst durch die radikalislamische Hamas, sich als Brückenkopf verstehen – als strategischer Brückenkopf für Angriffe auf Israel. Darum fliegen von hier, vor allem aus der Stadt Bait Hanun aus Quassam Raketen auf Israelischen Boden. Da es auf Wikipedia fast alles gibt, gibt es auch eine Statistik mit den Zahlen der auf Israel abgefeuerten Raketen.Bild 1.jpg

Der Graph ist nicht wirklich aktuell, zeigt aber durchaus eine Tendenz – es werden seit 6 Jahren immer wieder Raketen abgefeuert und es werden mehr und mehr Abschüsse. Wie lange kann eine Nation ein solches Verhalten dulden? Nach einem fast 6-monatigen Waffenstillstand feuerte die Hamas, die auch de-facto die Regierung des Gaza-Streifens ist wieder auf Israelischen Boden. Die Antwort Israels wundert nicht – seit jetzt 60 Jahren ist die Politik Israels relativ gleich geblieben und lautet: Schlag so hart Du kannst zurück und wenn Du weißt, dass einer gegen dich aufstehen will, dann schlag ihn nieder, bevor er aufgestanden ist. Auf Seiten der Hamas/Hissobolah und vielen Drahtziehern der arabischen Welt, die hinter ihnen stehen heißt das Bekenntnis ganz klar: Vernichtet Israel, völlig.

Trotz aller Friedensbemühungen (der Papst, die Vereinten Nationen, etc.) ist unter den oben genannten Vorraussetzungen alles zu Erwarten – ausser ein Dauerhafter Friede. Freunde, die in Israel wohnen, sagen: Wir sind schon seit 60 Jahren im Krieg. 300 Tote sind zu beklagen und obwohl in den Medien davon gesprochen wird, dass viele davon Hamas Kämpfer waren, so sind natürlich auch Zivilisten betroffen, Frauen, Kinder. Wenn Staaten und Religionen kämpfen sind immer wieder die Menschen betroffen. Wie sehr braucht diese Welt Versöhnung, Hoffnung und die Möglichkeit sich nach jahrzehntelangem Streit vergeben zu können. Wenn das nicht möglich ist, dann wird es immer wieder so enden, wie im Nahen Osten im Moment. Ich bin traurig.

Propaganda oder wie die Hisbollah ihren „göttlichen Sieg“ über Israel feiert

Vor etwa einem Jahr ging der Krieg Israel-Hisbollah zu Ende (ich hatte damals viel dazu geschrieben). Die Hisbollah bezeichnet ihn als „göttlichen Sieg“, ich denke die Welt und Israel selbst wird das anders werten. Wir wissen ja schon etwas länger, dass es keine Sieger gibt und das „humane Kriegführung“ ein Mythos ist.

Die Hisbollah ist auf jeden Fall der Sieger bei der Bevölkerung des Libanon:

Die Hisbollah hat die Ausstellung auf einem leeren Grundstück errichtet, im Süden von Beirut, dort also, wo sie Schulen und Krankenhäuser unterhält, täglich Trinkwasser anliefert und den Müll abfährt. Der Staat hat sich hier nie richtig gekümmert, also kümmert sich Hisbollah.“ (Quelle: Tagesschau)

Was ist zu sehen?Panzer in der AusstellungSchautafeln, Diashows, Unmengen erbeuteter israelischer Munition und Gewehre, der Rest des Rotorkopfes eines abgeschossenen Helikopters – aufwendig und mit modernen Mitteln zeichnet Hisbollah das nach, was aus ihrer Sicht im letzten Sommer ein „göttlicher Sieg“ gegen Israel war. Die israelischen Beutestücke sind in Plexiglasschaukästen in den Boden eingelassen, wie auch das überlebensgroße Modell eines Merkava-Kampfpanzers; Dutzende dieser Panzer konnte Hisbollah während des Krieges zerstören.“ (Quelle: Tagesschau)

Ganze Familien lassen sich durch die Ausstellung führen und staunen über die starken Kämpfer der Hisbollah, die die Ãœbermacht Israels in die Flucht geschlagen haben. Die Kinder freuen sich über das neuste Videospiel der Hisbollah: „Auf einem Flachbildschirm läuft das neueste Videospiel, das Hisbollah produziert hat: Mit dem Ruf ‚Gott ist groß‘ stürzt sich der Hisbollah-Kämpfer in die Schlacht in Südlibanon, um die israelischen Angreifer zurückzuschlagen.“ Alle Ausstellungsstücke der Israelist sind unterhalb von den Besuchern angebracht: „Ali erklärt die Anordnung der Ausstellungsstücke: ‚Dies ist die Philosophie, dass wir alles, was israelisch ist, nach unten gelegt haben. Wir müssen nach unten schauen, um es zu sehen – wir schauen also auf Israel herab!‚ „(Quelle: Tagesschau)

Doch ist diese Ausstellung nur virtuell – die wirkliche Krise im Libanon, sozial, politisch und ökonomisch ist real. Durch den Krieg und die unnötige Zerstörung seitens der Israelis sinkt der Mut bei der Bevölkerung. Ich zweifle daran, dass diese Ausstellung das richtige Mittel ist, um den Wiederaufbau zu motivieren. Das Ergebnis „göttlicher Siege“ sind doch eher menschliche Kriege. Lassen wir die Helden zu Wort kommen (Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst):

Wie weit ist weit genug weg
Wie weit ist weg?
Na warte

Wie weit ist weit genug weg
Zehn Finger breit
auf der Karte

(…)

Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verschenkst
Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verschenkst

Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verpennst
Der Krieg kommt schneller zurück als du denkst
Du kriegst zurück was du verpennst

Schon lange…das Buch Esther und der Gaza Streifen heute

Als ich am Mittwoch bei unseren Senioren im CVJM eingeladen wurde, habe ich über das Buch Esther geredet. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Taktik Israels sich in den Jahren seit ca. 500 v.Chr. nur unwesentlich verändert hat. Bei Esther ging es darum das Volk Israel durch geschickte Politik und schlaue Einfälle vor der Vernichtung durch einen radikalen Führer (Haman) zu bewahren. Wie ist dies zum Schluss geschehen? In dem die jüdischen Stämme kurzerhand ihren Feinden zuvor gekommen sind: Sie haben die Feinde angegriffen und getötet. Frauen und Kinder sind dabei verschont worden, auch der Besitz der feindlichen Familien wurde nicht angetastet.

Ich wünschte das könnte man auch von der heutigen Politik Israels sagen. Natürlich ist es verständlich, wenn man Waffenlager zerstört, wenn man genau weiß, dass diese Waffen gegen Israel eingesetzt werden. Und daran habe ich keinen Zweifel. Natürlich wollen die angrenzenden Staaten Israel ans Leben.

Israels Antwort heißt wieder einmal Raketen und die wählen nicht zwischen Kindern und Frauen und Kämpfern aus.

Ein israelischer Militärsprecher bestätigte den Angriff. Das Haus habe einem führenden Hamas-Kämpfer als Waffenlager gedient. Der Mann sei für mehrere Anschläge auf Israel sowie für die Herstellung und den Import von Waffen verantwortlich.

Am frühen Donnerstagmorgen waren israelische Soldaten im Süden des Gazastreifens in die Umgebung der Stadt Chan Junis vorgedrungen und dabei von einer Gruppe militanter Palästinenser angegriffen worden. Als ein israelisches Flugzeug eine Rakete auf die Angreifer abfeuerte, wurden nach palästinensischen Angaben sechs Menschen, darunter zwei erwachsene Zivilisten und ein Kind, getötet und sieben weitere verletzt. Mehrere Häuser, die nach israelischen Angaben als Waffenlager dienten, wurden zerstört.

Israelische Angriffe auf Gazastreifen | tagesschau.de

Heute nacht wurden wieder Raketen abgeschossen. Es macht mich traurig zu sehen. Früher ging es scheinbar besser zwischen Schuldigen und Unschuldigen zu unterscheiden. Auch wenn ich mir schon zu Esthers Zeiten eine friedliche Lösung gewünscht hätte, scheint mir das noch humaner zu sein, als die heutige Kriegführung Israels.

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Israel anerkannt?

Im Moment habe ich wenig Zeit, um die Nachrichten eingehend zu studieren oder viel zu bloggen, leider! Aber was ich heute morgen so lese erstaunt mich ein wenig – von der Regierungsbildung in den Palästinensergebieten hatte ich gehört, auch das die gemäßigte Fatah mit der Hamas koaliert. Nicht überrascht hatte mich die Meldung vom 17.09.

Die Hoffnung auf die Bildung einer gemeinsamen palästinensischen Regierung von Fatah und Hamas hat sich vorerst zerschlagen

Abbas stoppt Gespräche mit Hamas | tagesschau.de

Abbas hat die Gespräche zu diesem Zeitpunkt abgebrochen, weil eine Einigung nicht in Sicht war – das hat sich aber verändert (22.09.)

Die angestrebte Einheitsregierung aus Fatah und Hamas wird Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas zufolge das Existenzrecht Israels anerkennen und der Gewalt abschwören.

Abbas: Palästinenser erkennen Israel an | tagesschau.de

Scheinbar lenkt die Hamas aber nicht freiwillig ein – erst die monatelange, internationale Isolierung führt dazu. Abbas spricht in der UN Vollversammlung davon, dass „alle in der Vergangenheit mit Israel getroffenen Vereinbarungen“ eingehalten werden und beruft sich dabei auf einen Briefwechsel zwischen Rabin und Arafat aus dem Jahre 1993. Diese handeln von einem Verzicht auf Gewalt und die Schaffung eines unabhängigen Palästinenserstaates an der Seite Israels.

Ich bin gespannt ob ein solcher Entscheid, der durch äußeren Druck entstanden ist, wirklich tragfähig sein wird. Jemand besser über die Hintergründe informiert – freue mich über Ergänzungen!

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Welche Kulturform?

Eine alte Lektion aus der Missiologie kam mir ins Gedächtnis, als ich folgendes las:

„Wir Westler verstehen dies nicht, weil es uns nicht darum geht eine Scham “zu tilgen”, sondern darum, Gerechtigkeit im Sinne des Gesetzes herzustellen (ich vermute das Israel in diesem Bereich ebenso westlich tickt wie wir) gemäß der Frage: “Was ist erlaubt – was ist nicht erlaubt?”.

Das allerdings interessiert die meisten arabischen Länder und Menschen nicht in erster und auch nicht in zweiter Linie: viel mehr geht es ihnen darum, den Jahrtausende alten Makel durch verlorene Kriege, Unterdrückung oder Vertreibung abzuwaschen. (Ähnliches lief beim Karikaturenstreit vor geraumer Zeit ab, als wir über die Massendemonstrationen und Angriffe auf Botschaften nur verständnislos den Kopf schüttelten.“ (gefunden bei Johannes Schwab)

Der Islam und die Hisbollah als Schamkultur ist auf jeden Falle in Gedanke, der sich lohnt weiterverfolgt zu werden. Weiterführende Links und Hintergrundinfos gibt es auch noch dort!

Die Situation im Nahen Osten Teil 10: Syrien erklärt sich

Syriens Präsident Baschar al Assad bei einer Rede in Damaskus (Foto: AFP)Steinmeiers Syrien Reise ist abgesagt, der Grund ist, dass Syriens Chef, Baschar al Assad eine Rede gehalten hat, die wunderbar in das „Saladin“ Denken der arabischen Welt hineinpasst:

„Selbstverständlich schließen wir Israel aus dem Friedensprozess aus, denn Israel ist ein Feind.“ Er rief die arabischen Herrscher auf, künftig den Widerstand gegen Israel zu unterstützen. Assad würdigte ausdrücklich die Hisbollah-Kämpfer:“Denjenigen, die Syrien vorwerfen, es unterstütze die Hisbollah, sagen wir, dass dies für uns eine große Ehre ist und ein Orden an der Brust jedes Arabers.“

Steinmeier sagt Syrien-Reise kurzfristig ab | tagesschau.de

Die Hisbollah gilt es zu Unterstützen und natürlich ist Syrien der Nummer 1 Lieferant für Waffen, die gegen Israel eingesetzt werden. Israel ist der Feind, weil es „auf der Grundlage von Aggression und Expansion gegründet worden und daran hat sich nichts geändert“ (so Assad in seiner Rede).

Was ist zu erwarten? Auf der einen Seite wird die Waffenruhe scheinbar nur durch Hisbollah Raketen und Einzelne Kämpfer gestört, auf der anderen Seite erklärt Syrien jetzt deutlich seine Stellung. Entwaffnet sollen die Kämpfer der Hisbollah auf keinen Fall werden. Verzwickte Lage – je länger ich diesen Konflikt beobachte, um so mehr drängt sich mir die Frage auf wann da unten ein „großer“ Krieg ausbrechen wird. Die Israelis fühlen sich seit Staatengründung im Krieg, Frieden ist mit Nachbarn wie Syrien eine Utopie, wie man auch jetzt wieder deutlich sieht. Diese Serie „Die Situation im Nahen Osten“ wird noch viele Fortsetzungen finden, befürchte ich.

Dies ist für die aktuelle Situation der 10. Beitrag – alle 9 vorherigen findet ihr hier.

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Die Situation im Nahen Osten Teil 9: Waffenstillstand?

Die jüngsten Entwicklungen und auch die Meinungen der Presse scheinen ein Ende der direkten, kriegerischen Handlungen am Montag um 7:00 Uhr Ortszeit anzudeuten. So lautet die Resolution der UNO, über die heute das israelische Parlament befinden wird. Wird es zu einem Waffenstillstand kommen? Ich denke: Ja. Und Es wird Zeit dafür – der wirkliche Gewinner dieses Krieges scheint aber schon festzustehen und es ist leider logisch, wenn man es bedenkt: Die Hisbollah. (Der Wiki Artikel über die Partei Gottes „Hizubu ‚llah“ ist recht gut, wie ich finde)

Der Sieger der Konfrontation in Südlibanon und Nordisrael steht bereits fest – es ist die Hisbollah, mit Scheich Hassan Nasrallah an der Spitze, einem Mann, den weite Teile der arabischen Welt als einen neuen Saladin sehen. Um Uri Avneri zu zitieren, den großen Alten der israelischen Friedensbewegung: Wenn ein Fliegengewichtler es schafft, 15 Runden gegen einen Schwergewichtler durchzuhalten, steht er als Sieger da!

Kommentar: Alle verlieren – nur die Hisbollah gewinnt | tagesschau.de

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Die Situation im Nahen Osten Teil 8: Armageddon

Bomben auf Beirut, Katjuschas auf Haifa: Die evangelikalen Christen in den USA sehen im aktuellen Nahost-Konflikt den Anfang vom Ende, soll doch in Israel der Showdown zwischen Gut und Böse stattfinden. Deshalb unterstützen sie Israel – damit die Welt wie vorgesehen untergehen kann.

Evangelikale in den USA: Die Armageddon-Lobby | tagesschau.de

Es ware eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann irgendwann diese Meldung aufkommen musste: Evangelikale Christen in Amerika warten auf die letzte Schlacht. Jesus kommt wieder und es hat mit dem Krieg mit der Hisbollah zu tun. Dabei ist es schwer feinfühlig zu sein und die Balance zwischen Glaubensinhalten, die unumstößlich wahr sind und der Linie, wo man in den religiösen Fanatismus abgleitet zu halten. Hat dieser Konflikt wirklich etwas mit dem kommenden Messias zu tun? Weiterlesen

Die Situation im Nahen Osten Teil 7: Getötete Menschen

Krieg ist ein blutiges Geschäft, beim Nachfoschen über den Bericht der Israelischen Armee über den Angriff auf das Dorf Kana, bin ich über einen wichtigen Bericht der Organisation „Human Rights Watch“ gestolpert. Die Leute von „Human Rights Watch“ sind vor Ort im Libanon und kommen ihrer Aufgabe nach, die Menschrechtsverletzungen zu dokumentieren und anzuprangern – sie haben einen 51-seitigen Bericht verfasst, der den vielen zivilen Toten Namen gibt und Israel zugleich mit seinem Versagen konfrontiert tatsächlich die Hisbollah zu treffen.

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Die Situation im Nahen Osten Teil 6: Wie lange noch?

Das Hin und Her bleibt. Auch nach den jüngsten Ereignissen kann man sich immer noch kein klares Bild von der Situation machen. Auf der einen Seite wird über den Begriff „Krieg“ diskutiert, ob er der richtige sei, auf der anderen Seite ist man fassungslos, wie hoch die Zahl der Opfer und der Austausch von Raketen und Bomben aussieht.

Condolezza Rice besucht die Region und vermittelt, vermutlich um Druck auf Israel auszuüben – Israel bombardiert ein kleines Dorf, Kana, und 54 Menschen, viele Kinder, sterben bei den Angriffen. 48 Stunden Bombardierungspause, die nach wenigen Stunden von Israels Seite wieder gebrochen wird. Der Angriff auf das Dorf wird allgemein verurteilt, die UN scheitert wieder am Veto Recht der USA Israel zu verurteilen. Israel macht dagegen die Hisbollah verantwortlich – sie benutze „menschliche Schutzschilde“. Dies wird interessanterweise aus Deutschland kommentiert (Eckard von Klaeden, der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion):

…machte derweil die Kriegsführung der Hisbollah für die vielen zivilen Toten im Süden Libanons verantwortlich. „Es ist ein eindeutiger Verstoß gegen das Kriegsvölkerrecht von Seiten der Hisbollah, sich immer wieder unter Zivilisten zu mischen, zivile Wohngebiete und Dörfer als so genannte menschliche Schutzschilde zu missbrauchen“, sagte von Klaeden im Südwestrundfunk. „Es ist der israelischen Armee so gut wie unmöglich, gegen Hisbollah vorzugehen, ohne dabei Zivilpersonen in Mitleidenschaft zu ziehen, also Zivilisten zu töten.“

Erler: „Rice hat in Nahost viel mehr erreicht als erwartet“ | tagesschau.de

Das ist vermutlich nur eine Seite, meine Schätzung ist, dass die Hisbollah Kämpfer schlicht mit Freunden aufgenommen werden. Reaktionen aus dem Libanon zeigen, dass die Hisbollah bei der Bevölkerung generell eher positiv wahrgenommen wird. Israel mag die Raketenabschuß Basen zerstören, aber die Hisbollah wird aus diesem Krieg gestärkt hervorgehen. Meine Prognose ist, dass es noch viel länger dauern wird, als 14 Tage. Ich hoffe, dass es nicht noch mehr eskaliert – Syrien hat ja bereits signalisiert, dass es bereit ist in diesen Konflikt mit einzusteigen. Wir werden sehen…

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Situation im nahen Osten Teil 5: Invasion, Krisenblogger und Israels Beweggründe

Die Britische Aussenministerin und UN Präsident Kofi Anan warnen Israel vor einer Invasion:

„Dies ist eine sehr gefährliche Situation“, sagte Außenministerin Margaret Beckett in einem Interview der „Financial Times“. „Eine Fehlkalkulation, ein Fehler könnte dramatische Folgen haben.“ Israel stehe an einem Wendepunkt.Auch UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte Israel vor einer Invasion. Der Einmarsch von Bodentruppen wäre „eine sehr ernste Eskalation“, sagte Annan dem Fernsehsender CNN.

Internationale Warnungen vor Invasion im Libanon | tagesschau.de

Ich glaube, dass Israel trotzdem in den Libanon einmarschieren wird. Sie wollen das und werden das tun.
Beim Nachdenken über die Situation ist mir ein großer Faktor aufgefallen, der logisch ist und Sinn macht. Israels eigentliches Problem ist weder der Gazastreifen noch der Libanon. Sie haben vieles davon schon im Griff. Israels eigentliches Problem ist Syrien und der Iran. Diese unterstützen, wie schon oft zitiert, die Gruppen, die Israel Probleme bereiten. Der Libanon ist wehrlos – ich glaube, dass Israel ein Exempel statuieren will: Seht, was passiert, wenn ihr uns nicht in Ruhe lasst. Wir sind in der Lage uns schnell und effizient zu wehren. Und wir ziehen das durch.Israel will Stärke beweisen. Das würde zumindest auch die Härte und das Ausmass erklären.Leider wird es nichts nutzen. Ich glaube nicht, dass Syrien oder der Iran beeindruckt sind.

Derweil gibt es eine andere, auch wieder logische Entwicklung, der man mal nachgehen könnte: Es gibt Blogger im Nahen Osten, im Krisengebiet. Eine Übersicht gibt es hier.

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Die Situtation im Nahen Osten Teil 4: Kofi's Appell

UN-Generalsekretär Kofi Annan (Foto: dpa)

Kofi Anan hat sich deutlich zu dem Krieg im Libanon geäußert:

„Mehrere von Israels Aktionen haben libanesische Zivilisten getötet und Infrastruktur zerstört. Auch wenn Israel das Recht auf Selbstverteidigung hat, ist die exzessive Anwendung von Gewalt zu verurteilen.“

Annan schlägt scharfe Töne gegen Israel an | tagesschau.de

Dem kann ich nur zustimmen. Ees ist einer Selbstverteidigung unwürdig so viel Tod, Schaden und Zerstörung zu bringen. Ich kann dahinter nicht eine Verfolgung der Hissbollah sehen. Israel zeigt sich davon unbeindruckt und bringt ein drastisches Bild(Zitat Dan Gillermann, UN Botschafter Israels):

„Bei einer Krebsoperation stoppt man nicht in der Mitte, näht den Patienten zu und sagt, ‚Leb damit bis es dich tötet.‘ Wir werden im Libanon weitermachen, um sicher zu sein, dass das Krebsgeschwür im Herzen Libanons entfernt ist.“

Annan schlägt scharfe Töne gegen Israel an | tagesschau.de

Ich kann verstehen, dass Israel die Selbstmordattentate beenden will und irgendwie Frieden schaffen. Aber das ging noch nie mit Waffen. Derweil schreibt Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad Kanzlerin Merkel einen Brief, in dem es (Angaben eines Regierungssprechers):

„um Deutschland, um Zionismus und darum, wie wir eine Lösung des Palästinenserproblems erreichen können“

Irans Präsident wendet sich per Brief an Merkel | tagesschau.de

Er bleibt dabei scheinbar seiner, von Merkel schon im Vorfeld stark kritisierten, Haltung gegenüber Israel treu:

Der Brief sei für die deutsche Regierung in hohem Maße heikel. „Es gibt eine Menge Propaganda gegen Israel und die Juden“, sagte der Regierungsmitarbeiter. „Er kritisiert Deutschland nicht.“ Es gehe im Wesentlichen darum, „wie wir zusammenarbeiten können, um die Probleme der Welt zu lösen“, so der Regierungsmitarbeiter weiter. (…)

Irans Präsident wendet sich per Brief an Merkel | tagesschau.de

Wie die Rolle des Irans in dem gegenwärtigen Konflikt im Libanon ist, scheint zumindest der Tagesschau klar zu sein: „Ahmadinedschad hat wiederholt das Existenzrecht Israels bestritten und
gefordert, der jüdische Staat müsse von der Landkarte verschwinden. Im
gegenwärtigen Nahost-Konflikt gilt Iran als Hauptsponsor der schiitischen Hisbollah-Miliz.

Kofi hat Recht, da ist zuviel Gewalt im Spiel, die Reaktion Israels ist zu brutal, fast schon wie von Sinnen. Israel wird „das Krebsgeschwür“ nicht auf diesem Weg herausbekommen. Die Frage bleibt jedoch: Welchen Weg muss man beschreiten, um den genauso sinnlosen Antisemitismus der Hisbollah, der Hamas, Syriens und des Irans Einhalt zu gebieten?

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Situation im Nahen Osten Teil 3: Wirkliche Gefahr aus dem Libanon?

Wir sehen viele Bilder vom brennenden Beirut und schrecklich ist, was der dortigen Bevölkerung angetan wird!Wir hören von UN Warnungen an Israel und Recht hat sie! Sogar Israelis selbst kritisieren die Härte mit der die Israelische Armee vorgeht:

„Es gab einen Angriff und eine Provokation gegen Israel, das steht außer Zweifel, aber die Frage ist, wie und wie stark wir reagieren und wohin uns das führen wird“, meint Gideon Levy, Journalist der Tageszeitung Haaretz. „Ich war gestern den ganzen Tag im Norden unterwegs und die Lage dort ist wirklich furchtbar. Und da muss man sich doch fragen: War das wirklich unvermeidbar? Zwei Soldaten wurden entführt und wir reagieren ohne jede Verhältnismäßigkeit. Haben wir vorher wirklich alles versucht? Haben wir denn in den letzten drei Jahren versucht, die Hisbollah auf andere Art und Weise aus dem Südlibanon wegzukriegen?“

Wenig Zweifel in Israel an Militäreinsatz | tagesschau.de

Von solchen Versuchen ist mir nicht viel bekannt, muss ich sagen. Vermutungen über die Gefahr aus dem Norden, vom Libanon her, werden aber im Moment bestätigt:

Patrick Leclercq: Iran unterstützt die Hisbollah militärisch und finanziell. Von Iran erhält sie Raketen, an die sie sonst nicht herankommen würde. Nach Schätzungen war sie vor den kriegerischen Auseinandersetzungen im Besitz von 12.000 Raketen. Noch wichtiger ist aber die ideologische Unterstützung der religiösen Führer. Die Hisbollah als „Partei Gottes“ hat das erklärte Ziel, in Libanon einen Gottesstaat aufzubauen.

Interview: „Die Hisbollah ist Staat im Staate“ | tagesschau.de

12.000 Raketen, von denen viele im Moment Richtung Israel fliegen. Haifa ist schon getroffen worden – sicherlich, die Präzision und Vernichtungskraft der israelischen Armee wird von den Hisbollah Kämpfern nicht erreicht, aber eine Gefahr lässt sich genauso wenig leugnen wie der Willen der Libanesischen Hisbollah den Krieg mit Israel auch zu führen. Israel seinerseits erntet für sein Verhalten auch keinen Ruhm, bleibt sich aber treu – wie im Sechstage Krieg greifen sie den Feind an, bevor dieser wirklich zuschlagen kann. Effektiv, aber kaltblütig, Rabbi Akiba gab schon diesen Rat: „Töte Deinen Feind, bevor er Dich töten kann! (Sinngemäß, kein wörtliches Zitat)“. Was in diesem Fall gerecht ist kann wohl kaum noch jemand sagen.

Ich wünschte alle Angreifer würden ihre Angriffe stoppen. Dieses Problem läßt sich nicht wegbomben, Diplomatie hat allerdings in den letzten 58 Jahren auch noch nichts positives ausgerichtet.

Wie würden wir reagieren, wenn ein Nachbarstaat von uns 12.000 Raketen hat, die er auf uns richtet? Kalter Krieg ist für manchen noch ein Begriff, Raketenstellungen gab es in meinen Kindertagen in der Nähe meines Dorfes – die haben Richtung Osten gezeigt. Irgendjemand einen konstruktiven Vorschlag?

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Situation im Nahen Osten Teil 2: Hamas, Hisbollah und Hintergründe

Nach den jüngsten Angriffen Israels auf den Libanon wird es Zeit sich mit den beiden Organisationen Hamas und Hisbollah zu beschäftigen. Die Hamas regiert im Gaza-Streifen als Partei. Ihr Ziel:

Die Hamas bezeichnet die gesamte Region Palästina – damit auch Israel, das als „zionistisches Gebilde“ bezeichnet wird – als „islamisches Heimatland“, das niemals Nicht-Muslimen überlassen werden dürfe, und erklärt es zur Pflicht eines jeden Moslems für die Eroberung Israels zu kämpfen (in ähnlichem Sinne äußerte sich zuletzt der palästinensische Außenminister Zahar (im Amt seit März 2006) in einem Xinhua-Interview; vgl. „Für Israel kein Platz – Ultimatives Ziel der Hamas ist Zerstörung Israels und Gründung eines islamischen Staates“, DER STANDARD, Wien, 3. März 2006, http://derstandard.at/?id=2400293 ). Diese Position ist radikaler als die der säkularen PLO, die 1988 zumindest Israels Souveränität anerkannt hat.

Hamas – Wikipedia

Hamas in Gaza, Hisbollah im Norden im Libanon:

„Hisbollah ist eine Doktrin, eine soziale politische Partei. Zum ersten Mal beteiligen wir uns an einer libanesischen Regierung, weil wir bei den anstehenden Entscheidungen gebraucht werden. Hisbollah arbeitet nach ihren Prinzipien und gleichzeitig für das Wohl Libanons. Genauso arbeiten wir für die wirtschaftlichen und die sozialen Belange der Libanesen.“
Ziel: Auslöschung des Staates Israel

Allerdings verfolgt die Hisbollah nicht nur soziale und politische Ziele. Sie hat sich auch die Auslöschung des Staates Israel vorgenommen. Und dazu unterhält sie eine wohlgerüstete und disziplinierte Armee von etwa 5000 Kämpfern und – wie sie behauptet – 10.000 Reservisten.

Hisbollah – selbst ernannte „Partei Gottes“ | tagesschau.de

Hinter beiden Organisationen steckt allerdings ein Staat, mit Geld und Mitteln und wieder einmal dem Ziel Israel von der Landkarte zu tilgen:

Der iranische Traum:

Es ist bezeichnend, dass Hisbollah bei einer Besprechung in der iranischen Botschaft in Beirut gegründet wurde. Der Iran hatte immer schon versucht, im Libanon an Einfluss zu gewinnen und hatte sogar davon geträumt, mit Hilfe der libanesischen Schiiten dort eine zweite Islamische Republik ausrufen zu können.

Die Interessen hinter der Hisbollah | Fokus Nahost | Deutsche Welle | 14.07.2006

Der Iran nutzt diese Gelegenheit dankbar: Hamas, mehr aber Hisbollah geben Teheran eine Möglichkeit, sich direkt in den israelisch-palästinensischen Konflikt einzumischen, ohne sich dabei selbst die Finger zu verbrennen.

Die Interessen hinter der Hisbollah | Fokus Nahost | Deutsche Welle | 14.07.2006

Ich will Israels Vorgehen gegen den Libanon und Gaza nicht verteidigen, aber in dieser Lage lebt sich wirklich nicht gut – zwischen Hamas und Hisbollah. Die Hintergründe dieser Organisationen machen schnell deutlich, warum es keinen Frieden geben wird in dieser Region. Wenn Hamas, Hisbollah und der Iran als erklärtes Ziel haben Israel von der Landkarte zu tilgen werden sie eben dieses versuchen und Israel wird zurückschlagen. Ich habe keine Lösungsvorschläge. Das ist traurig, aber entspricht der Wahrheit. Der UN Sicherheitsrat hat nur ein begrenztes Verständnis für die Härte mit dieser Krieg seitens der Israelis geführt wird. Allein das Veto Recht Amerikas hat eine Resolution zu Ungunsten Israels verhindert.

Doch die (Resolution) wird es gegen den Widerstand der Vetomacht USA nicht geben. US-Botschafter John Bolton machte für die Eskalation vielmehr erneut Damaskus und Teheran verantwortlich: „Syrien bietet dem militärischen Flügel der Hamas Obdach und versorgt Hisbollah. Irans ausufernde Finanzierung und andere Unterstützung von Hisbollah, ist wohl bekannt und dauert seit langem an.“

Hitzige Debatte im UN-Sicherheitsrat | tagesschau.de

Wer hier wirklich noch im Recht ist und wer lügt ist für einen Europäer kaum zu verstehen.Wollen wir hoffen, dass dieser Krieg bald beendet und mit möglichst wenigen Opfern geführt wird. Frieden will im Nahen Osten keiner so recht, Gewinnen wollen alle.

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