2008 das Jahr der globalen Christenverfolgung

Das Jahr 2008 wird in die Annalen eingehen als das Jahr, in dem die Diskriminierung und Verfolgung christlicher Minderheiten weltweit ein selten gekanntes Ausmaß erreicht hat. Mehr als 200 Millionen der rund 2,2 Milliarden Christen sind betroffen, wie die katholische Menschenrechtsorganisation „Kirche in Not“ in einem aktuellen Bericht bilanziert.“ (Quelle: Welt.de)

„Keine andere Religionsgemeinschaft wird härter und grausamer verfolgt als die christliche, mehr als 90 Prozent der aus religiösen Gründen Ermordeten und Verfolgten sind Christen.“  (Quelle: Welt.de)

Ich war heute morgen beim Lesen der Nachrichten einfach geschockt. Ich wußte, dass Christen verfolgt werden, ich wußte auch, dass es zugenommen hat, aber das jeder zehnte Christ auf diesem Planeten von Verfolgung betroffen ist (200 Millionen von 2,2 Milliarden Christen) ist für schlicht unfassbar. In Indien hat ein Bischof einfach mal so Weihnachten abgesagt, zumindest der öffentliche Teil davon – aus Sicherheitsgründen (Quelle: Kirche in Not) Interessant ist auch, dass viele andere Nachrichtendienste (ich habe in der Zeit, der FAZ und der Süddeutschen nachgeschaut) keine Meldung dazu haben – das alles beherrschende Thema im Moment ist die wichtige Klarstellung der Kirche in Bezug auf Mammon (Huber vs. Ackermann).

Es ist das erste Mal, dass ich in einem großen Magazin (Welt) über die Organisation OpenDoors lese – wir hatten sie auch schon in der Wohnung und haben einen vorsichtigen Blick auf die Situation der Welt geworfen, der uns die Augen geöffnet hat für diese Tatsachen. OpenDoors führt ebenso den „Weltverfolgungsindex„, in dem die Länder mit den schlimmsten Verfolgungen verzeichnet sind.

Schon Im Jahr 2007 hat die Württembergische Landeskirche beschlossen, den heutigen 26.12. zum Gebetstag für verfolgte Christen auszurufen und damit Weitblick bewiesen (Ein Fakt, der der „Welt“ entgangen ist). Eine richtige Reaktion, denn anders kann und darf man nicht reagieren, denn jetzt mit Parolen ala „wenn Christen überall verfolgt werden, dann sollten die Religionsausübungsrechte in westlichen Ländern auch beschnitten werden“ anzufangen ist purer Blödsinn. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man eine Bevorzugung christlicher Flüchtlinge anstreben kann, wie Herr Schäuble vorschlägt, auch wenn mir das persönlich gefällt und ich es angesichts der Zahlen, die oben genannt sind auch gerechtfertigt finde.

Sicher bin ich mir jedoch, dass seitens der Regierungen mehr getan werden sollte für den Erhalt von freier Religionsausübung weltweit. Ich mag auch keine Endzeitdebatte anfangen, aber die Frage nach Gerechtigkeit und Stellenwert von Freiheit und ungerechten Geldsystemen sind dringende und wichtige in unseren Tagen. Vielleicht vergleichbar mit einem Vulkanausbruch. Die Lava ist schon lange da, er bricht im Moment nur sehr augenscheinlich aus. So sind diese Themen ebenfalls schon lange da, unter der Oberfläche, aber im Moment drängen sie mit Macht in das kollektive Bewusstsein der Welt und auch in meins.

Warum nicht heute für verfolgte Christen beten? Und wenn wir dabei sind auch für Afrika? Und das Neue Testament zur Hand nehmen und Römer 8, 31-39 lesen. (und gern weitere Texte zu „Verfolgung“ – wenn ihr Vorschläge habt, schreibt es einfach in die Kommentare!) Ein abschliessender Bericht, der uns die Dringlichkeit und konkrete Gestalt von Verfolgung vor Augen führt (aus Ägypten):

„Die zweite Jahreshälfte stand im Zeichen einer Serie von Angriffen auf koptische Gotteshäuser, wobei die Angreifer regelmäßig Steine und Brandsätze warfen. Die Polizei griff gar nicht oder erst spät ein. Höhepunkt war ein Angriff von sechzig bewaffneten Muslimen auf das Abu Fana Kloster. Vier Christen wurden dabei verletzt und drei Mönche entführt. Die Islamisten banden die Männer an einen Baum und peitschten sie aus. Man zwang sie, auf ein Kreuz zu spucken und sich zum Islam zu bekennen. Einer der Mönche blieb bis heute verschwunden.“ (Quelle: Welt.de)

Weiterführende Links:

Open Doors

Kirche in Not

Verfolgte Christen – Open Doors

Logo von OpenDoors - man beachten den Stacheldraht und den FischAm Freitag waren wir damit beschenkt zwei Mitarbeiter, David und Michael, der Organisation „Open Doors“ bei uns haben zu dürfen – neben den über 40 Leuten, die an diesem Freitag auch mit dabei waren. Sie haben uns ihre Arbeit vorgestellt und ich kam aus dem Staunen, aber auch aus dem Lernen nicht heraus – bisher waren verfolgte Christen für mich Zahlen – Nummern auf Statistiken, schlimme, furchtbare Nummern, aber nur Nummern (erschreckend: der Verfolgungsindex Weltweit wo werden Christen am meisten wegen ihres Glaubens verfolgt). Heute habe ich Gesichter vor Augen Pastor Hanna und Suhad aus Palästina zum Beispiel – ein Pastorenehepaar aus den autonomen Palästinensergebieten – sie haben Verfolgung zu leiden, weil man als Palästinenser einfach Moslem ist, nicht Christ. Und man versucht schon gar nicht andere zu Christus zu bringen. Gar nicht geht eine christliche Buchhandlung zu eröffnen oder eine Gemeinde zu gründen. Beides tun die beiden.

Da war eine Aussage von David, die mich bis ins Mark getroffen hat: „Alle diese Menschen hätten wenige bis gar keine Verfolgung zu erwarten, wenn sie einfach still wären, einfach nicht bekennen, dass sie Christen sind, einfach die Klappe halten.“ (sinngemäß zitiert) Aber das tun sie nicht. Sie reden von Gott, sie schmuggeln Bibeln, sie predigen, sie feiern Gottesdienste in Erdlöchern. Sie tun all das mit dem Wissen, dass sie für ihren Glauben sterben können, manche sogar mit dem festen Wissen, dass sie sterben werden. Open Doors erzählt ihre Geschichte und zeigt ihre Gesichter. Wir haben Videos gesehen und Briefe geschrieben.

Briefe? „Ihr solltet die Gesichter derm Verfolgten sehen, wenn sie eine Postkarte mit einer Ermutigung oder einem Gruß an sie bekommen“ sagte David. Die Reaktion ist fast immer die gleiche – sie weinen vor Glück, dass es Menschen gibt, die an sie denken, für sie beten, ihnen Mut machen durchzuhalten. Also haben wir geschrieben – für manche vielleicht das erste Mal einen Brief in englischer Sprache. Rücksendeadressen? „Bitte ohne Adressen, nicht dass die Verfolger diese Briefe in die Hände bekommen“ – Verfolgung hier bei uns? Es kann vorkommen, dass Briefe zurück verfolgt werden. Was bringt es, ausser Mutmachen? Michael meinte: „Auf den Phillipinen haben die Behörden aufgehört einen Gefangenen Christen zu foltern und ihn bald darauf freigelassen, weil er Waschkörbeweise Post aus aller Welt bekommen hat„. Bewegende Briefe. Ihr könnt übrigens auch schreiben – eine Vorstellung der Leute gibt es hier und wir man schreibt findet ihr hier. Ein bewegender Abend an dem nicht nur Brücken zwischen uns und Christen in der Verfolgung geschlagen wurden, sondern auch zwischen Jugendlichen und Älteren hier in der Wohnung – alle zusammen haben wir diesen Abend erlebt und gefüllt. Bei allem Nachdenken über Soziale Gerechtigkeit und Einstehen für Fair Trade uns so, sollten wir auch an unsere Schwestern und Brüder denken, die verfolgt werden. In den Staaten, in den sie Leben gibt ihnen niemand Gerechtigkeit!

Schön war das und auch hier noch einmal einen herzlichen Dank an alle, die mitgeholfen haben, vor allem an Nora, die das organisiert hat.
Briefe an verfolgte Christen schreiben