Zwei Menschen: Ein Gedanke

Gestern hatte ich zwei schöne Begegnungen mit gänzlich unterschiedlichen Menschen. Und Umständen. Eine mit einem alten Freund in seinem neuen Leben und die andere mit einer recht jungen Bekanntschaft in für mich ungewohnter Umgebung.

Beide jedoch stellten gänzlich unabhängig voneinander die gleiche Frage an mich: Wie baut man Gemeinschaft, die bleibt? Gemeinschaft, die ein Leben lang besteht?

Jugendliche finden Jesus, bauen intensiv Beziehungen auf, leben in einer Gemeinschaft wie z.B. der Wohnung so weit sie es können miteinander, teilen ihren Alltag und ihren Glauben und all das, was dazu gehört. Sie werden älter und haben die Chance in die CVJM Großfamilie, die Gemeinschaft der Mitarbeiter überzugehen (manche tun das) – wie aber gestaltet man Gemeinde so, dass man darin mehr als eine Lebensphase verbringen kann? Viel zu oft erlebe ich Erwachsene, die irgendwie ihrer „Jugendzeit“ hinterhertrauern und in der Lebensphase in der sie stecken sehr unzufrieden sind.

Wie baut man Gemeinschaft, die bleibt? Ortsgemeinde habe diesen Vorteil, sagen die einen – sie ist einfach da und bleibt da. Kommunitäten sprechen die anderen – Leben praktisch teilen. Freundschaften. Natürlich hängen diese Fragen auch mit meiner persönlichen Entwicklung zusammen – ich werde 2009 34 Jahre alt. Alt genug, um zu erkennen, dass wir nicht verpassen dürfen den 15 Jährigen eine Gemeinschaft zu geben, die sie begleiten kann und will. Der Barna Report gibt mir mehr als genug Anlass solche Fragen zu stellen.

Was sind Deine Lösungen? Was sind Lösungen Deiner Gemeinschaft? Ich wäre an einem Dialog sehr interessiert!

Wie weit darf/muss man gehen…?

Ich frage mich, ob man nicht zu oft hinter dem zurück bleibt was nötig wäre. Sei es aus Furcht, Bequemlichkeit oder der würdelosen Hinnahme des Konsens einer Gemeinschaft. Wie weit muss man gehen, wie weit darf man gehen, wenn es einem nötig, richtig, von Gott beauftragt erscheint?

Würdest Du eine Gemeinde gründen, wenn es dir richtig erscheinen würde? Würdest Du den Mut haben – und wie sieht es an der Stelle mit mir selbst aus? Habe ich den Mut weiter zu gehen als bisher? Ich frage mich das. Wie viel Platz gibt es noch da draussen und wie viel Platz in den Gemeinschaften in denen wir integriert sind, um Neues an den Start zu bringen? Und wie viel Mut ist nötig, um das offen anzusprechen? Das Neue Testament ist zugleich strikter und flexibler in seinen Richtlinien für Gottes Leute im alltäglichen Leben – der Weg geht über Gemeinschaft, Gemeinde – wie man es auch immer nennt, nicht als Ziel, sondern vielmehr als Mittel der Missio Dei, Gottes Mission diese Welt als Ganzes völlig wieder herzustellen. Dann wird die Form weniger wichtig, aber die Identität der Gemeinschaft als Gesandte wird um so wichtiger. In so fern muss man weit gehen, vermutlich bis über den Rand unserer Begrenztheit und über den Rand unserer Strukturen, die aus unserer Begrenztheit entspringen. Was wir dort finden werden? Davon weiß ich nichts, nur dass ich immer mehr zu der Ãœberzeugung komme, dass es noch mehr zu entdecken gibt in Gottes Auftrag und mit seinen Mitteln als das, was wir bisher haben.

Was das konkret heißen wird? Mehr Mut, weniger Verzagtheit und Vertrauen auf einen großen Gott. Mal sehen wohin das führen wird.

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 6)

Das sechste Kennzeichen von Missionaler Gemeinde ist:

„Christen werden ungleich mehr abhängig vom Gebet für die Gemeinde, weil sie die Bedeutung der Mission verstehen, in der sich Gemeinde befindet (Johannes 15, 5).“

Dazu kann man nichts sagen oder alles. Nichts, weil Gebet ein Rätsel ist, ein Mysterium, vor allem das Fürbittengebet eine Form darstellt die alles andere als „einfach“ sein kann. Und da sind wir wieder beim alles: Beim Beten kommt es darauf an das Gespräch mit dem Schöpfer zu suchen, eine übernatürliche Konversation zu betreiben und vor allem in der Fürbitte anzuerkennen, dass man weder das Maß aller Dinge noch der Weisheit letzter Schluss ist.

Häufig verpasse ich das, halte Monologe oder denke meine Gebete – zusammen mit anderen ist beten da schon bewusster, irgendwie erscheint der Abstand zu Gott zusammen mit anderen weniger, als würde die Luft dünner – versteht ihr?

Wenn wir versuchen im hier und jetzt entsprechend Gottes Plan Gemeinde zu bauen, sein Reich sichtbarer werden zu lassen, so führt uns das unweigerlich auf die Knie – es gibt so viele ungelöste Fragen, so viel Fehler, die wir jeden Tag machen, so viel an Arroganz, Wichtigtuerei und „Ohne-mich-würde-die -Christenheit-weiterhin-am-Boden-liegen“ Denke, dass mit wenn ich nur mein Leben anschaue regelmäßig schlecht wird. Im Gebet löst sich vieles davon, kommt ans Licht und kann korrigiert werden. Und es bringt die wackelnden Knie und die zitternden Herzen zusammen. Diese Mission der Gemeinde ist zu groß für uns und das ist gut so – wenn wir die Helden wären für die wir uns so oft halten, bräuchten wir das Gebet nicht. Vermutlich wäre es oft besser, wenn uns statt das Hirn vom Denken und die Hände vom Schaffen die Knie vom Beten weh tun würden. Vielleicht wäre auch unser Herz dann nicht mehr so unbeteiligt…

ZeitGeist: Die Verwurzelung der Gemeinde in der Kultur

Nachdem es schon ewig lange draussen ist, fallen mir bei der Nachlese einige Dinge an „Zeitgeist“ wahnsinnig positiv auf. Zum einen das Blog, das die Möglichkeit eröffnet interaktiv seine Meinung zu dem Buch zu bekunden (das sollte sich viele Autoren zum Beispiel nehmen und den Mut haben transparent und zugänglich zu sein), zum anderen die teilweise ganz hervorragenden Artikel.

In vier Seiten schafft es Tobias Faix uns Christen eins zu verplätten und deutlich zu sagen: Unsere Gemeinden in Deutschland haben, nach oft kreativen Anfängen, die deutliche Tendenz sich in der „Bürgerlichen Mitte“ anzusiedeln. Dies scheint dann auch die Gottgegebene Lebensweise zu sein und ebenfalls auch die Gruppe derer zu definieren, denen man das Evangelium verkünden möchte – die „Zielgruppe“. Laut dem hervorragenden Sinus Report (hier gibt es eine Analyse unserer Gesellschaft als Grafik, sehr interessant!!!) macht diese „Bürgerliche Mitte“ gerade mal 15% der Bevölkerung Deutschlands aus. Ich zitiere einmal etwas länger aus „ZeitGeist“ (es hilft die Grafik angeschaut und die Beschreibung gelesen zu haben, bevor man das Zitat liest):

„Zum anderen, wo liegen denn die meisten Gemeinden? Dieser Gedanken deprimiert mich, da die meisten freikirchlichen Gemeinden aus der bürgerlichen Mitte stammen, die meisten Kirchen bestehen aus ‚Traditionsverwurzelten‘. Das ist grundsätzlich in Ordnung, die prägende Kultur, aus der Menschen kommen, wirkt sich auch auf Glauben, Gemeinde und Theologie aus, aber es gibt ja noch einige ‚Kartoffeln‚ mehr links, rechts, oben und unten! Was ist mit denen? Wer lebt in der Kultur der Hedonisten oder Konsum-Materialisten und baut mit deren Mitteln Gemeinde? Das sind die Herausforderungen der Gegenwart.“ (ZeitGeist, S. 40, Hervorhebungen meine)

Tobias weiß dabei von was er redet, denn empirische Forschung ist sein Spezialgebiet – er hat sogar ein Institut gegründet (empirica). Seine Aussagen decken sich mit dem, was Alan Hirsch schon vor einiger Zeit über die Gemeinden Australiens gesagt hat (mein Post vom 24.12.2006 und das Bild unten). Was passiert aber, wenn man etwas neues wagt? Auch hier findet Tobias klare Worte:

„Statt das Gemeinden froh sind dass sie sich gegenseitig ergänzen, vergeistlichen sie ihre Strukturen und kulturellen Werte und lehnen die anderen Gemeinden ab. Dies gilt übrigens für alle möglichen Seiten, was den einen zu engstirnig und spießig ist, ist den anderen zu abgedreht und unbiblisch. Dabei geht es meist nicht um eine echte theologische Auseinandersetzung, sondern um eine gesellschaftsrelevante Umsetzung von Folklore, das heißt, die kulturellen Aspekte wie Kleidung, Gebetsformen, traditionelle Gottesdienstabläufe, Liedgut, Sprache, Bibelübersetzung etc. spielen eine größere Rolle als die geistliche Haltung. Dies ist sehr bedenklich und zeugt von fehlender Selbstreflexion und geistlicher Arroganz.“ (ZeitGeist, S. 41, Hervorhebungen meine)

In vier Seiten wird also auf den Punkt gebracht, wie Kultur und Gemeinde jetzt schon verwoben sind – den Emerging Church Menschen wir allerorts vorgeworfen die Kultur und Gemeinde zu vermischen, dabei wird übersehen, dass sie bereits vermischt sind. Brian McLaren antwortet auf die Frage, „warum er denn das Evangelium so verwässert“ immer mit der Gegenfrage ob wir es nicht schon verwässert haben und es nur nicht mehr sehen können. Warum müssen sich gute und wichtige Initiativen immer zuerst gegen die harsche Kritik der Frommen wehren, die noch vor 10 Jahren harte, biblische Debatten darüber geführt haben, ob man ein Schlagzeug im Gottesdienst benutzen darf?Ich schliesse mit dem Abschluss des Artikels (und bedanke mich bei Tobias Faix und Thomas Weißenborn für ihre Initiative und das längst überfällige „ZeitGeist. Kultur und Evangelium in der Postmoderne“):

„Hier gilt es Vorurteile abzubauen und einander stehen zu lassen. Bevor man seine Geschwister verurteilt sollte man das Gespräch mit ihnen suchen und aufeinander zugehen. Unterschiedlichkeit war, wenn wir in die Bibel schauen, noch nie ein Kriterium, einander abzulehnen.“ (ZeitGeist, S. 41)

slide.001.png p.s. wenn Du das Buch noch nicht dein eigen nennst kannst Du es hier probelesen.

Gemeinschaften und Krisen

Jeder bestätigt einem die Höhen und Tiefen des Lebens. Es gibt sie und auch als Gemeinschaft ist man nicht vor ihnen gefeit, im Gegenteil: Gemeinschaften durchleben viele Krisen. Manchmal scheint die Krise Dauerzustand zu sein, manchmal bemerkt man die Krise erst wenn es zu spät ist. Interessant sind die Charaktere, die sich anhand einer Krise offenbaren.

Es gibt die „Nichts-wie-weg-wir-verlassen-das-sinkende-Schiff“ Fraktion, denen die „wir-gehen-mit-dem-sinkenden-Schiff-unter“ genau entgegen gesetzt sind. Es gibt die „Wer-ist-denn-schuld-an-der-Krise?“ Sucher und die „ich-weine-wegen-der-Krise-nur-noch“ und viele mehr. Ich habe jetzt in den unterschiedlichen Gemeinschaften in denen ich mich so bewege schon verschiedene Krisenzeiten mitgemacht und ein gespaltenes Verhältnis zu ihnen. Aus dem Rückblick alles gut? Denkste! Trennungen, Spaltungen, viele Fragen. Heilung, Versöhnung, „wir-stehen-gemeinsam-wieder-auf“ oder „mit-Gottes-Hilfe-schaffen-wir-das“ ist eher selten, wenn auch durch diejenigen, die tiefes Vertrauen haben immer wieder sanft in die aufgewühlten Wogen der Krisengeschüttelten Gemeinschaft gesprochen. Letztere helfen mir immer am meisten, obwohl ich mich eher zu den ersteren zählen muss…
Ich schreibe das, weil ich denke, dass in Krisenzeiten Vertrauen an Gott und aneinander wichtiger ist denn je. Ich weiß nicht, ob ich das immer habe oder hatte, wenn es darauf ankam oder kommt. Aber ich wünsche es mir wieder mehr. Vertrauen kommt mir manchmal vor wie ein Schmetterling. Zart, Zerbrechlich, durch den kleinsten Wind aus der Bahn geworfen und doch wäre die Welt ohne Schmetterlinge kein schöner Ort. Die Schönheit des Vertrauens kann dem häßlichen Gesicht der Krise die Stirn bieten. Ich will vertrauen, dass unsere Gemeinschaften immer wieder aus Tiefen zu Höhen kommen. Und das das einem guten Plan entspricht und uns selbst demütig hält. Machst Du mit? Brauchst Du auch manchmal Vertrauen? Dann bedeutet Dir vielleicht das letzte Gedicht von David viel…

Schmetterlinge

Ihre feinen, zarten Flügel
flattern freudig durch die Lüfte.
Majestätisch über Hügel
jagen Lichter, Farben, Düfte.

Schmetterlinge werden sterben!
Warnen Tierschutzfachverbände.
Prophezeien Leid auf Erden,
wenn das schöne Tier verschwände.

(zu ende Lesen musst Du schon auf seinem Blog...am Besten den Feed abonnieren…)

Bei den Schwiegereltern…

Lüneburg am Sandwar es sehr fein. Wir waren in Lüneburg, Uelzen und Bienenbüttel. Die Gegend ist einfach schön und das Wetter war genial. Warm, warm, warm. Ganz untypisch für diese Jahreszeit und den Norden.

Die Bilder sind von Lüneburg, wo wir einfach einkaufen waren. Rathaus Lüneburg
Beim Rathaus wurden wir Zeugen einer interessanten Begegebenheit – eine ältere Frau hat mit einer leidenschaftlichen Rede (eine Menge hat ihr zugehört) das kollektive Gewissen aufgerüttelt bzgl. der Abschiebung von zwei Asylbewerbern. Sie hat sich in der Gerichtsecke dann medienwirksam (der NDR hat live eine Video aufgezeichnet) sich angekettet und zwei Polizisten in neuer Kluft (dunkelblau-schwarz) haben sie dann wieder losgemacht. Es gibt noch Leute, die für ihre Ãœberzeugungen auf die Strasse gehen…

Besonders schön war das zweite Mal joggen am Elbe Seitenkanal – 7,5 km – aber ich muss ehrlich sagen, dass ich zwischendrin langsam tun musste. Aber ich bin angekommen. Emilia war in dieser Zeit mit den Großeltern spazieren.Mirja beim Joggen am Elbe Seitekanal

Was eine Remineszenz an alte Zeiten war, war der Besuch bei Mirjas alter Gemeinde in Uelzen. Emilia während der Lobpreiszeit in der Gemeinde in UelzenWir haben so viele andere Sachen in der Zwischenzeit gemacht, so viel alt.worship Elemente, so viel Umdenken, dass der traditionelle Pfingstgottesdienst irgendwie vertraut und fremd zur gleichen Zeit war. Onkel Hans hat eine gute Geschichte zum Thema „Glauben“ gehalten. Es ist etwas anderes, wenn ein Mann in seinen besten Jahren dazu redet. WIr jungen Leute haben einfach diese Glaubenserfahrungen nicht.

Emilia hat die meiste Zeit geschlafen. Wie immer, aber das ist ja normal. Es ändert sich. Und nebenbei: Emilia hat zum ersten Mal in der Nacht von Sonntag auf Montag 6 Stunden am Stück geschlafen. Das ist fein. Ein guter Besuch! Jetzt bin ich wieder kopfüber in Arbeit.

Eine Stimme für die Leute, die sich vorher mal „die zum Gottesdienst versammelte Gemeinde“ genannt hat

Es gibt immer mal wieder Blogposts, die Wirbel verursachen – DoSi hat einen solchen gefunden und dankenswerterweise übersetzt. (aller Dank geht an ihn – einen kurzen Apetittmacher gebe ich Euch hier, bevor ihr hier zuende lesen solltet…) Was denkt ihr darüber?

„Wir sind die Ebenbilder Gottes, die einst in den unbequemen Kirchenbänken oder Kinositzen aus Plüsch gesessen sind, um passiv Euren Predigten zu lauschen, in denen Ihr uns erklären wolltet, welchen Plan Ihr für unser Leben habt.

Nein, es war nicht Gott, der Euch eingeflüstert hat, den “Raum unseres Zeltes weit zu machen” – das war Euer Ego. Und nebenbei bemerkt kann man ein viele Millionen teures Vorzeige-Bauwerk kaum noch als Zelt bezeichnen.

Wir glauben nicht mehr an Eure Berufung “die am schnellsten wachsende Gemeinde” in Stadt X zu sein. Das ist Eure Angelegenheit. Ihr wollt ein größeres Publikum. Wir sind nicht mehr Teil davon.


Ihr habt uns eine Vielzahl an Programmen angeboten, bei denen wir mitmachen können. Wir dürfen die Gottesdienstbesucher begrüßen, sie auf den Parkplatz winken, den Kaffee ausschenken, im Bücherladen verkaufen, im Kinderdienst und bei der Technik mitarbeiten – was immer Ihr gebraucht habt, um Eure Träume vom herrlichen Unternehmen zu verwirklichen. Vielleicht habt Ihr es schon festgestellt: Wir sind nicht mehr da.“

Fein polemisch geschrieben – das Original gibt es bei Bill Kinnon. Natürlich ist es auf die Amerikanische Gemeindewelt zugespitzt geschrieben. Interessant wäre die Frage: Wie sieht das in Deutschland aus? Wie müsste man das für uns schreiben?