Individualismus

„Individualismus bedeutet heute, daß man alles tut, was alle anderen tun – bloß einzeln.”
Rock Hudson (1925-1985), amerik. Filmschauspieler

Es gibt doch Schauspieler, die etwas zu sagen haben. Das Zitat ist wahr und wenn ich mir mein Leben und das von anderen anschaue, dann muss ich mich immer wieder selbst ermahnen nicht einfach all das zu tun, was die anderen tun, sondern das was richtig und gut ist. (Römerbrief 12, 1-2)

Dosi stellt Fragen…konkrete Reaktion Teil 2

Immer noch die Fragen von Dosi im Kopf schreibe ich einmal ein wenig weiter:

Die meisten Kirchen, die ich kenne sind vom Prinzip her wie ein Theater aufgebaut. Die Struktur des „auf der Bühne“ und „im Publikum“ stellt den einen (Prediger, Band, Moderator) ins Rampenlicht und erlaubt dem anderen (Der Gottesdienstteilnehmer) passiv zu verweilen. Diese Struktur setzt sich in vielen Kleingruppen fort – es gibt den einen, der organisiert, vorbereitet, fragt und die anderen, die zumindest, wenn sie nicht aktiv eingebunden werden, eher passiv bleiben.

Ist also in Wirklichkeit alles eine Frage der Leitungsstrukturen? Ich glaube, Leitungsstrukturen haben damit zu tun, sind aber nicht der Kern des Problems, vielmehr sein Ausdruck: Unsere Gesellschaft verwandelt sich immer stärker in eine Dienstleistungsgesellschaft – ich bezahle heute für Dinge, die vor 30 Jahren noch selbstverständlich in Eigeninitiative erledigt wurden. Beispiel Ernährung. Eine ausgeklügelte Essensindustrie gaukelt mir ständig vor, dass ich ihre „Bequemlichkeitsprodukte“ (Convenience) brauche. In zwei Schritten (Packung auf, Backofen an) zum Hausgemachten Dinner. In den Städten mit den meisten Dicken in Amerika geht der Durchschnittseinwohner 20 mal/Monat um seine Hauptmahlzeit einzunehmen in irgendeinen Fastfood Laden. Natürlich färbt das auf die Kirche ab ein Zitat:

„Der Konsument braucht sich nicht zu beteiligen. Er sitzt im Sessel der behaglich gewärmten Kapelle und bleibt unverbindlich. Er entscheidet über Erfolg oder Misserfolg des religiösen Produkts. Man entscheidet sich frei für irgendeine oder gar keine Gruppe. Konsequenzen braucht man nicht zu fürchten, denn auch in der Kirche ist der Kunde König.“ („Trends 2000 (ABCteam)“ (Stephan Holthaus)1998, S. 121)

Die Frage von Dosi an der Stelle war: Warum sind Gemeindegliedern zu Konsumenten verkommen? Wir sind Kinder unserer Zeit und konsumieren – die englische Kaufhauskette Selfrige wirbt 2004 mit dem Slogan „I shop, therefore I am“ (Ich konsumiere, also bin ich) und es scheint, dass dieses Credo eben immer noch unangefochten an der Spitze der Entscheidungsfindung des Menschen steht. Konsum. Die Gemeinden, die ich kenne leiden sehr unter dieser Haltung, diesem Glaubensbekenntnis. In unserem kleinen Selbstversuch (Fastenzeit) bemerken wir, wie sehr der Konsum auch uns beherrscht und wie schwer es ist sich dem kaufen zu entziehen.

Wieder muss ich hier wegen Zeitmangel abbrechen – ein Post kommt noch – zu dem Thema: Ohne Konsum?

Links:

Barbara Kruger, Künstlerin 1987, „I shop, therefore I am

ICER Paper von Peter Koslowski, „I shop, therefore I am“ Produktivistische und konsumistische Aspekte des Selbst, 2006 (ziemlich philosophisch, aber gut)

DoSi stellt Fragen… konkrete Reaktion Teil 1

DoSi stellt in einem hastigen Post (wegen Zeitmangel – Danke, dass Du ihn trotzdem geschrieben hast!) sehr gute Fragen zusammen, die ich nicht zerreden mag, sondern nur darauf hinweisen.

Eine davon schnappe ich mir und versuche aus unserem Leben eine Antwort zu geben – vielleicht ehrlicher als mir lieb ist…

„Warum sind Gemeindeglieder zu Konsumenten verkommen?“

Ich beschäftige mich ja im Moment besonders mit dem ganzen Thema „Konsumkultur“ und ihre Auswirkung auf unser Verhalten und darum finde ich diese Frage in meinem Leben wie ein Echo auf vielen, vielen Gebieten wieder.

Eine mag ich Euch vorstellen – sie betrifft „Die Wohnung“ unsere Jugendgemeinschaft in der großen Familie des CVJM in Karlsruhe. Als wir gestartet sind im Sommer 2005 gab es nur wenige Konsumenten – es lag einfach daran, dass wir 6 Zimmer und 165 qm renovieren mussten. Da hat jeder mit angefasst, sei er begabt oder unbegabt. Schnell haben sich natürlich die Planer und die Fähigen herausgestellt und diese haben organisch die Führung übernommen. Legendär bleiben dabei beiden Theken (Küche und Café), die maßgeblich auf das Konto von zwei Jugendlichen gehen. Ich erinnere mich an den Augenblick, wo sie mir von dem Vorschuss den größten Teil zurückgegeben haben, weil sie ihre Arbeit so gut geplant hatten, dass sie wirklich kaum Geld benötig haben, um die Dinger zu bauen.

Ich erinnere mich an Aktionen, wo wir mit 10 Leuten Möbel zusammen geschraubt haben – ein Event, ein besonderes Gefühl. Natürlich gab es immer die Leute, die die Möbel vorher eingekauft haben, um allen die Mitarbeit zu ermöglichen.

Vielleicht kann man sagen, dass zu dieser Zeit etwa 60% der Gemeinschaftsleute aktiv waren, also keine „klassischen“ Konsumenten. Heute, mittlerweile 2 1/2 Jahre später sieht das etwas anders aus. Es gibt immer noch viele „Aktive“, die ein selbstverantwortlicher und eigenständiger Teil der Gemeinschaft sind, aber ich würde eher schätzen es sind so 25-30% – wir liegen da etwas höher als bei der „normalen Gemeinschaft“, aber natürlich sehr weit weg von „leading as a body“ oder einem Durchbruch bei der Konsumhaltung der anderen 70-75%. Zeit und Gewohnheit, Bequemlichkeit und „Eingezogen sein“ erklären so manches und natürlich auf meiner Seite das „Nicht genug Ermöglichen„, denn Mitarbeiter sehe ich in erster Linie als Ermöglichen der Teilhabe anderer. Teilhabe an allem, von der Mitarbeiter über Teil der Gemeinschaft sein bis hin zu Persönlichkeit entfalten und entwickeln.

Ich muss wegen Zeitmangel diesen Post ein anderes Mal weiter führen.

Was ist der Mensch?

Habe gerade ein interessantes Zitat gefunden, was der Mensch ist.

„Der Mensch ist die Sprache, in die Gott übersetzt wird.“ von Paul Claudel (1868-1955)

Passend dazu:

„Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen.“ (2. Korintherbrief 3, 4)

Und weil es so schön ist: Ein Filmchen von Marc