Manchmal fallen einem die Bilder vor die Füße – an Ostern sind nur normale Dinge im Garten hier passiert und dennoch haben sie in ihrer eigenen Sprache von Ostern erzählt. Der Tisch der Gastfreundschaft in dem der Hungrige Nahrung findet, die Einladung an alle, sogar an diejenigen, die per Definition gegen die Tischgemeinschaft arbeiten. Bei dem Vogelhäuschen werden Eichhörnchen satt, Elstern, aber auch Gründfinken, Zeisige, Kleiber und was nicht noch alles für Getier. Jesu Tisch am Gründonnerstag lädt alle ein und bleibt durch die Jahrhunderte ein Zeichen für Inklusion. Unsere Umsetzung von „Weiter Raum Marburg“ hat 14 Menschen an einen Tisch gebracht, darunter 1 Teenager, 1 Junge Erwachsene, 1 Rentner, 1 Mensch mit Behinderung, 1 Katholikin, 2 Syrer, davon 1 orthodoxe Christin, 1 Muslim.
Der tote Vogel lag auf 1 Meter Höhe in einem Holzsstapel. Es gab keinen klaren Grund, warum er starb, er lag dort. Fast friedlich. Seine Artgenossen fliegen im Garten herum, streitend, schimpfend und voller Leben. Für ihn hat das Leben ein jähes Ende gefunden. Es war ein seltsames Stillleben. Das Leben ist still. Und so findet man den Tod im Garten als Selbstverständlichkeit, als Teil und dennoch als Frage. „Papa, warum ist der Vogel gestorben?“ fragten meine Kinder Sekunden nach dem Fund. Niemand kann so intensiv mit und für einen kleinen Vogel fühlen wie Kinder. Der Tod ist für sie noch zugleich namenloses Grauen und Normalität. Jesus starb durch das Kreuz, aber sein Tod ist ein Tod. Eine Normalität. Vor ihm starben viele, viele Menschen, nach ihm starben vielmehr Menschen. Und dennoch wurde uns mit uns an diesem kleinen Vogel wieder bewusst, dass der Tod eine Realität ist. Hart. Kalt. LebLos.
Und dann. Am Nachmittag des Ostertages gab es neues Leben im Gartenteich. Man hat ja förmlich darauf gewartet, so dick wie die Fröschin vorher durch den Teich geisterte. Aber wir kannten den Zeitpunkt nicht in dem sie ablaichen würde. Und da lag er dann, zunächst klein, aber immer mehr Flüssigkeit aufnehmend, raumgreifend und unübersehbar: Leben. Neues Leben. Es wächst im Kleinen auf und wird doch bald krabbeln, kriechen, sich ausbreiten. Im christlichen Rückblick war Jesu Auferstehung angekündigter Höhepunkt der Geschichte Israels. Kaum zu glauben, dass Jesu Nachfolger es nicht haben kommen sehen. Den Ostersonntag. Die Auferstehung, das neue Leben.
Manchmal kann man Ostern im Garten entdecken, wobei sich die Bilder förmlich aufdrängen. Mir bleibt Hoffnung, die Hoffnung der Auferstehung, die Hoffnung neuen Lebens. Manchmal kann man es in der Luft spüren, im Wind schmecken, im Licht ahnen. Für mich in diesem Jahr etwas besonderes, mein Garten-Osterfest.