Die Jacke

Scheinbar zieht mein Leben Geschichten dieser Art an. Oder brauche ich einfach nur die Erkenntnis, dass ich es nicht auf die Reihe bringe, um am Boden zu bleiben. Trotzdem wäre es mir lieb zukünftig weniger Adrenalinstösse dieser Art zu bekommen:

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Ich habe letztes Jahr Mirja einen Nähkurs zu Weihnachten geschenkt, den sie im Januar auch gemacht hat. 4 für sie wunderschöne Abende, an denen sie hauptsächlich an einer schönen, gefütterten Jacke nebst Kapuze und sogar noch einer Mütze dazu gearbeitet hat (auf dem Bild zu sehen). Ihre erste Jacke und es war kompliziert, aber sie hat es geschafft (Lob und Ehre an meine Frau, ich hätte alles vorher in die Mülltonne geworfen.)

Am Montag ging ich mit Emilia einkaufen und weil das Wetter ja eher unbeständig ist habe ich Emilia die Jacke angezogen – irgendwann auf dem Rückweg habe ich sie wegen der freundlichen Sonne wieder ausgezogen. Im allgemeinen sollte man denken die Aufgabe eine Jacke in einem Kinderwagen unterzubringen sei eine leichte. Ich legte die Jacke in die Tasche unter dem Sitz, auf die Einkäufe, und ging mit Kind und den inzwischen gesammelten Steinen (‚Tein) Richtung Zuhause.

Ignorant wie ich bin bemerkte ich das Fehlen der Jacke, die NATÃœRLICH AUS DER TASCHE GEFALLEN WAR, nicht. Oh man. Mirja fragte gestern Abend beiläufig: „Du wo ist denn Emilias grüne Jacke, ich kann sie nirgends finden…“

Mir sackten die Beine weg, denn was mein Hirn bis dahin geschafft hatte zu verdrängen zog in einem Fast-Cut-Action Film vor meinen Augen vorbei: „Du hast Mirjas selbstgenähte Jacke verloren und bemerkst es jetzt erst, ca. 32 Stunden später“ Blitze im Kopf, Knie wackeln, meine Sicht wird schwarz. Scheisse. Die Scheisse hat den Ventilator getroffen. Bin nachts noch los mit dem Rad schauen, ob das Ding irgendwo hängt. Nette Leute hängen ja verlorene Sachen so hin, dass sie gesehen werden können. Keine Jacke. Schlecht geschlafen. Beim Morgengrauen inneres Grauen: Die Jacke. Suche beim ersten Licht des Tages: Keine Jacke. Fühle mich wie ein getretener Hund, der eine Woche nichts zu Essen bekommen hat und möchte nur noch jaulen.

Fange an ein Plakat zu gestalten, das wir überall aufhängen wollen (hier ist das pdf: hier ist das pdf), mehr um mein Gewissen zu beruhigen und wieder aktiv zu werden. Kenne mich selbst kaum noch, so krass schlecht fühle ich mich. Meine Frau kann ich nur loben – sie war ein wenig traurig, hat aber gemeint, dass wir schon schlimmere Sachen erlebt haben. Tolle Frau. Fühle mich wie ein Bettler neben einer Prinzessin – immer noch mies. Ach ja: Gebet – Gott hat bestimmt wichtigere Sachen zu tun als sich um die Jacke unsere Tochter zu kümmern (ist eine Wiedergabe meines Gefühls, nicht meiner reflektierten theologischen Meinung) – natürlich haben wir trotzdem gebetet. Also los, Plakate aufhängen – Anfang im Kindergarten nebenan. Herz klopfen und immer noch wacklige Beine (innere Ãœberzeugung: Das bringt nichts. Garnichts. Ich mache es nur, um etwas Erleichterung für mein Gewissen zu bringen)

Klingeln. Aufmachen. „Äh, ich hab da so ein Plakat, weil wir, also ich am Montag eine kleine Kinderjacke verloren haben, wenn es…“ Freundliche Antwort: „war das so eine grüne?“ Ich: „Äh, ja“ (ein Kind kommt herangestürmt) „Soll ich die Jacke holen?“ (Kind holt die Jacke)

Plötzlich ist die Sonne wieder da und die Vögel singen und die Welt ist wieder mehr im Gleichgewicht, meine kleine Welt. Die Kinder vom Kindergarten bekommen Gummibärchen und Merci und die Frau, die die Jacke gefunden und abgeben hat auch noch eine Kleinigkeit.

Man bin ich froh. Gar kein Ausdruck. Ich verstehe zum ersten mal vom Gefühl her die Frau, die ihren Groschen verloren hat (das war übrigens Teil ihres Hochzeitsschmucks, nicht ein Geldstück per se, also was Wertvolles für innendrin…) und ein Fest feiert. So fühle ich mich auch. Hihi.

Hungrig und satt zugleich

Dichte Atmosphäre, geistliche Lieder, Gebet und Abendmahl. Lange schon habe einen solchen Abend nicht mehr als Teilnehmer erlebt. Sehnsuchtsstillung? Eher Sehnsuchtsweckung – wie ein Echo von etwas Realem habe ich den Abend hier auf der Tagung erfahren. Das Reale liegt allerdings dabei in der Gegenwart Gottes. Es fällt mir schwer meinen Verstand gefangen zu nehmen und das Neue, das ich erlernt habe und in dem ich leben will in Einklang zu bringen mit dem „Alten“ das mich umgibt – lass für dich beten und alles wird gut. Ist meine Wirklichkeit nicht zu komplex, als das ein solch einfacher Weg „Erfüllung“ bringt? Ich bin verwirrt, denn ich weiß nicht, wie ich all das einordnen soll – wie radikal anders kann man/muss man leben? Peter Rollins „Was würde Judas tun?“ erbringt einen wirklichen Konflikt und die „Treue des Verrats“ (Fidelity of Betrayal) öffnet nicht unmittelbar einen gangbaren Weg. Oder ist es schlicht nicht cool genug den einfachen Weg zu gehen?

In meinem Herzen spiegeln sich viele Fragen, die ich an die „Emergent“ Bewegung habe – ich (er)lebe in diesen Fragen könnte man sagen. Naja, niemand hat gesagt, dass der Weg zu einer veränderten Ekklesiologie und einer inkarnierten Spiritualität einfach zu gehen ist. Man ist ja Kind geistlicher Eltern und Strömungen und sehnt sich durchaus nach vertrauten Formen zurück, wenn bis hierher noch jemand liest und verstehen kann, was ich meine. Insgesamt kann ich sagen, dass im Abendmahl eine Form der Gottesbegegnung Gestalt gewinnt, die mir bis jetzt noch nicht bewusst war – das Abendmahl als Mahl der Zusage, als Mahl des Ausdruck meines Glaubens, dass in Jesus alles letztlich zu meinem Guten dient, dass in seiner Komplexität die Zusammenfassung aller meiner losen Enden liegt. Abendmahl als Ausdruck und Zusage, Verrat an meinem zu kleinen Bild von Gott und Glaube an die Wirklichkeit seiner Zusagen. Sehnsucht gestillt und geweckt, denn das hier ist nicht wirklich unser Heim, nicht so, sondern geheilt, zusammengefügt und dadurch ganz.

Augustinus sagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ Wahr. Ich lerne die Wahrheit dieses Satzes je länger ich ihn in meinem Leben verwoben finde. Vermutlich ist es der Fluch dieses Lebens, dass man immer wieder Hunger bekommt und erst in der Ewigkeit wird dieser Hunger gestillt, solange stecken wir in der Vorläufigkeit fest. Versteht das jemand?

Nachtrag: Mir ist grad noch ein Zitat von Lewis eingefallen, dass die Sache mit der Sehnsucht noch mal gut in Worte fasst:

„God will refresh us on our journey with some pleasant inns – but he will never let us mistake them for home.“ (Gott wird uns auf unserer Lebensreise durch eine paar angenehme Gasthäuser erfrischen, aber er wird ebenso dafür sorgen, dass wir sie nicht mit unserem „Zuhause“ bei ihm verwechseln.)

Sehnsucht nach Gott

Seltsam – ich bin öfter mal in der Lage, dass ich allen möglichen Leuten von dem „God-shaped-Hole“ in unserem Herzen erzählen kann. Da gibt es eine tiefe Sehnsucht in uns allen. C.S. Lewis beschreibt dies in seinem Leben schon sehr früh einen Punkt gab, an dem er „Sehnsucht“ erfahren hat. Sein Bruder und er haben einen geheimen, kleinen Garten in einer Blechdose erschaffen. Ganz still und heimlich spielten sie mit diesen Gärten und ließen ihre Vorstellungskraft wandern. Das Gefühl des Öffnens der Dose beschreibt Lewis als „Sehnsucht“, dem Bewusstsein, dass es etwas größeres, schöneres gibt als bloße Realität, bloße Umwelt. In Psalm 63 heißt es, dass David Sehnsucht nach Gott hat.

Nach 5 Jahren Theologiestudium und 6 Jahren CVJM Karlsruhe stelle ich fest, dass ich immer noch diese Sehnsucht in mir trage, aber lange nicht zugegeben habe, dass ich es sie gibt. Immer wieder finde ich mich an Stellen in meinem Leben, wo ich dafür Sorge trage anderen zu helfen ihre Sehnsucht nach Gott zu stillen, einen Platz, eine Sprache, Arten und Weisen für sie zu finden, damit sie ihre Sehnsucht nach Gott stillen und satt zu werden.

Ab und an, habe ich das Gefühl als stille ich meinen Hunger nach Gott mit einer Art Nahrungspillen, verdichtet, hochkonzentriert und nicht erstaunlich, absolut fade im Geschmack, anstatt, um im Bild zu bleiben, saftiges Fleisch, intensive Gewürze und exotische, süße Früchte zu mir zu nehmen.

Ich lebe, aber Sehnsucht nach Gott wird eher beruhigt als gestillt, wie ein Schnuller bei einem Kind das Saugbedürfnis stillt, aber keine Nahrung bringt. Ich stelle fest, dass ich Sehnsucht nach dem lebendigen Gott habe. Fragen an ihn, Freude an der Erinnerung an all die guten Mahlzeiten und Vorfreude auf kommende Festmahle. Ich schäme mich meiner Sehnsucht nicht mehr und frage mich, warum ich so lange diese Sehnsucht nicht wahrgenommen habe. Oder habe ich? War es mir peinlich? Oder habe ich ernsthaft gedacht, dass ich diesen Hunger nach dem Größten und Krassesten gestillt hatte? Wie ärmlich und wie arrogant so etwas zu denken.

Dabei falle ich ebenfalls nicht zurück in ein dualistisches Denken, dass „Welt“ und „Gott“ trennt, denn mir ist bewusst und ich erkenne an, dass der Weg der Sehnsuchtserfüllung Gottes Weg ist und nicht in einem bestimmtem Bereich meines Lebens, der „geistlich“ gefüllt werden muss. (Der Björn muss einfach mal wieder einen guten Gottesdienst erleben) Gott gebe mir Augen, um zu sehen, wo er am Werk ist.

Liebe?

Hab grad ein Lied gesungen, dass mich nachdenken lässt: Ich laufe los – in die Arme des Vaters und so weiter. Da ging es ganz viel darum, was die Liebe Gottes mit uns macht. Alles positive Sachen, alles nur irgendwie weich und nett.

Mir ist ein Text eingefallen, der vielleicht ergänzen kann:

„Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. (ff) Hebräer 12, 3“

In dem Text geht es darum Heilig zu sein, Teil zu haben an der Heiligkeit Gottes und diesen Ruf gibt es wirklich: 3 Mose 19, 1-2 – Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr Euer Gott. Und wir sind nicht per se heilig, sondern da gibt es viel, dass zu erziehen ist, dass zu verändern ist. Kaum jemand spricht noch heute davon, oder? Ich habe lange nichts gelesen darüber, dass Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock und mien Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die niht Frucht bringt, die nimmt er weg und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt. Johannes 15, 1-3 “ Was meint Jesus hier? Reinigen? Zweige rausschneiden heißt das. Das ist krass. Ich rede davon, weil ich merke, dass in den letzten Jahren sich viel eingeschliffen hat. Ich habe das Gefühl, dass ich viel gestärkt habe, aber das lange nichts mehr gereinigt, bereinigt wurde in meinem Leben. Das sind Zweige gewachsen, von denen ich weiß, dass der Weingärtner sie abschneiden würde. Ich hoffe es ist niemand geschockt, ausser ich und ich denke, dass es vielleicht auch noch vielen anderen so geht. Dieser Blog heißt „Journeyfiles“ Reisetagebücher. Auf meiner Lebensreise muss ich jetzt gestehen und bekennen: Ich brauche wieder die Reinigung, das Abschneiden von falschen Verhaltensweisen. Vieles wird auch in der Gemeinschaft immer wieder angesprochen, aber wir meinen es nicht so ernst manchmal. Wann habe ich das letzte Mal von jemand ehrlich gehört: „Björn, um Gottes Willen und Deinetwillen, das ist nicht gut was du tust, wie du redest, wie du bist.“ Es gibt Menschen, die mir so nahe stehen, dass sie das sagen dürften.

Ist das Teil von „Erwachsen werden“? Eigentlich will ich doch nur so werden wir Gott ist. Ich will doch mit der Gemeinschaft in der ich bin Gott widerspiegeln. Ich will doch nicht der einzige in der Gemeinschaft sein, der alle reinreisst, weil er so unvollkommen und widerspenstig ist.

Liebe ist billig, wenn sie nicht dafür sorgt, dass der Geliebte hübsch, gepflegt und so perfekt wie möglich ist. Ich habe zu lange nicht in den Spiegel geschaut und bereue es. Und ich mag Umkehren. Und lernen. Und erzogen werden. Wie geht es Dir?

Die Ereignisse der letzten Zeit im Rückblick

Ich habe in den letzten Tagen nur sehr unregelmäßig geschrieben – ein paar Gedanken wollte ich dennoch weitergeben:

  1. Der Gottesdienst über Berufung war intensiv und schön. Die Videoclips waren sehr passend – am besten und ein sehr einfaches Ding sind die Briefe an einen selbst. Nach all den Gedanken in den verschiedenen Medien und einem „Dreier-Bank-Moment“ Predigtgespräch gab es die Möglichkeit einen Brief an sich selbst zu schreiben mit unterschiedlichen Fragen als Begleitung. Die Briefe werden nächstes Jahr abgeschickt…
  2. Arbeite ich im Moment sehr viel hinter den Kulissen. Z.B. in der Vorbereitung der Schülerarbeit, konkret eines Tages für Schüler an Karlsruher Schulen (14. Juni „fire@school“ Jesus.Schule.Du?), Gespräche mit Einzelnen, Konzepte erarbeiten und wieder verwerfen. Viel Zeugs, das keiner sieht. Das ist auf der einen Seite fein, auf der anderen Seite fragen scheinbar schon Leute: „Arbeitet der Björn grad was?“ Pft! Ja, der Björn arbeitet. Und zwar unsichtbar, aber nicht ohne Auswirkungen. So hat sich vielleicht eine interessante Möglichkeit der Zusammenarbeit in der Wohnung ergeben. Mal schauen…
  3. Ist irgendwie die Gesundheit Thema im Hause Wagner – nach einem erfolgreichen Herzcheckup mit BelastungsEKG und “ 24 StundenEKG „sie dürfen sich Gesund fühlen“ war das Resümee des Arztes (nicht selbstverständlich mit bekannten Herzrhythmusstörungen meinerseits…), die Augenärztin diagnostiziert einen stark erhöhten Augeninnendruck, mir bricht ein Stück des Schneidezahns beim morgendlichen Müsli kauen ab und so vieles mehr. All das kostet inzwischen immer mehr Geld, Zahnfüllungen, Augendruckmessung, Hornhautdichte, eine Laser-Sehnervuntersuchung, die feststellt, woher der erhöhte Augendruck kommt. All das belastet unser Budget zusätzlich. Dann jetzt die Fiebersachen von Mirja und Emilia. Dumme Sache das.
  4. Hat mir der Mittwoch mit Markus und Marc echt was gebracht. Wir haben für Predigten und Gottesdienste Interviews in der Stadt gedreht. Markus gehört die kleine Medienfirma Kairosmedia und die hat allerlei interessante Medien für Gemeinden – das was wir gemacht haben wird eine Produkt, wo man die Meinungen der Leute zu verschiedenen Lebensfragen anschauen und in Präsentationen einbinden kann. Checkt ruhig mal das Angebot von Kairos. Da sind sehr nützliche Sachen dabei (Stichwort: „Werkzeug„)! Eine Sache, die mich wirklich fertig gemacht hat, war die Aussage einer jungen Schülerin, bildhübsch, die sagte, dass ihr höchster Wert ihrer Katze sei. Und die ist vorgestern gestorben. Wie viele Leute laufen durch die Welt, ohne Sinn zu sehen oder zu suchen. Bei allen postmodernen Fragen, muss man wirklich sagen, dass sich viele Leute die Fragen, die wir durchkauen nicht stellen. Gar nicht. Die leben einfach für ihre Katze.
  5. Wenn Kind und Mutter Fieber haben ist Leben und arbeiten nicht einfach. Man(n) muss dann doppelt arbeiten. Das ist ok und gut, aber anstregen, vor allem, wenn die Nächte mehr mit Schreien und beruhigen als mit Schlafen zu tun haben.
  6. Die Jahreshauptversammlung des CVJM Karlsruhe war alles in allem erwartungsgemäß. Ich bin nicht froh über manche Entwicklung und die große Frage nach dem Fokus der CVJM Arbeit bleibt von der Gemeinschaft her nicht geklärt. Ich hoffe, dass wir viel Mut und Ermutigung bekommen, denn es gibt so viel zu tun. Gott ist am Wirken und wir sollten mitmachen.
  7. Das Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung und hilft auch nicht weiter. Aber: Emilia läuft jetzt lange Strecken allein. Das ist einfach schön zu sehen, wie sie wächst und größer wird und sich entwickelt. Wir sind trotz wenig Schlaf enorm beschenkt mit unserer Tochter.

DIe nächsten Wochen werde ich wieder mehr unterwegs sein – ein Abstecher zu den Benders, Verbundtagung in der Rhön, ein Abstecher nach Münster. Viel hinter den Kulissen, aber mit vielen Auswirkungen auf mein Denken und die Arbeit, die ich machen darf.

Trifels

Trifels_-_aus_der_HubschrauberperspektiveGestern waren wir zusammen auf der Burg Trifels und haben neben der wunderbaren Sonne und der genialen Aussicht vor allem die Zeit miteinander genossen. Emilia kann und will schon immer mehr gehen, was sie dann auch an Mamas Hand gern tut.

Ansonsten war bei mehr als 200 Treppenstufen nicht viel mit Kinderwagen und Mirja hat Emilia im Tragetuch gehabt. Interessant ist ja wirklich die Geschichte der Burg, auf der die Reichsinsignien des heiligen römischen Reiches deutscher Nation in Kopie liegen.

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Daneben war natürlich auch Richard Löwenherz (genau der) als Gefangener dort – zumindest 3 Wochen lang gelten als gesichert. Es war ein sehr schöner Ausflug – Abends hatten wir dann spontan viel Besuch. Grecy, Anne, Felix, Anna und Nele kamen vorbei, sie blieben zwar alle nicht lang, aber wieder einmal zeigt sich, wie genial es ist, dass wir hier unten wohnen.

Vorwärts

„Ich bin bereit überall hinzugehen, vorausgesetzt, der Weg führt vorwärts.”

(Das heutige Zitat des Tages stammt von David Livingstone (1813-1873)

Manchmal ist vorwärts eine seltsame Richtung, aber generell ist es schon ein Lebensmotto: Bereit sein und nach vorne schauen. Mal sehen, was da vorne alles so liegt…

Besuch…

Mit Emilia gibt es eine neue Dimension unseres Lebens: Kinderbesuch. Heute waren Salome, Josia, Julia und Daniel bei uns zu Gast. Es ist schon faszinierend zu sehen, wie die Kinder während ihrer Zeit zusammen miteinander spielen, einander beschnuppern und verständigen. Es war auf jeden Fall ziemlich viel los in unserer Wohnung – vom Wickeln bis zum Schlafen und Spielen war alles dabei.

Schön war es und ich empfinde es immer noch als eine wunderbare Sache „in der Nähe“ zu wohnen und häufiger Besuch zu bekommen oder eben auch andere zu Besuchen. Familienbesuch zu haben ist in der neuen Wohnung so unendlich viel einfacher und wir geniessen es sehr.

Früh aufstehen.

Seit Anfang Januar setze ich etwas um, das mir wichtig geworden ist: Ich stehe morgens früh auf. Früh heißt normalerweise zwischen 5:15 und 5:45 Uhr. Warum tue ich das?Recht simpel: Da habe ich einen freien Kopf, es klingelt kein Telefon, ich kann lesen, schreiben, nachdenken, beten und eben bloggen.French Press Bildrechte: Wikicommons/GNUEin unverzichtbarer Bestandteil dieser Morgenroutine ist meine neue kleine Kaffeemaschine geworden – sie funktioniert völlig manuell – es ist eine kleine „French Press“ und sie ist wunderbar – die Espressomaschine ist um diese Uhrzeit einfach zu laut – der Wasserkocher geht, vor allem, weil es eine kleine Menge Wasser ist (ist übrigens eine feiner Energiespartipp: Immer nur so viel Wasser erhitzen, wie man braucht…).So ruhig und entspannt fällt es mir auch leichter in Beziehung zu Gott zu kommen.Mein Job bringt es allerdings mit sich, dass wir lange Abends noch zusammen sitzen. Das ist öfter mal schwierig, weil man doch, wenn man um 0:30 ins Bett kommt, nicht so recht um 5:30 Uhr aufstehen mag…nun ja. Es gibt auch Ausnahmen…drauf gebracht hat mich übrigens Jason Clark. Ist das was für Dich?

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Nächtliche Freunde – und Socken

Gestern Abend war ein alter Freund bei uns auf ein Bier. Das war wirklich nett und erschreckend schnell zeigte die Uhr „nach Zwölf“. Heute morgen (6:42 Uhr) bin ich müde und natürlich springt die Frage in meinen Kopf: Musste das sein? Hättet ihr nicht, wie vernünftige Menschen, um 23:00 Uhr aufhören können?Diese Option steht einem leider bei nächtlichen Freunden nicht offen. Natürlich kommt man erst nach 23:00 Uhr auf das, was einen wirklich bewegt. Wir haben geredet und geredet und gut war es und hoffentlich bewegt es etwas…Selbst schuld war ich daran, dass ich dann danach noch die Wäsche aufhängen musste (eine meiner Aufgaben in unserem Haushalt) – aber glücklich war ich, dass ich selbst daran gedacht hatte. Habt ihr schon mal nachts Socken aufgehängt? Nicht schön, vor allem lausig kalt in unserem Trockenkeller. Mittlerweile ist es 6:54 und ich bin einigermassen wach. 

Fastenzeit

Der aufmerksame Leser dieses Blogs hat mit Sicherheit festgestellt, dass ich selbst auf das Fastenzeit Blogstöckchen…, welches ich geworfen habe nichts geschrieben habe. (Danke für alle Antworten!)
Das soll sich hier ändern:

1. Hast Du schon einmal bewusst gefastet?

Ja, immer tageweise, eine Zeit lang sogar recht regelmäßig 1x Monat.

2. Was ist der Sinn von Fasten Deiner Meinung nach?

Fasten ist bewusster Verzicht auf alles, was meine Aufmerksamkeit bindet, in meinem Fall hat viel davon mit Nahrung oder anderen Konsumgütern zu tun. Im Verzicht gewinnt man Zeit, Konzentration und Fokus zurück.

3. Wirst Du in diesem Jahr in der Fastenzeit fasten?

Ja. Ich werde meine eigene „No Shopping“ Aktion durchführen: 6 Wochen komplett ohne Einkauf (bis auf die Grundnahrungsmittel) und zusätzlich noch 1 Woche komplett auf Nahrung verzichten.

4. Ist Fasten ein Thema in der Gemeinschaft in der Du lebst?

Im Sinne des Kirchenjahres schon – ich erlebe die Fastenzeit bei den Leuten meiner Umgebung allerdings mehr als Weihnachtsspeck-weg-Diät (meistens „Keine Süßigkeiten“)

Gut gefällt mir die Aktion einer britischen Kirche: buylesslivemore (The Methodist Church of Great Britain | Buy Less Live More) (kauf weniger, lebe mehr), die in der Fastenzeit jeden Tag einen Tipp zum „weniger kaufen“ schreibt (Heute: Mach Dir Dein eigenes Frühstück und kaufe kein fertiges ein) und einen Tipp zum „mehr leben“ gibt (besuch einen Gottesdienst).
Sie haben sogar eine „Kreditkarte“ herausgegeben, die man sich in den Geldbeutel stecken kann. Als Erinnerung weniger zu kaufen und mehr zu leben.Buy Less Live More

Gut gefällt mir auch die diesjährige Aktion von „sieben Wochen ohne“ (7 Wochen Ohne – Die Fastenaktion der evangelischen Kirche – 7WO) unter dem Motto: „Verschwendung – Sieben Wochen ohne Geiz„. Was auf den ersten Blick nach Widerspruch zu meiner eigenen Fastenzeit klingt, ist es bei genauerem Hinsehen nicht:

Verschwenderische Liebe nährt. Also: Fasten Sie und verschwenden Sie Zeit an Ihre Freunde, verschwenden Sie Ihr Geld für eine gute Sache, verschwenden Sie Liebe, genießen Sie, bleiben Sie genießbar. „7 Wochen Ohne“ – das heißt: eingeschliffene Gewohnheiten zu durchbrechen, die Routine des Alltags zu hinterfragen, seinem Leben möglicherweise eine neue Wendung zu geben oder auch nur wieder zu entdecken, worauf es ankommt. Der Herausgeber des Magazins „brand eins“ beschreibt in seinem Buch „Verschwendung“ treffsicher, warum Geiz und Sparsamkeit behindern und welche Vorteile unsere Wirtschaft von verschwenderischen Menschen hat. So möchten wir dazu anregen, über die Frage nachzudenken, wie viel mehr bringt uns dann Verschwendung unserer Menschlichkeit für unsere Gesellschaft?

Davon sollte man nie fasten. Ich wünsche Euch allen eine gesegnete Fastenzeit – ach ja, das Buch, dass mich inspiriert hat heißt auch „No Shopping!“ und ist die Kaufempfehlung (!) von Robert Misik (Das Kult-Buch)

Ein bewegtes Leben

Heute morgen haben wir die Nachricht bekommen, dass Uroma mit 88 Jahren eingeschlafen ist. Mirjas Oma Irmgart Klau ist auch für mich eine Oma geworden und ich bin noch in den Genuss ihres wunderbaren Teegebäcks gekommen, dass sie immer frisch und mit einer Prise Salz zubereitet hat (bei allen süßen Sachen das Salz nicht vergessen, hat sie immer betont).

Die letzten Jahre waren für sie beschwerlich, konnte sie doch nach einem Schlaganfall kaum noch laufen und musste im Rollstuhl sitzen. Wir haben sie letztes Jahr noch bei ihrem Geburtstag im Garten besucht und wie schön war es für sie wieder in „ihrem Garten“ sein zu können. Mirja erzählt, dass sie immer im Garten gearbeitet hat. Ich finde es immer wieder krass, wie stark die Frauen der Kriegsgeneration waren – sie verlor ihren ersten Mann sehr früh und heiratete dann Kurt (an den wir jetzt denken). Viele Pastoren und Reisende Leute haben bei ihr ein Dach und wunderbares Essen gefunden und jetzt ist sie selbst abgereist zu unserer himmlischen Heimat.

Dazu die Losungen von heute:

Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31,16)

und

Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.  (Römer 14,8)

Es gäbe noch mehr bewegtes und bewegendes zu erzählen, aber ich belasse es mal dabei. Uroma – wir werden dich und deine Geschichten vermissen.