Die Jacke

Scheinbar zieht mein Leben Geschichten dieser Art an. Oder brauche ich einfach nur die Erkenntnis, dass ich es nicht auf die Reihe bringe, um am Boden zu bleiben. Trotzdem wäre es mir lieb zukünftig weniger Adrenalinstösse dieser Art zu bekommen:

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Ich habe letztes Jahr Mirja einen Nähkurs zu Weihnachten geschenkt, den sie im Januar auch gemacht hat. 4 für sie wunderschöne Abende, an denen sie hauptsächlich an einer schönen, gefütterten Jacke nebst Kapuze und sogar noch einer Mütze dazu gearbeitet hat (auf dem Bild zu sehen). Ihre erste Jacke und es war kompliziert, aber sie hat es geschafft (Lob und Ehre an meine Frau, ich hätte alles vorher in die Mülltonne geworfen.)

Am Montag ging ich mit Emilia einkaufen und weil das Wetter ja eher unbeständig ist habe ich Emilia die Jacke angezogen – irgendwann auf dem Rückweg habe ich sie wegen der freundlichen Sonne wieder ausgezogen. Im allgemeinen sollte man denken die Aufgabe eine Jacke in einem Kinderwagen unterzubringen sei eine leichte. Ich legte die Jacke in die Tasche unter dem Sitz, auf die Einkäufe, und ging mit Kind und den inzwischen gesammelten Steinen (‚Tein) Richtung Zuhause.

Ignorant wie ich bin bemerkte ich das Fehlen der Jacke, die NATÃœRLICH AUS DER TASCHE GEFALLEN WAR, nicht. Oh man. Mirja fragte gestern Abend beiläufig: „Du wo ist denn Emilias grüne Jacke, ich kann sie nirgends finden…“

Mir sackten die Beine weg, denn was mein Hirn bis dahin geschafft hatte zu verdrängen zog in einem Fast-Cut-Action Film vor meinen Augen vorbei: „Du hast Mirjas selbstgenähte Jacke verloren und bemerkst es jetzt erst, ca. 32 Stunden später“ Blitze im Kopf, Knie wackeln, meine Sicht wird schwarz. Scheisse. Die Scheisse hat den Ventilator getroffen. Bin nachts noch los mit dem Rad schauen, ob das Ding irgendwo hängt. Nette Leute hängen ja verlorene Sachen so hin, dass sie gesehen werden können. Keine Jacke. Schlecht geschlafen. Beim Morgengrauen inneres Grauen: Die Jacke. Suche beim ersten Licht des Tages: Keine Jacke. Fühle mich wie ein getretener Hund, der eine Woche nichts zu Essen bekommen hat und möchte nur noch jaulen.

Fange an ein Plakat zu gestalten, das wir überall aufhängen wollen (hier ist das pdf: hier ist das pdf), mehr um mein Gewissen zu beruhigen und wieder aktiv zu werden. Kenne mich selbst kaum noch, so krass schlecht fühle ich mich. Meine Frau kann ich nur loben – sie war ein wenig traurig, hat aber gemeint, dass wir schon schlimmere Sachen erlebt haben. Tolle Frau. Fühle mich wie ein Bettler neben einer Prinzessin – immer noch mies. Ach ja: Gebet – Gott hat bestimmt wichtigere Sachen zu tun als sich um die Jacke unsere Tochter zu kümmern (ist eine Wiedergabe meines Gefühls, nicht meiner reflektierten theologischen Meinung) – natürlich haben wir trotzdem gebetet. Also los, Plakate aufhängen – Anfang im Kindergarten nebenan. Herz klopfen und immer noch wacklige Beine (innere Ãœberzeugung: Das bringt nichts. Garnichts. Ich mache es nur, um etwas Erleichterung für mein Gewissen zu bringen)

Klingeln. Aufmachen. „Äh, ich hab da so ein Plakat, weil wir, also ich am Montag eine kleine Kinderjacke verloren haben, wenn es…“ Freundliche Antwort: „war das so eine grüne?“ Ich: „Äh, ja“ (ein Kind kommt herangestürmt) „Soll ich die Jacke holen?“ (Kind holt die Jacke)

Plötzlich ist die Sonne wieder da und die Vögel singen und die Welt ist wieder mehr im Gleichgewicht, meine kleine Welt. Die Kinder vom Kindergarten bekommen Gummibärchen und Merci und die Frau, die die Jacke gefunden und abgeben hat auch noch eine Kleinigkeit.

Man bin ich froh. Gar kein Ausdruck. Ich verstehe zum ersten mal vom Gefühl her die Frau, die ihren Groschen verloren hat (das war übrigens Teil ihres Hochzeitsschmucks, nicht ein Geldstück per se, also was Wertvolles für innendrin…) und ein Fest feiert. So fühle ich mich auch. Hihi.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 2

Der Freitag Spätnachmittag / Abend war frei – frei für Gespräche und weiteres Kennenlernen. Es war allerdings dabei etwas schwierig, dass sie die Gruppe verlaufen hat und man quasi Termine und Treffpunkte in einer für uns fremden Stadt ausmachen musste. Aber mit der Handynummer von Stefan Lingott geht fast alles. Die Truppe von Leuten ist nett, hilfsbereit, kompetent und interessant. Und so war es ein Abend voll von tiefen Gesprächen, lautem Lachen, lerckerem Essen rundherum gut.

Inhaltlich hing mir noch den ganzen Abend die Frage nach unseren Werten und den daraus resultierenden Handlungen nach. Alan hat folgenden Vorschlag gemacht: Nehmt Euch als Team einen Zettel und schreibt darauf oben einen Wert hin, den Eure Gemeinschaft hat.

Ein Wert des CVJM wäre z.B. „Ganzheitlichkeit oder Gott ganzheitlich erleben“ Schreib darunter Ideen, wie man den Wert in Handlungen ausdrücken kann (die Frage ist – kann man denn einen Wert ohne Handlungen haben?) Am Besten zusammen so 10 Ideen sammeln, die alle praktisch und leicht auszuführen sind. Entscheidet jetzt zusammen welche Handlung oder vielleicht welche zwei Praktiken diejenigen sind, die im Moment am wichtigsten sind. Findet dann dafür einen sexy Begriff, der greifbar für die Leute ist. Aus den gemeinsamen Handlungen entsteht ein Rhythmus der Gemeinschaft – vielleicht lohnt dabei dann auch noch ein Blick auf Solomon’s Porch, die einen solchen Rhythmus leben. Und sogar jeden Tag mit einer Handlung verknüpft haben. Dies kann bestimmt auch noch eine Hilfe sein…

Ich finde den Gedanken genial, denn die „Kernwerte“ haben wir, brav nach Willow, bestimmt alle oder zumindest viele definiert. Aber Handlungen als Folge davon für eine ganze Gemeinschaft zu finden, darin sind wir recht schlecht, da darf dann das Individuum wieder alles selbst interpretieren und bestimmen.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 1

Es ist immer ein Problem, wenn solche Events an Plätzen stattfinden, wo es kein Internet gibt. Die Live Berichterstattung leidet umglaublich darunter.

Ich fasse mal den ersten Tag aus meiner Sicht zusammen:

Nach einer wie immer etwas chaotischen Fahrt (5:00 Abfahrt) und den obligatorischen 15 Minuten Verspätung waren wir dann da im Enchilada in Münster. Der Kaffee ist wirklich alles andere als gut dort (Mark fragt sich, wie man Kaffee schlecht machen kann, er meint, man muss sich schon Mühe geben, damit er so misslingt). Alan hat nicht viel gesprochen, weil der Fokus des Freitags auf einer Technik namens „World Café“ lag. Das heißt, dass wir uns in 4er Gruppen an Tischen getroffen haben und über unterschiedliche Fragen geredet. Immer 20 Minuten lang – der jeweils jüngste einer Gruppe musste am Tisch bleiben und den neuen Leuten, die nach dem Wechsel kamen das letzte Gespräch zusammen fassen. Auf diese Weise hat man sich einigermassen kennen gelernt und vor allem ohne peinliche Runden oder so.

Wir sind etwas mehr als 30 Leute hier, eine starke Schweizer Fraktion von Pastoren, die aus Gemeinden ausgestiegen sind und neue Sachen in der Schweiz machen! Dieses kleine Land steigt in meiner Achtung, weil die echt fett unterwegs sind, das ist zumindest mein Eindruck. An den Tischen wurden auch Fragen gesammelt, die dann im Plenum immer wieder an Alan gestellt wurden und er hat einige, wenige Minuten gehabt um seine Meinung zu diesen Fragen zu sagen. Dabei waren Stefan und Marlin wirklich hart und haben ihn abgewürgt. Das hat allerdings wirklich Zeit frei gemacht, um Leute und Netzwerke kennen zu lernen. Super fette Sachen gibt es, super nette Leute machen Zeugs überall in Deutschland (z.B. Motoki).

Wenn man Alan’s Bücher gelesen hat, war nicht wirklich viel Neues dabei, aber durch diesen entspannten Ansatz war es viel mehr eine Herzensache. Alan ist sehr zugänglich und offen.

Ein Highlight war sicherlich eine Live Erklärung von BELLS – einem Prinzips aus Michael Frosts Buch „Exiles“, das eine missionale Praxis einführt. Eine Gemeinschaft schwört sich auf gemeinsame Handlungen ein, die man innerhalb einer Woche einfach tut:

  • Bless (Segne, tu gutes) und das gleich 3 mal. 1x anderen, die ausserhalb deiner Gemeinschaft stehen. Das kann Auto waschen, Blumen verschenken oder irgendwas anderes sein. 1x jemand aus der Gemeinschaft etwas gutes tun und 1x entweder oder.
  • Eat: ganz simpel . iss 1x mit jemand ausserhalb deiner Gemeinschaft, einmal mit einem innerhalb deiner Gemeinschaft und wieder einmal entweder oder. Im gemeinsamen Mahl liegt eine krasse Kraft
  • Listen: 1 Stunde in der Woche (kann auch verteilt sein) Hörendes Gebet, das laut Alan die höchste Form des Gebets ist. Auf Gott hören, die Klappe halten und Gott reden lassen. So haben wir auch in Gottesdiensten und Kleingruppen und wo auch immer das Herz unserer Gemeinschaft schlägt etwas zu sagen von dem was Gott hat oder einfach auch persönlich.
  • Learn: Gemeinsam am Lernen bleiben – das heißt auch, dass man gemeinsam Bücher liest und in der Bibel. Vielleicht in der kleinen Gemeinschaft in der man ist ein biblisches Buch gemeinsam. Wichtig ist, dass man liest..
  • Sent – sich gegenseitig immer wieder aussenden zu den gemeinsamen Handlungen

Das spannende dabei finde ich, dass fast unmerklich ein Rhythmus der Gemeinschaft entsteht, weil man sich entschliesst nicht nur die gleichen Werte zu haben, sondern eben das gleiche zu tun. Was man tut, hängt übrigens natürlich von den Werten ab, die man hat. Mehr in Teil 2…

Vaux – wieder am Start?

So weit ist es noch nicht bei den alt.worship Pionieren aus London. Aber sie denken wieder zusammen und schauen, was passiert. Verfolgen kannst Du es auf ihrem Blog.

Sie stellen dort eine Kunstinstallation vor, den „One Day Poem Pavilion“ (Ein Tag Gedicht Pavilion), der sehr sehenswert ist:

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Er funktioniert nach dem Prinzip einer Sonnenuhr. Zu bestimmten Tageszeiten fällt das Licht so durch das Dach, dass bestimmte Worte eines Gedichts sichtbar werden. Will man das ganze Gedicht lesen, so braucht man Zeit und muss dem Rhythmus des Tages folgen. Das sst auch das Prinzip dahinter: Zeit haben. Zeit nehmen und den Moment mit Freude erfüllen. Die Internetseite des Projekts ist sehr schön gestaltet und hat auch ein Video und natürlich das ganze Gedicht und dessen Geschichte…

Missional Think Tank in Münster

Marlin Watling, David Schäfer und Stefan Lingott haben Alan Hirsch eingeladen und dazu noch einige andere zu einem Missional Think Tank eingeladen. Gern folge ich der Einladung und fahre am Freitag nach Münster. Alan’s Buch „The shaping of things to come“ ist ja schon ein paar Wochen auf Deutsch erhältlich: „Die Zukunft gestalten“ (Michael Frost, Alan Hirsch) und hat schon für einigen Wirbel gesorgt, hat doch der Verlag den von manchen aufgenommenen Begriff (auch bei Marlin) „missional“ nach längerer Diskussion mit „missionarisch“ wiedergegeben. Meiner Meinung nach eine zumindest diskussionswürdige Entscheidung, aber ich bin gespannt, was Alan selbst dazu sagt.

Marlin wird bloggen und, drahtloses Netz vorausgesetzt, werde ich bestimmt auch den einen oder anderen Bericht schreiben oder, mal was neues, über Twitter schicken (wollte ich schon immer mal ausprobieren) – also: Stay tuned…

Thema: Kinderarmut im Jubez

Konflikt: Am Donnerstag Abend ist im JUBEZ in Karlsruhe eine Podiumsdiskussion zum Thema „Reiches Land, Arme Kinder – Chancengleichkeit für alle Karlsruher Kinder?!“ (19:00 Uhr, Eintritt frei). Das ist ein Thema über das wir gesprochen haben und auch schon im Gespräch konkreter geworden sind. Leider habe ich von der Veranstaltung erst gestern erfahren (Ignoranz dein Name ist Björn) und wir haben Mitarbeiterabend an diesem Abend.

Das heißt ich kann nicht dort sein. Und das ist wirklich doof, weil ich gern dort wäre. Spricht jemand das Thema an? Kann sich jemand (Du, Leser, vielleicht?) vorstellen dort hin zu gehen? Wäre hammer! Ich würde gern davon aus 1. Hand hören, um evtl. in diesen Prozess noch einsteigen zu können…

Ein Zitat:

„In Karlsruhe leben ca. 5500 Kinder in Haushalten, die Sozialleistungen beziehen, also arm sind, bundesweit sind es fast 2 Millionen. Kinder sind arm, weil ihre Eltern arm sind. Diese sind arbeitslos, beziehen einen Niedriglohn oder Arbeitslosengeld II, sind überschuldet oder Alleinerziehend. Arme Kinder leiden an materieller Entbehrung, sind gesundheitlich beeinträchtigt, besuchen seltener eine Kita, wiederholen häufiger eine Grundschulklasse, wechseln seltener aufs Gymnasium. Dass es in einer reichen Gesellschaft arme Kinder gibt, ist beschämend und empörend. Sie kommen ohne Frühstück zur Schule. Ihnen fehlt das Geld, um das Mittagessen zu bezahlen. Am Schulausflug nehmen sie nicht teil. Die Einladung zur Geburtstagsfeier eines Freundes oder einer Freundin nehmen sie nicht an.“ (Quelle)

Hungrig und satt zugleich

Dichte Atmosphäre, geistliche Lieder, Gebet und Abendmahl. Lange schon habe einen solchen Abend nicht mehr als Teilnehmer erlebt. Sehnsuchtsstillung? Eher Sehnsuchtsweckung – wie ein Echo von etwas Realem habe ich den Abend hier auf der Tagung erfahren. Das Reale liegt allerdings dabei in der Gegenwart Gottes. Es fällt mir schwer meinen Verstand gefangen zu nehmen und das Neue, das ich erlernt habe und in dem ich leben will in Einklang zu bringen mit dem „Alten“ das mich umgibt – lass für dich beten und alles wird gut. Ist meine Wirklichkeit nicht zu komplex, als das ein solch einfacher Weg „Erfüllung“ bringt? Ich bin verwirrt, denn ich weiß nicht, wie ich all das einordnen soll – wie radikal anders kann man/muss man leben? Peter Rollins „Was würde Judas tun?“ erbringt einen wirklichen Konflikt und die „Treue des Verrats“ (Fidelity of Betrayal) öffnet nicht unmittelbar einen gangbaren Weg. Oder ist es schlicht nicht cool genug den einfachen Weg zu gehen?

In meinem Herzen spiegeln sich viele Fragen, die ich an die „Emergent“ Bewegung habe – ich (er)lebe in diesen Fragen könnte man sagen. Naja, niemand hat gesagt, dass der Weg zu einer veränderten Ekklesiologie und einer inkarnierten Spiritualität einfach zu gehen ist. Man ist ja Kind geistlicher Eltern und Strömungen und sehnt sich durchaus nach vertrauten Formen zurück, wenn bis hierher noch jemand liest und verstehen kann, was ich meine. Insgesamt kann ich sagen, dass im Abendmahl eine Form der Gottesbegegnung Gestalt gewinnt, die mir bis jetzt noch nicht bewusst war – das Abendmahl als Mahl der Zusage, als Mahl des Ausdruck meines Glaubens, dass in Jesus alles letztlich zu meinem Guten dient, dass in seiner Komplexität die Zusammenfassung aller meiner losen Enden liegt. Abendmahl als Ausdruck und Zusage, Verrat an meinem zu kleinen Bild von Gott und Glaube an die Wirklichkeit seiner Zusagen. Sehnsucht gestillt und geweckt, denn das hier ist nicht wirklich unser Heim, nicht so, sondern geheilt, zusammengefügt und dadurch ganz.

Augustinus sagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ Wahr. Ich lerne die Wahrheit dieses Satzes je länger ich ihn in meinem Leben verwoben finde. Vermutlich ist es der Fluch dieses Lebens, dass man immer wieder Hunger bekommt und erst in der Ewigkeit wird dieser Hunger gestillt, solange stecken wir in der Vorläufigkeit fest. Versteht das jemand?

Nachtrag: Mir ist grad noch ein Zitat von Lewis eingefallen, dass die Sache mit der Sehnsucht noch mal gut in Worte fasst:

„God will refresh us on our journey with some pleasant inns – but he will never let us mistake them for home.“ (Gott wird uns auf unserer Lebensreise durch eine paar angenehme Gasthäuser erfrischen, aber er wird ebenso dafür sorgen, dass wir sie nicht mit unserem „Zuhause“ bei ihm verwechseln.)

Sehnsucht nach Gott

Seltsam – ich bin öfter mal in der Lage, dass ich allen möglichen Leuten von dem „God-shaped-Hole“ in unserem Herzen erzählen kann. Da gibt es eine tiefe Sehnsucht in uns allen. C.S. Lewis beschreibt dies in seinem Leben schon sehr früh einen Punkt gab, an dem er „Sehnsucht“ erfahren hat. Sein Bruder und er haben einen geheimen, kleinen Garten in einer Blechdose erschaffen. Ganz still und heimlich spielten sie mit diesen Gärten und ließen ihre Vorstellungskraft wandern. Das Gefühl des Öffnens der Dose beschreibt Lewis als „Sehnsucht“, dem Bewusstsein, dass es etwas größeres, schöneres gibt als bloße Realität, bloße Umwelt. In Psalm 63 heißt es, dass David Sehnsucht nach Gott hat.

Nach 5 Jahren Theologiestudium und 6 Jahren CVJM Karlsruhe stelle ich fest, dass ich immer noch diese Sehnsucht in mir trage, aber lange nicht zugegeben habe, dass ich es sie gibt. Immer wieder finde ich mich an Stellen in meinem Leben, wo ich dafür Sorge trage anderen zu helfen ihre Sehnsucht nach Gott zu stillen, einen Platz, eine Sprache, Arten und Weisen für sie zu finden, damit sie ihre Sehnsucht nach Gott stillen und satt zu werden.

Ab und an, habe ich das Gefühl als stille ich meinen Hunger nach Gott mit einer Art Nahrungspillen, verdichtet, hochkonzentriert und nicht erstaunlich, absolut fade im Geschmack, anstatt, um im Bild zu bleiben, saftiges Fleisch, intensive Gewürze und exotische, süße Früchte zu mir zu nehmen.

Ich lebe, aber Sehnsucht nach Gott wird eher beruhigt als gestillt, wie ein Schnuller bei einem Kind das Saugbedürfnis stillt, aber keine Nahrung bringt. Ich stelle fest, dass ich Sehnsucht nach dem lebendigen Gott habe. Fragen an ihn, Freude an der Erinnerung an all die guten Mahlzeiten und Vorfreude auf kommende Festmahle. Ich schäme mich meiner Sehnsucht nicht mehr und frage mich, warum ich so lange diese Sehnsucht nicht wahrgenommen habe. Oder habe ich? War es mir peinlich? Oder habe ich ernsthaft gedacht, dass ich diesen Hunger nach dem Größten und Krassesten gestillt hatte? Wie ärmlich und wie arrogant so etwas zu denken.

Dabei falle ich ebenfalls nicht zurück in ein dualistisches Denken, dass „Welt“ und „Gott“ trennt, denn mir ist bewusst und ich erkenne an, dass der Weg der Sehnsuchtserfüllung Gottes Weg ist und nicht in einem bestimmtem Bereich meines Lebens, der „geistlich“ gefüllt werden muss. (Der Björn muss einfach mal wieder einen guten Gottesdienst erleben) Gott gebe mir Augen, um zu sehen, wo er am Werk ist.

Auf der Verbundtagung

Befinde ich mich gerade in der Hohen Rhön. Thema ist „Geistliche Lebensbegleitung“ – mittendrin habe ich endlich mal wieder Zeit zu Denken und ein wenig in meinem Hirn aufzuräumen. Und die Sonne scheint auch noch.

Liebe?

Hab grad ein Lied gesungen, dass mich nachdenken lässt: Ich laufe los – in die Arme des Vaters und so weiter. Da ging es ganz viel darum, was die Liebe Gottes mit uns macht. Alles positive Sachen, alles nur irgendwie weich und nett.

Mir ist ein Text eingefallen, der vielleicht ergänzen kann:

„Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. (ff) Hebräer 12, 3“

In dem Text geht es darum Heilig zu sein, Teil zu haben an der Heiligkeit Gottes und diesen Ruf gibt es wirklich: 3 Mose 19, 1-2 – Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr Euer Gott. Und wir sind nicht per se heilig, sondern da gibt es viel, dass zu erziehen ist, dass zu verändern ist. Kaum jemand spricht noch heute davon, oder? Ich habe lange nichts gelesen darüber, dass Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock und mien Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die niht Frucht bringt, die nimmt er weg und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt. Johannes 15, 1-3 “ Was meint Jesus hier? Reinigen? Zweige rausschneiden heißt das. Das ist krass. Ich rede davon, weil ich merke, dass in den letzten Jahren sich viel eingeschliffen hat. Ich habe das Gefühl, dass ich viel gestärkt habe, aber das lange nichts mehr gereinigt, bereinigt wurde in meinem Leben. Das sind Zweige gewachsen, von denen ich weiß, dass der Weingärtner sie abschneiden würde. Ich hoffe es ist niemand geschockt, ausser ich und ich denke, dass es vielleicht auch noch vielen anderen so geht. Dieser Blog heißt „Journeyfiles“ Reisetagebücher. Auf meiner Lebensreise muss ich jetzt gestehen und bekennen: Ich brauche wieder die Reinigung, das Abschneiden von falschen Verhaltensweisen. Vieles wird auch in der Gemeinschaft immer wieder angesprochen, aber wir meinen es nicht so ernst manchmal. Wann habe ich das letzte Mal von jemand ehrlich gehört: „Björn, um Gottes Willen und Deinetwillen, das ist nicht gut was du tust, wie du redest, wie du bist.“ Es gibt Menschen, die mir so nahe stehen, dass sie das sagen dürften.

Ist das Teil von „Erwachsen werden“? Eigentlich will ich doch nur so werden wir Gott ist. Ich will doch mit der Gemeinschaft in der ich bin Gott widerspiegeln. Ich will doch nicht der einzige in der Gemeinschaft sein, der alle reinreisst, weil er so unvollkommen und widerspenstig ist.

Liebe ist billig, wenn sie nicht dafür sorgt, dass der Geliebte hübsch, gepflegt und so perfekt wie möglich ist. Ich habe zu lange nicht in den Spiegel geschaut und bereue es. Und ich mag Umkehren. Und lernen. Und erzogen werden. Wie geht es Dir?

Die APPLE Theologie…

Ich lache immer noch…laut und schallend – Mike, du verzeihst mir, wenn ich deinen Post einfach kopiere? Der ist zu gut und so nett geschrieben:

„Endlich haben wir es schwarz auf weiss. Schriftlich in einem Buch. Wir haben es zwar schon lange geahnt und uns danach gerichtet, aber jetzt ist es offiziell. Mac ist biblischer als die all die PC-Varianten. Ein Theologe muss eigentlich ein Apple haben, denn nur so kann er die APPLE-Theologie auch wirklich glaubwürdig verköpern :-). Also nun der schriftliche Beleg (Die Zukunft gestalten, S.271):
Diesen umständlichen Begriff „fünffältiger Dienst“ haben wir durch die einprägsame Abkürzung APPLE ersetzt, die einfach die fünf im Text genannten Funktionen zusammenfasst:
Apostel
Propheten
Pastoren
Lehrer
Evangelisten

Was im Englischen Originaltext nicht wirklich berauschend (APEST) klingt, wird nun in der deutschen Ãœbersetzung zum Plädoyer für Cupertino.“