Brian Mclaren und Andrew im Gespräch über „Everything must change“

31LcP1t0xEL.jpgGerade bin ich über interessante Rückfragen von Andrew Jones gestossen, der Brian McLarens Buch „Everything Must Change: Jesus, Global Crises, and a Revolution of Hope“ gelesen hat. Er fragt Brian direkt:

  1. (sinngemäß) Warum erzählst Du in deinem Buch nichts über die Kirche als Gottes primäres Mittel zur Ausführung seiner Mission? Das hast Du schon vorher getan – hat sich daran etwas geändert?
  2. (sinngemäß) Ich vermisse etwas die Hoffnung auf das Leben nach dem Tod, die eschatologische Hoffnung auf die Wiederherstellung aller Dinge. Bist Du von diesem Punkt der christlichen Orthodoxie abgekommen oder konzentrierst Du Dich bewusst auf eine immanente Sicht der Dinge, um Deinen Punkt zu verstärken?
  3. Es scheint mir so zu sein, dass Du in deinem Buch fast unreflektiert die Befreiungstheologie unterstützt und mit keinem Wort kritisch siehst, wie z.B. David Bosch das tut. Wie kommt das? (Andrew wird in der Antwort stark zurechtgestutzt…)

Der Dialog, der daraus entsteht ist lesenswert – ich habe keine Zeit ihn zu übersetzen, leider. Auf Englisch geht es hier entlang…

Eine deutsche Rezension des Buches gibt es hier.

Was ist der Mensch?

Habe gerade ein interessantes Zitat gefunden, was der Mensch ist.

„Der Mensch ist die Sprache, in die Gott übersetzt wird.“ von Paul Claudel (1868-1955)

Passend dazu:

„Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln, nämlich eure Herzen.“ (2. Korintherbrief 3, 4)

Und weil es so schön ist: Ein Filmchen von Marc

Die Zisterzienser und die Frage nach der Praxis

Bild von Amazon: DIe ZisterzienserEs gibt immer wieder Weihnachtsgeschenke, die nicht die Hüften dick machen, sondern eher den Kopf. Meine Schwiegermutter hat wieder einmal ein solches ausgesucht und mir geschenkt – den sehr fein aufgemachten Bildband „Die Zisterzienser: Geschichte und Architektur„. Anders als so viele andere Großformatige Bücher enthält dieser eine exzellente Einführung in die Geschichte des Erneuerungsordens, eine Einordnung in den geschichtlichen Kontext und weiterführend dahin wie sich die Architektur der Klöster verändert hat, um deren theologische Anliegen widerzuspiegeln. Bernhard von Clairvaux trieb dieses Anliegen voran:

Es sollte ein Kloster gebaut werden, das den Mönchen einen Rahmen für ein ausgeprägtes Gemeinschaftsleben bot.“ (Die Zisterzienser, S. 39)

Ich finde es faszinierend, dass die praktische Frage wie man ein Kloster baut so eng verknüpft ist mit den geistlichen Erneuerungsprozessen, die die Zisterzienser gebracht haben. Waren die Benediktiner zu stark verweltlicht, so war die Antwort der Zisterzienser, ind er Rückbesinnung auf die ursprüngliche Benediktsregel, darauf:

Wenn möglich, ist das Kloster so anzulegen, dass alles Notwendige … innerhalb des Klosters ausgeübt werden kann. So brauchen die Mönche nicht draußen umherzulaufen, was ja ihren Seelen keineswegs zuträglich ist.“ (Benediktsregel, 66.1 und 66.6-7 in „Die Zisterzienser“, S. 49)

Ich glaube wir leben in einer Zeit der theologischen Umbrüche und der Erneuerungsfragen – denn das Fragen, Nachfragen, Hinterfragen von althergebrachten Denkmustern wird an vielen Stellen öffentlich (z.B. im ZeitGeist-Blog). Spannend wird es für viele jedoch erst, wenn es darum geht, was diese Fragen und Diskussion für praktische Auswirkungen haben. Und da inspirieren mich die Zisterzienser: Wie müsste ein Gebäude aussehen, das die Veränderung widerspiegelt? Wie müsste eine Ordensregel aufgestellt sein, die Produkt dieser veränderten Theologie ist? Ich bin (hoffentlich) reflektierter Praktiker und darum sehr an den Auswirkungen interessiert, die der Prozess in dem ich selbst stehe und in dem ich mit anderen unterwegs bin, zeigen wird. Wie werden neue Gemeindeformen aussehen, wenn sich die Ekklesiologie erneuert, wie müssen sie praktisch aussehen, um die Veränderung widerzuspiegeln?

Wir leben in einer spannenden Zeit, genau wie die Zisterzienser in einer spannenden Zeit gelebt haben und ich bin gespannt, wie die Antwort auf unsere praktischen Fragen, jenseits der Elfenbeintürme der Theologie, aussehen wird.

Schrottys Zweifel

Ich schreibe diesen Post auf einen Post von Schrotty. Ich weiß nicht, ob es eine Antwort werden wird, eher ein Gedankenspiel.

Was für eine Beziehung haben Glaube und Zweifel? Schaut man in den Jakobusbrief so ist man ernüchtert, sieht man Jesus in Getsemaneh an, ermutigt. Zweifel. Ich würde gern über den Zweifel als Frage und nicht als Zerstörer nachdenken. Descartes hat den Zweifel zur höchsten Beurteilungsform erhoben, ich würde ihn gern als Wegbegleiter der Echtheit sehen. Totalitäre Antworten ersticken sowohl die Fragen als auch den Prozess des Findens und immer wieder Findens. Johannes 15, 7 gibt uns immerhin den Hinweis darauf, dass Nachfolge ein Prozess ist. (Warum sollte Jesus sonst davon sprechen, dass seine Jünger „werden“ sollen?) Für mich sind ehrliche, zweifelnde Fragen schon immer wertvoll gewesen. Meine erste Predigt (eine Dialogpredigt mit Edith Höll im zarten Alter von 16 Jahren) ging um Thomas, den Zweifler – ich denke nicht, dass Jesus seinen Zweifel gerügt hat – eher sein Wunsch nach absoluter Sicherheit. Diese gibt es nicht im Glauben und genau darum denke ich der fragende Zweifel ist so enorm wichtig. Demütig muss er sein, der Zweifelt, nicht seinen Hochmut hinter dem Zweifel verstecken (ich weiß es ohnehin besser), ehrlich mit sich selbst und dem anderen, weder Zweifeln um des Zweifelns willen, noch das Feste des anderen mutwillig zerzweifeln suchend. Andere mögen sich dessen sicher sein, was man selbst bezweifelt.

Fragen und Suchen sind Dinge, die Jesus positiv gewertet hat, weder Nikodemus findet eine verschlossene Tür, noch heißt es, dass der Suchende nicht eingelassen wird. Wenn man Petrus anschaut, so kann man einen Zweifler (Jesus hat überdeutlich gemacht, dass sie zu allen Völkern gehen sollen und er weigert sich mit den Heidenchristen zu essen.) sehen, den Gott gebraucht.

Letztlich frage ich und hinterfrage ich und zweifle selbst an der Botschaft, die Gott uns gegeben hat und das bringt mich immer wieder dahin zu glauben. Oft bringt mich eine gute Frage näher an Gott heran als eine zu klare Antwort. Mein Weg ist die Ehrlichkeit und das Reden – mit Wenigen, mit Vielen unpassend oder passend. Offenheit auch im Zweifel und der Schwachheit bringt uns zusammen und den anderen vielleicht zu der Aussage: „Du auch, ich dachte schon ich wäre allein mit meinem Zweifel“.

Soweit mal meine Gedanken – etwas spät, aber doch noch. Liebe Grüße

Die Frage

Die Frage ist Beginn

Solange keiner sie zu stellen wagt,
sind wir sicher, wohligweich aufgebahrt
Komfortabel unser Sitz, unser Rücken gebeugt
Ernährt mit schalem Lachen – niemand klagt

Die Frage bringt uns auf
den Gipfel unserer Ignoranz
Sie bringt uns hinunter
zu den Tiefen unserer selbst
Die Frage bringt uns um
unseren vermeintlichen Verstand

Unserer Antworten Ende ist die Frage

inspiriert von Rainer Maria Rilke (das Gedicht heißt: Was mich bewegt) und Kubik.

Gefundenes

Bei Daniel habe ich einen Link zu Steve Taylors Blog gefunden. Er wird dieses Jahr wieder „Emerging Church Postkarten“ aus der ganzen Welt sammeln, wie im letzten Jahr (die Sammlung aller Karten gibt es hier). Interessant.

Bei Johannes habe ich die Keynote Präsentation von Kubik aus Houston gefunden. Das ist wirklich einen Blick wert, nicht nur der Ästhetik halber (da hat Denis mitgewirkt), sondern auch als Antwort, ups, Frage was Kubik ist. Fragen ist ein wichtiger werdender Teil meines Lebens. Viele Fragen. Was sind gute Antworten? Welchen Weg muss man mitgehen, um Antworten zu erspüren, zu erleben, zu erdenken? (für Leute mit DSL – man kann sich die Präsentation auch als Quicktime Film anschauen – 40MB – lohnt sich!)

kleiner Vorgeschmack…

Philosophie

„Das einzige, das wir brauchen um gute Philosophen zu werden, ist die Fähigkeit uns zu wundern“ Jostein Gaarder, Sofies Welt

Hast Du je über eine dieser Fragen nachgedacht:

  • Woher komme ich?
  • Wohin gehe ich?
  • Wer bin ich?
  • Was hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin?
  • Was ist gut oder böse?
  • Woher weiß ich das was ich weiß?
  • Wie kann ich mir sicher sein?
  • Ist das, woran ich glaube das richtige?

Glückwunsch – du könntest ein Philosoph werden oder bereits sein. Philosophie beschäftigt sich damit zu reflektieren, d.h. sich selbst darüber Rechenschaft zu geben wer man ist. Sie hört leider zu oft da auf, denn meiner Meinung gehören die Fragen nach Staat und Gesellschaft ebenso mit hinein. Vorbereitend auf meine Zeit in Narbonne Plage habe ich ein paar Posts geschrieben, die in meiner Abwesenheit erscheinen werden und die sich alle mit Philosophie beschäftigen und den Fragen, die oben stehen. Ich hoffe wir kommen trotz meiner Abwesenheit (ich kann auf Kommentare nicht reagieren) in eine Art Gespräch, in einen Austausch über diese Fragen.

Für heute stelle ich meine erste These auf: Es gibt Menschen, die sich nicht oder nicht mehr fragen woher sie kommen, wer sie sind usw. diese Menschen leben „einfach“, sie beschäftigen sich mit den konkreten Situationen in denen sie leben. Weiterlesen