Mein Vater

Ist gestern mit fürchterlichen Schmerzen in Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden. Es stellte sich heraus, dass seine Bauchspeicheldrüse sehr stark entzündet ist.

In seinem Alter ist es eine ernste Erkrankung, die einiges nach sich ziehen wird, aber er muss nicht auf der Intensivstation liegen und vermutlich nicht operiert werden. Also Bewahrung. Den Telefonanruf habe ich natürlich mitten im Pfälzerwald, wo wir grad bei einem CVJM Ausflug waren, bekommen. Es ist immer dann, wenn man in der Mitte von nirgendwo ist, oder? Mal schauen, wann wir ihn besuchen werden…ist ja doch ein gutes Stück bis Giessen…

Passenderweise ging gestern der Jugendalphakurs um das Thema „Gebet“ und gebetet haben wir dann. Ich war schon angespannt als ich lange Zeit keine Nachricht bekam, was jetzt genau mit ihm ist, ging aber nach der Devise: Keine Nachrichten sind eher gute Nachrichten. Gott sei Dank, dass es nichts schlimmeres war. Trotzdem erinnert es mich schmerzhaft daran, dass die Zeit hier auf diesem Planeten endlich ist und auch wir älter werden. Und es gibt noch so viel zu tun, Junge, Junge…und noch so viel vor…

Besuch…

Mit Emilia gibt es eine neue Dimension unseres Lebens: Kinderbesuch. Heute waren Salome, Josia, Julia und Daniel bei uns zu Gast. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie die Kinder während ihrer Zeit zusammen miteinander spielen, einander beschnuppern und verständigen. Es war auf jeden Fall ziemlich viel los in unserer Wohnung – vom Wickeln bis zum Schlafen und Spielen war alles dabei.

Schön war es und ich empfinde es immer noch als eine wunderbare Sache „in der Nähe“ zu wohnen und häufiger Besuch zu bekommen oder eben auch andere zu Besuchen. Familienbesuch zu haben ist in der neuen Wohnung so unendlich viel einfacher und wir geniessen es sehr.

Familie

Nicht erst seit gestern weiß ich, dass es mehr Familie in meinem Leben gibt, als nur meine Herkunftsfamilie. Aber zu dieser Zeit, namentlich ‚Weihnachten‘ erfährt diese Tatsache eine neue und andere Bedeutung und ich sehe meine große Familie vor Augen. Wir haben uns teilweise gegenseitig adoptiert, hart eine Bruderschaft erworben über tausende Kilometer Nähe gefühlt und wurden zusammen wieder klein oder groß – je nachdem es einer nötig hatte. Ich spreche hier von mehr als nur ‚Bussi-links-Bussi-rechts‘ scheinheilig „Wort“-Geschwister, sondern um die Freundschaften und Beziehungen, die wirklich etwas bedeuten. Leider fällt mir auch immer auf, wie sehr diese Beziehungen leiden, versacken oder zu oft nicht den Stellenwert in meinem Alltag finden, den sie haben sollten.

Aber was nutzt die Liebe in Gedanken und was nutzen Gedanken über Familie und Freundschaft und Reue über zuwenig gelebte Familie, wenn es doch für so vieles dankbar zu sein gilt. Und daran erinnere ich mich heute. Dankbar blicke ich auf meine große Familie – die Treuen, die Begeisterten, die zu oft Vernachlässigten, die Verrückten, die Spinner, die Normalen. Es ist schön Teil von Euch zu sein – und wenn diese Worte für Dich Sinn machen und/oder Du Dich wiederfindest in meiner großen Familie, dann sind diese Worte für Dich: Es ist schön mit Dir Leben zu teilen.

Wieder zurück

da sind wir wieder zurück – ein kurzer Rückblick auf unsere Zeit in Bienenbüttel:

1. Zwischenstop bei Rudi (eigentlich Ruth) und Beni – die beiden sind eigentlich im Land weit, weit weg, aber zur Geburt ihrer Tochter Emily für kurze Zeit hier in Deutschland gewesen. Was für eine Wohltat sie zu sehen, fast so als ob man Leben teilt. Ich spreche nicht mehr, aber dieses Bild drückt für mich aus, was ich mit den beiden gefühlt habe:

Rudi und Mirja gemeinsam auf dem Weg

Obwohl wir räumlich getrennt sind, befinden wir uns auf dem gleichen Weg und laufen nebeneinander. Ein Geschenk. More than words…
2. Oma riecht an MinzeUrOma’s Geburtstag – der paarundachzigste. Sie war nach 2 1/2 Jahren im Heim wieder mal bei sich zuhause. Ein Fest und 4 Urenkel konnten dabei sein. Hatten gute Gespräche mit Olli und Andrea Krebs, die Teil der Elia-Gemeinschaft in Erlangen sind. Sehr interessant und bewegend, was wir da für Gedanken gehört haben. Mein Lieblingsbild von Uroma habe ich hier – sie bekommt frische Minze vor die Nase gehalten – früher hatte sie die getrocknet und im Winter Tee davon gekocht. Wundervolle Erinnerungen kommen zurück…

3. Hamburg mit Schwager Marcus und besonderem Geschenk: Till, Kai und Reni – veregneter Tag, aber gute Zeit. Einkaufen bei Mirja’s Lieblingsladen (prayed) und Entdecken des „Lilestore“ – Kindermode – dabei habe ich dieses Bild gemacht:Lilestore Gottes Segen
„An Gottes Segen ist alles gelegen“ – wie wahr…

es gab noch einiges mehr und das hat mit Geschenken zu tun. Aber das müssen wir dann ein anderes Mal erzählen…

Gedichtewelle…

irgendwie dreht sich viel um Gedichte auf den Blogs der @homer. David, Sabbe, Jens, Juliane, meine Wenigkeit schreiben des öfteren mal Gefühle in Worte. Metrik und Hebungen spielen dabei meist eine untergeordnete Rolle. Lest doch selbst:

Wie soll man denn auch anders als in Lyrischen Weisen sprechen von dem, was wirklich bewegt? Mir kommen oft Gedanken und tiefe Sachen in den Sinn und die finden zumeist eine, wenn auch oft wenig professionell. Dafür aber ehrlich: Schweigen spricht stammt aus meiner Feder…

Und jetzt? Vatersein…

Ist das nicht schon ein wenig früh, um einen Post über Vatersein zu schreiben? Emilia ist jetzt grade mal 3 Wochen und 4 Tage alt.

Ich glaube nicht, weil ich über das Alte und das Neue meines Lebens schreiben will und über Ängste. Als am Montag den 29.01. meine Tochter geboren wurde gab es ein Gefühl der Angst in meinem Leben – ich lag im Kreissaal neben dem OP und hatte Emilia auf meinem Bauch liegen und Mirja kam und kam nicht nach. Mir war nach wenigen Minuten klar, dass etwas nicht stimmen konnte. Die nächsten zwei Stunden waren von einer elementaren Angst geprägt: Der Angst um das Leben meiner Frau.

Zugleich stand ich vor einem großen Dilemma, denn ich hatte eine wenige Minuten junge Tochter, um die ich mich kümmern musste. Ängste fliegen hin und her, wechseln sich ab. Wie macht man das als junger Vater? Ich ging es pragmatisch an – nachdem der große Stein abgewälzt war und die Nachricht kam, dass Mirja stabil in die Intensivstation verlegt werden musste, ging ich zu meiner Tochter. Ich hatte ein wenig Zeit bei ihr zu sein, sie meine Körperwärme spüren zu lassen und auch meine Tränen, bevor ich sie allein lassen musste, um in ein anderes Gebäude der Klinik zu gehen, in dem meine bewußtlose und beatmete Frau lag. Seltsam ruhig und fast wie in Zeitlupe liefen all diese Dinge ab. Nachdem ich bis fast 22:00 Uhr versucht habe Emilia noch hinüber auf die Intensivstation zu bekommen, damit Mirja sie sehen kann, wenn sie aufwacht, musste ich einsehen, dass das nicht möglich war und gefährlich für Emilia (Keime, der lange Weg etc.). Emilia schlief friedlich und Mirja brauchte mich nötiger, also verbrachte ich die Nacht bei Ihr auf der Intensivstation.

Ich hätte mir nicht gedacht, dass mein Vatersein so anfangen würde. Die Angst übrigens, es könnte etwas passieren verläßt mich bis heute nicht. Es ist, als ob an diesem Montag eine Sicherheit vergangen wäre und Angst um die Liebsten, die man hat, Einzug gehalten hätte. Bedeutet Vater sein, Angst um seine Kinder zu haben? Negativ ausgedrückt bestimmt, positiv ausgedrückt ist es ein altes Gefühl: Der Wunsch das der Mensch, der mir anvertraut wurde, das bestmögliche und sorgenfreiste Leben geniessen kann, dass für sie oder ihn möglich ist.

Ich erkannte, dass ich schon lange Vater bin – es gibt viele Kinder in meinem Leben, kleine und große, Menschen, Persönlichkeiten, die mir am Herzen liegen, um die Angst habe und für die ich das Beste will. Das ist das Alte.

Das Neue ist, dass es jetzt eine kleine Person hier in unserer Wohnung gibt, die all das in 51 cm bündelt (ja, sie ist um 1 cm gewachsen!) und lautstark zum Ausdruck bringt, dass es zwei wichtige Menschen gibt. Und einer dieser wichtigen Menschen für sie bin ich, darf ich sein.
Und für die anderen natürlich auch noch. Ich glaube an diesem Montag gab es viele Mütter und Väter, die Angst um Mirja, mich und Emilia hatten und ich kann nur erahnen, wieviele Steine von den Herzen fielen, als die Nachricht durchkam, dass Mirja und das Kind leben. Ich glaube, dass wir in Wirklichkeit eine große Familie sind. Nicht leiblich, aber durch etwas, dass manchmal stärker ist: Ein Liebesband, das von dem Vater selbst ausgeht. War das jetzt ein Post, der Dich weitergebracht hat? Bist Du ein Kind oder Mutter/Vater von mir und: Hast Du eine solche große Familie? Ich wünsche es Dir, weil es das Beste ist, was man haben kann.