Regelmäßiger Verzicht: Rück- und Ausblick Fastenzeit 2008

Die Fastenzeit ist mit dem Anbruch des heutigen Tages zu Ende. Wie sollte man auch fasten, wenn Jesus auferstanden ist? Geburt, Kreuzestod und Auferstehung Jesu ist ein Dreiklang, der meinen Jahresrhythmus bestimmt und mich immer wieder an diese Eckdaten des Lebens als Nachfolger erinnert. Die Fastenzeit in diesem Jahr war aus unterschiedlichen Gründen etwas besonders:

  1. Habe ich mich darauf vorbereitet und nicht erst im letzten Moment irgendetwas hektisches beschlossen zu fasten.
  2. Ich habe eine Niederlage erlebt, denn ich habe es nicht geschafft eine Woche komplett zu fasten.
  3. Hat es mir enorm gut getan nichts zu kaufen und ausgewählt zu essen/mehr selbst zuzubereiten. Ich hatte zwar ständig Hunger (Danke an alle, die mir geholfen haben, Äpfel geschenkt, Brot gespendet, Nudeln gekocht – weiß der Geier, ihr seid wirklich spitze!)
  4. War es enorm schwer nichts zu kaufen (ausser natürlich Mehl, Gemüse und derlei). „Ich gönne mir mal was“ „ach die DVD sieht nett aus“ „oh ein Sonderangebot – kaufen, kaufen, kaufen!!!“, denn es ist wirklich in mein Gehirn programmiert. Wenn es regnet, kauf ein, wenn die Sonne scheint, kauf ein, wenn die Tochter schreit, kauf ihr was. Was auch immer. Das musste ich lernen zu überwinden. Vermutlich kann das jeder von Euch, aber ich stelle den Einfluss der Konsumgesellschaft auf mein Leben und meine Identität fest und beschliesse auch weiterhin davon weg zu lernen und zu leben.
  5. Wir haben viel Zeit gespart, vor allem beim Einkaufen „Einfach nur rumgucken“ brauchten wir nicht. Wir hatten uns ja ohnehin vorgenommen nichts ausser den Grundnahrungsmitteln zu kaufen.
  6. Mir sind die Zusammenhänge von Konsumanregung und Konsumverhalten deutlicher geworden. Ich habe einiges gelesen und recherchiert, aber eben durch den Verzicht auch selbst erfahren und das ist für mich nachhaltiger.

Unser Fazit aus dieser Zeit ist einfach: Wir bleiben dabei! Und zwar beim „Ãœberlegt kaufen“ – nicht mehr „einfach so“, sondern eben überlegt und durchgesprochen. Dabei werden wir auch zukünftig unseren Speiseplan viel mehr selbst gestalten, als von anderen einfach Fertigelemente zu erhitzen. Es hat uns so gut getan, dass wir auch künftig auf Tiefkühlpizza und Co verzichten werden. Schokolade wird an den Wochenenden zu unserem Speiseplan dazugehören, damit auch das Gefühl von etwas Besonderem erhalten bleibt. Eine gute Erfahrung.

Fastenzeit

Der aufmerksame Leser dieses Blogs hat mit Sicherheit festgestellt, dass ich selbst auf das Fastenzeit Blogstöckchen…, welches ich geworfen habe nichts geschrieben habe. (Danke für alle Antworten!)
Das soll sich hier ändern:

1. Hast Du schon einmal bewusst gefastet?

Ja, immer tageweise, eine Zeit lang sogar recht regelmäßig 1x Monat.

2. Was ist der Sinn von Fasten Deiner Meinung nach?

Fasten ist bewusster Verzicht auf alles, was meine Aufmerksamkeit bindet, in meinem Fall hat viel davon mit Nahrung oder anderen Konsumgütern zu tun. Im Verzicht gewinnt man Zeit, Konzentration und Fokus zurück.

3. Wirst Du in diesem Jahr in der Fastenzeit fasten?

Ja. Ich werde meine eigene „No Shopping“ Aktion durchführen: 6 Wochen komplett ohne Einkauf (bis auf die Grundnahrungsmittel) und zusätzlich noch 1 Woche komplett auf Nahrung verzichten.

4. Ist Fasten ein Thema in der Gemeinschaft in der Du lebst?

Im Sinne des Kirchenjahres schon – ich erlebe die Fastenzeit bei den Leuten meiner Umgebung allerdings mehr als Weihnachtsspeck-weg-Diät (meistens „Keine Süßigkeiten“)

Gut gefällt mir die Aktion einer britischen Kirche: buylesslivemore (The Methodist Church of Great Britain | Buy Less Live More) (kauf weniger, lebe mehr), die in der Fastenzeit jeden Tag einen Tipp zum „weniger kaufen“ schreibt (Heute: Mach Dir Dein eigenes Frühstück und kaufe kein fertiges ein) und einen Tipp zum „mehr leben“ gibt (besuch einen Gottesdienst).
Sie haben sogar eine „Kreditkarte“ herausgegeben, die man sich in den Geldbeutel stecken kann. Als Erinnerung weniger zu kaufen und mehr zu leben.Buy Less Live More

Gut gefällt mir auch die diesjährige Aktion von „sieben Wochen ohne“ (7 Wochen Ohne – Die Fastenaktion der evangelischen Kirche – 7WO) unter dem Motto: „Verschwendung – Sieben Wochen ohne Geiz„. Was auf den ersten Blick nach Widerspruch zu meiner eigenen Fastenzeit klingt, ist es bei genauerem Hinsehen nicht:

Verschwenderische Liebe nährt. Also: Fasten Sie und verschwenden Sie Zeit an Ihre Freunde, verschwenden Sie Ihr Geld für eine gute Sache, verschwenden Sie Liebe, genießen Sie, bleiben Sie genießbar. „7 Wochen Ohne“ – das heißt: eingeschliffene Gewohnheiten zu durchbrechen, die Routine des Alltags zu hinterfragen, seinem Leben möglicherweise eine neue Wendung zu geben oder auch nur wieder zu entdecken, worauf es ankommt. Der Herausgeber des Magazins „brand eins“ beschreibt in seinem Buch „Verschwendung“ treffsicher, warum Geiz und Sparsamkeit behindern und welche Vorteile unsere Wirtschaft von verschwenderischen Menschen hat. So möchten wir dazu anregen, über die Frage nachzudenken, wie viel mehr bringt uns dann Verschwendung unserer Menschlichkeit für unsere Gesellschaft?

Davon sollte man nie fasten. Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Fastenzeit – ach ja, das Buch, dass mich inspiriert hat heißt auch „No Shopping!“ und ist die Kaufempfehlung (!) von Robert Misik (Das Kult-Buch)