Wahr, wie wahr…

blinddate

Ãœbersetzung:

„Herzblatt“ (auf der Tür)

„So – welchen Gott wirst Du Dir aussuchen? Wir es der großzügige Gott Nr. 1 sein…der von sich sagt, dass er dir alles geben wird, was Du Dir wünschst oder wird es vielleicht der raubeinige, harte Gott Nr. 2 sein, der versprochen hat deine Feinde zu erschlagen und immer mit Dir einer Meinung zu sein? Oder wird es der kuschelweiche, fluffige Gott Nr. 3 sein, der sagt er wird für dich alles werden, was du willst das er sein soll? Du hast die Wahl!“

Untertitel: Sie hatten ein wunderbares Wochenende zusammen, aber es gab nicht den Hauch einer Chance in Richtung einer sinnvollen Beziehung.

Alle Rechte verbleiben bei ASBO Jesus mit herzlichem Dank nach England!

Gottesdienst gestern 06.06.08

Mal wieder ein kleiner Bericht vom Gottesdienst gestern mit dem Thema „Konsum“. Eigentlich genau das Thema mit dem ich mich im Moment beschäftige, aber Wissen bringt noch keinen Gottesdienst. Also wie immer Gesprächsvorbereitung – diesmal via Skype mit Nele. Wir haben einige Ideen diskutiert und es hat meine grauen Zellen in Wallung gebracht…während einer Fahrradfahrt gestern kam mir dann der Gedanke, dass wir durch den Konsum gefesselt sind.

Zuerst wollte ich ganz viele Produkte hinlegen, die an uns gebunden werden, aber wir hatten nicht genug krasses Zeugs und so habe ich mich entschieden Karten zu drucken mit Bildern von begehrenswerten Produkten (Flachbildschirm, iPhone, MacBookAir, Mini Cabrio, Manolo Bahnik Schuhe usw.) Das war dann mit einem Zitat aus dem Buch „No Shopping von Judith Levine“ (die ersten zwei Seiten) und dem völlig flachen und nur noch Werbemäßigen Ende von „Germanys next Topmodel“ der Einstieg und hat uns zu dem Text des reichen Jünglings geführt.

Das Bild, das ich in dem Predigtgespräch (Progressive Dialog) verwendet habe ist, dass man durch die guten Taten noch so viel Guthaben auf einem Konto ansammeln kann, wenn das Herz woanders ist (in diesem Fall am Geld/Reichtum) ist es, wie wenn ein Minus vor dem Betrag steht – plötzlich ist dein Konto dick in den roten Zahlen und alle Gebotshalterei vergeblich.

Immer wieder haben wir uns das Lied von Rich Mullins angehört und gesungen (you did not have a home) in dem es heißt, dass die Welt Jesus nicht beeinflussen konnte, weil er nichts hatte. Genau das ist aber das, was unsere Konsumkultur uns einflüstert: Besitze, Kaufe, Begehre. Die Sehnsucht, die wir dabei stopfen wollen ist meiner Meinung nach die Sehnsucht des Geschöpfs nach dem Schöpfer – wir sehnen uns nach Beziehung und die Kultur sagt uns: Kauf – Kauf, dann geht es dir gut, dann fühlst Du Dich wohl. Wir vergessen dabei, dass wir nicht mitnehmen können. Was ewig zählt sollte der reiche Jüngling aufbauen, aber die Macht des irdischen hat ihn gehalten.

Nachdem die Leute sich ihre Produkte ausgesucht hatten, wurden diese übrigens mit Kabelbindern an ihre Hände gebunden – wir hatten dann das Problem, das ein Kabelbinder nicht mehr zu öffnen ist – während der Gebetszeit konnte man dann am Konsumaltar den Kabelbinder zerschneiden und dafür beten, dass Gott uns befreit von der Sehnsucht nach vergänglichen Dingen und uns die Sehnsucht nach Ewigem ins Herz legt.

Den Abschluss habe ich mit dem Zitat von Alan Hirsch gemacht, in dem er sinngemäß sagt, dass wir im Moment gegen die gewaltige Marketing und Konsummaschinerie verlieren – Konsumjünger werden mit viel Sorgfalt und Aufwand gemacht – die Gemeinde ist nicht so gut im Nachfolger rufen, wie die Werbung. Konsum ist gefährlich – Gott gebe uns allen Weisheit das Wichtige vom Unwichtigen zu Unterscheiden und unser Herz nicht an Dinge zu hängen, sondern ganz an ihn.

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 4)

Wir sind immer noch bei den Kennzeichen einer Missionalen Gemeinde:

„orientiert am Reich Gottes“

Hm. Hier könnte ich jetzt wirklich Bücher schreiben, denke ich. „Reich Gottes“ das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich diese Kern Botschaft Jesu wohl erst im Studium. Ich war verblüfft, als einer unserer Dozenten davon gesprochen hat, dass Matthäus 4, 23 Jesu Kernbotschaft war. Ich hatte vorher immer gedacht Jesus hätte so eine Art „All you need is love“ trifft „ich bin der Sohn Gottes und werde für Eure Schuld ans Kreuz gehen“ als Dauerthemen hatte. Natürlich redet Jesus von seiner Identität, natürlich redet er von einer Liebe, die alles übertrifft und genauso natürlich spricht er von seinem Sterben und auferstehen – das Reich Gottes – für den Griechen „basilea tou theou“ enthält all das und muss es auch enthalten.

Was bitte ist das „Reich Gottes“? Worin besteht es? Und was hat es mit meinem Leben zu tun? Mit meiner Gemeinde? Mit den Veränderungen, die in unserer Gesellschaft passieren. Das Reich Gottes besteht in Integrität und Beziehung – Integer sind die Beziehungspartner, besser der eine ist es, die anderen, wir Menschen entbehren der Integrität, die wir haben sollten. Erst in der Beziehung zu Gott werden wir „ganz“, Bubers Satz „Der Mensch wird am Du zum ich “ entfaltet hier seine größtmögliche Wahrheit und in der Person Jesu wird Gott uns so zugänglich, dass wir wieder Mensch werden können – Jesus versöhnt schon vor dem Kreuz Gott und Mensch und das ist das angebrochene Reich Gottes.

Natürlich ist das Kreuz das Geschehen, wo Jesus kosmische Geschichte schreibt, dennoch bricht im Kommen Gottes, in der Inkarnation ein neues Zeitalter an: Gott wird Mensch, um in seinem Leben wie seinem Sterben zu versöhnen, zu heilen, zu verbinden was getrennt ist und war. Dabei verändern sich Werte und Auslegungen des alten Testaments – wenn Gott sich „enthüllt“, dann werden die Gesetze weniger und die Liebe stärker. Ich sehe das Reich Gottes als große, geschweifte Klammer – oben und unten das ist das Schöpfungsende mit der ersten Schöpfung und der neuen Schöpfung der Welt – das Zentrum in der Mitte ist das Symbol für die Inkarnation Gottes in Jesus } so bleibt die göttliche Symmetrie erhalten und Anfang und Ende liegen in einer Hand – Jesus bleibt das Zentrum, aber die Vorbereitung und die Weiterführung seiner Botschaft, seiner Persönlichkeit in seinem Auftrag an uns sein Körper zu sein, zu handeln, wie er gehandelt hat bleibt unsere Herausforderung.

Hier gäbe es noch viel mehr zu schreiben, ich schliesse mit Fragen:

Wie sieht der Entwurf von Gottes Reich aus, den Jesus vor Augen hat?

Was verrät uns die Bibel zum Thema „Reich Gottes“ bestimmt ist Scot McKnight der richtige zu dem Thema…

Was für praktische Auswirkungen hat es, dass das Reich Gottes schon zu Jesu Lebzeiten in ihm selbst angebrochen war? Verändert das unsere Wahrnehmung oder bleiben unsere Gedanken zu stark auf Kreuz und Auferstehung fixiert…?

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 3)

„Christen sehen sich als Botschafter Jesu und sind motiviert, ein heiliges Leben zu führen, um nicht den Namen ihres Königs zu entehren, den sie repräsentieren.“ (Zeitgeist, S. 83)

Ich glaube wirklich, dass dies zu allen Zeiten ein Kennzeichen von Gottes Leuten war und alles Denken über „Inkarnation“ macht keinen Sinn, wenn wir nicht zugleich „ja“ zu einem heiligen Leben und zu unserer Botschafter Rolle sagen. Der Satz „das Medium ist die Botschaft“ wird nirgendwo mehr Wahrheit als in Jesus selbst.

Heiligkeit ist in den Tagen von Karrieregeilheit, unfairen Marktwirtschaftlichen Strategien, Internetpornografie, Steuerhinterziehung und völlig selbstverständlichem Softwareklau wohl mindestens genau so schwierig wie zu allen Zeiten vorher. Und als Medium der Botschaft Gottes diesen Gott zu entehren durch das was man tut oder das was man nicht tut ist wohl genau so leicht wie in allen Zeiten vorher. Von daher muss der Ruf nach Heiligkeit vor aller Coolness, aller Chilligkeit und allem Café Latte erschallen, wenn wir uns daran machen wollen Gott in dieser Welt zu repräsentieren – nichts anderes ist die Aufgabe eines Botschafters.

Nur die Motivation das zu tun leidet öfter mal, nicht wahr? Bei mir ist es so. Schneller, leichter – fast schon Joda-esk mutet der Gedanke an („ist die dunkle Seite stärker“ fragt Luke Joda – dieser entgegnet: „Schneller, leichter, nicht stärker“) – der Weg der Heiligkeit ist in dieser unserer Welt ein steiniger, denn er kostet viel – unser Leben wie wir es gelernt haben sollten wir eher verlernen, denn Heiligkeit bedeutet „Gott völlig zur Verfügung stehen“ – nicht der Kultur in der wir leben.

Vielleicht besteht darin die Mahnung bei aller „Inkarnation“ und „Inkulturation“ unserer Tage – die Mahnung eine radikale Gegenkultur wieder zu entdecken und zu leben: Die Kultur eines Reiches, dass nicht von dieser Welt ist und auch wenn wir das Echo dieser Kultur hier erleben und wahrnehmen können wird es einer größeren Hand als der unseren bedürfen, um aus der Gegenkultur die Vorherrschende zu machen und „Heilig“ in „Alltäglich“ zu verwandeln.

Bis dahin sind wir Wesen zweier Welten, die sich hoffentlich durch Gottes Gnade und unser Handeln aneinander annähern und die Werte der einen finden schon jetzt ihren Weg in die Wirklichkeit der anderen. Danach sollten wir streben mit der Ganzheitlich unseres Lebens und ohne Dualismus sondern ganz wie unser Gott drei und eins ist, sollen die Welten in uns zwei und eins werden.

Wenn mich jetzt noch jemand verstanden hat, dann wäre ich froh…ich bin wohl etwas ins Artikel/Buch schreiben abgedriftet…schnell aufhören…

🙂

Jugendalphakurs

Der Jugendalphakurs ist seit letztem Dienstag am Start – den ersten Bericht und anderes mehr gibt es auf der kleinen Seite, die ich für den Alpha angelegt habe:

Jugendalpha 2008 – ich liebe die Dynamik, die da gerade entsteht… (das der RSS-Feed) und hoffe, dass wir uns unser eigenes, kleines Alpha-Archiv anlegen können. Maxi hat schon einen Bericht über den ersten Abend geschrieben. (Johannes auch, aber ganz kurz) ach: Und noch kann man einsteigen

Der Freitag

Zugegeben: Gestern waren wir spektakulär spät dran: Ich glaube der Beginn war 21:15 Uhr statt 19:30 Uhr, aber es war es wirklich wert zu warten. Anton hat gekocht und es gab frische Tappas oder Burritos oder wie auch immer man diese köstlichen gefüllten Fladen nennt (Update: Sie heißen Cassedias). Ich glaube ernsthaft sagen zu können, dass in den letzten Wochen beim Vorbereiten des Essens mehr Kräuter verwendet wurden, als in den 3 Jahren vorher…

Wir haben bewusst zusammen gegessen und zwar an einer Tafel mit Kerzen und Gesprächen. Der „Nachtisch“ war dann allerdings anderer Art – „Gott is(s)t mit“ vor ihm, mit ihm – wir haben uns an den letzten Abend Jesu, das letzte gemeinsame Essen, erinnert. Man könnte eine Wortstudie über „Essen“ in den Evangelien durchführen (bestimmt gibt es die schon) und würde mehr oder minder herausfinden, dass es die häufigste Aktivität Jesu war: Essen (vermutlich gleich hinter „gehen“, aber das ist evtl. nicht ganz so aussagekräftig). Jesus isst mit seinen Jüngern, er is(s)t da und das verbindet ihn mit ihnen. Die Enge im Cafébereich der Wohnung hat uns dann ins Wohnzimmer getrieben, wo wir zusammen dann den „Nachtisch“ begangen haben – das Abendmahl – zuerst konnte man auf Zettel schreiben und an die Wand hängen, was es einem bedeutet, dass Gott mit uns zusammen is(s)t – danach habe ich unten stehenden Text vorgelesen (der mir während der Sache einfiel und von daher nicht wirklich hohe Dichtkunst ist) und die Einsetzungsworte vorgelesen.

Wieder einmal war dieser Abend einfach und doch besonders, es gab viel zu Essen, Lachen und Begegnung mit Gott und einander. Natürlich. Simpel und doch wertvoll. Der Freitag in der Wohnung. Ein guter Tag.

Nachtisch

Nach dem Essen nahm
Jesus das Brot voll von Gram
sein Blut den Becher füllt
er teilt sich selbst
in Herrlichkeit und Leid zugleich gehüllt
Das Brot soll werden
eine Gemeinschaft auf Erden
sein Leib, seine Arme, seine Beine
er wohnt ihn ihr
so seltsam, so komisch und doch ganz seine
Das Blut enthält sein Leid
ein Kelch voll Kraft in Selbstlosigkeit
fragt uns: Wofür schlägt dein Herz?
er lässt uns nie in Ruh‘
Leben mit ihm ist Ernst und auch voll Schmerz
Gott isst mit uns
und in diesem Mahl
Gibt er sich uns hin(Björn Wagner)

„Die Anbetungszeit bereitet den Weg des Wortes vor…“

Ich gebe zu, dass dieser Comic von ASBO übertrieben ist, aber ich war tatsächlich schon in Gottesdiensten (als Prediger und als Besucher), in denen man den Eindruck hatte, dass es tatsächlich so läuft:

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Der Text übersetzt:

„Anbetungsleiter an Prediger, Anbetungsleiter an Prediger – Die Leute sind jetzt ekstatisch und bereit beeinflusst zu werden. Ich schlage vor, wir machen mit Phase 2 weiter, Anbetungsleiter Ende“

„Prediger an Anbetungsleiter. Einverstanden. Ich übernehme von hier an – sie werden nicht bemerken, was sie trifft. Ende und aus.“

Die Bildunterschrift heißt „Teamwork“.

Mittlerweile bin ich bei frontalen, ekstatischen „Anbetungszeiten“ sehr unruhig und möchte am liebsten gehen. Auf der anderen Seite erinnere ich mich an einen wunderbaren Mitarbeiterabend im April, in dem wir als Gemeinschaft eine frontale Lieder-Anbetungszeit hatten und es enorm richtig und Ausdruck unserer gemeinsamen Gottesbeziehung war. Vermutlich gibt es wieder einmal kein schwarz und weiß, sondern eher ein grau – wie so oft. Wichtig ist, dass wir uns immer wieder bewusst werden und auch Rechenschaft darüber ablegen, wie „Lieder“ und „emotionale Inhalte“ in unseren Veranstaltungen wirken und wozu sie letztlich dienen.

Missional Think Tank mit Alan Hirsch 4 – Reproduktion

So sicher und klar es ist, dass das Reich Gottes nicht darin besteht, dass möglichst viele Menschen „zum Glauben kommen“, so sehr hat Jesus alle Menschen seines Aufgabengebietes (Mt. 15, 24) in seine Nachfolge gerufen. Bevor er diese Welt verlassen hat, hat er uns jedoch einen Auftrag gegeben, der eine definierte Anzahl von Menschen im Blick hat: Alle. Schlicht, Simpel.

Mir ist dabei bewusst, mehr als bewusst, dass der Prozess der Nachfolge, zu dem wir einladen sollen, nicht unbedingt durch unsere „christliche Kultur“ begrenzt ist, sondern von Jesus einladender und offener verstanden wird. Auch wenn seine Forderungen radikal bleiben (Lukas 9, 23) ist er doch auf diese Welt gekommen, um zu suchen und sich finden zu lassen. Ich merke, wie schwer mir die Formulierungen fallen und wie dicht dadurch die Sätze werden.

Ich versuche ein Beispiel: Freunde von uns leben in einem anderen Land und unterstützen Menschen darin selbstständig zu werden, z.B. kleine Geschäfte zu eröffnen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Viele Menschen kommen zu ihnen und erfahren Annahme, Liebe und Unterstützung. Im persönlichen Gespräch und durch das Leben meiner Freunde kommt immer wieder die Botschaft von Jesus hinzu – so leben und reden sie Reich Gottes in ihrem Land. Klassischer „Gemeindebau“ ist das nicht, dennoch glaube ich, dass sie genau das richtige und wichtige tun. Und sie sind daran interessiert möglichst vielen Menschen zu helfen, ihnen in ihrem gesamten Leben weiter zu helfen und letztlich ihnen auch zu helfen Gottes Plan in ihrem Leben zu sehen.

Die Gemeinschaften, die dabei entstehen haben natürlich im Sinn sich zu reproduzieren, denn viele kleine Gemeinschaften repräsentieren die persönliche, lebenteilende und mitteilende Botschaft deutlich greifbarer als große. Mein Ergebnis ist immer wieder das gleiche: Reproduktion ist unumgänglich – nicht als „Gemeindebauprinzip“ auf einer Liste von „effektiven Evangelisationsmethoden“, sondern als Ausdruck des Lebens. Neil Cole schreibt dazu in seinem Buch „Organic Church: Growing Faith Where Life Happens (JB Leadership Network Series)“

„I have heard people say, ‚We have plenty of churches. There are churches all over the place that sit empty, why start new ones? We don’t need more churches but better ones.‘ Can you imagine making such a statment about people? ‚We have plenty of people. We don’t need more people, just better ones. Why have more babies?‘ This is short-range thinking. No matter how inflated you think the world population is, we are only one generation away from extinction if we do not have babies…Imagine the headlines if suddenly it was discovered, that 96% of the woman in america were no longer fertile and could not have babies. We would instantly know two things: this is not natural so there is something wrong with their health. We would also know that our future is in serious jeopardy.“ (Zitiert nach „The Forgotten Ways: Reactivating the Missional Church“ (Alan Hirsch) S. 140 das Szenario erinnert an den Film „Children of men“)

Die Herausforderung an mich und vielleicht auch an dich ist den Gedanken zu zu lassen, dass unsere Gemeinschaften sich vermehren müssen. Wie schon gesagt geht es dabei nicht um Prinzipien, sondern um die Art und Weise wie das Leben abläuft, mit allen seinen Stadien. Ich muss sagen, dass mich diese Erkenntnis selbst be-trifft, weil ich schon lange nicht an den Start einer neuen Gemeinschaft gedacht habe. Genau daran hat mich die Zeit in Münster erinnert – und falls ihr jetzt denkt: „Wir haben keine Möglichkeiten dazu“ – wirklich? Das ist auch mein erster Gedanke und ich glaube, dass wir mehr Möglichkeiten haben, als wir denken. Der Auftrag Jesu an uns beginnt mit den Worten: „Gott hat mir unbeschränkte Vollmacht im Himmel und auf der Erde gegeben.“ und endet mit den Worten: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag, bis zum Ende der Welt.“ (Mt. 28, 18-20)

Hungrig und satt zugleich

Dichte Atmosphäre, geistliche Lieder, Gebet und Abendmahl. Lange schon habe einen solchen Abend nicht mehr als Teilnehmer erlebt. Sehnsuchtsstillung? Eher Sehnsuchtsweckung – wie ein Echo von etwas Realem habe ich den Abend hier auf der Tagung erfahren. Das Reale liegt allerdings dabei in der Gegenwart Gottes. Es fällt mir schwer meinen Verstand gefangen zu nehmen und das Neue, das ich erlernt habe und in dem ich leben will in Einklang zu bringen mit dem „Alten“ das mich umgibt – lass für dich beten und alles wird gut. Ist meine Wirklichkeit nicht zu komplex, als das ein solch einfacher Weg „Erfüllung“ bringt? Ich bin verwirrt, denn ich weiß nicht, wie ich all das einordnen soll – wie radikal anders kann man/muss man leben? Peter Rollins „Was würde Judas tun?“ erbringt einen wirklichen Konflikt und die „Treue des Verrats“ (Fidelity of Betrayal) öffnet nicht unmittelbar einen gangbaren Weg. Oder ist es schlicht nicht cool genug den einfachen Weg zu gehen?

In meinem Herzen spiegeln sich viele Fragen, die ich an die „Emergent“ Bewegung habe – ich (er)lebe in diesen Fragen könnte man sagen. Naja, niemand hat gesagt, dass der Weg zu einer veränderten Ekklesiologie und einer inkarnierten Spiritualität einfach zu gehen ist. Man ist ja Kind geistlicher Eltern und Strömungen und sehnt sich durchaus nach vertrauten Formen zurück, wenn bis hierher noch jemand liest und verstehen kann, was ich meine. Insgesamt kann ich sagen, dass im Abendmahl eine Form der Gottesbegegnung Gestalt gewinnt, die mir bis jetzt noch nicht bewusst war – das Abendmahl als Mahl der Zusage, als Mahl des Ausdruck meines Glaubens, dass in Jesus alles letztlich zu meinem Guten dient, dass in seiner Komplexität die Zusammenfassung aller meiner losen Enden liegt. Abendmahl als Ausdruck und Zusage, Verrat an meinem zu kleinen Bild von Gott und Glaube an die Wirklichkeit seiner Zusagen. Sehnsucht gestillt und geweckt, denn das hier ist nicht wirklich unser Heim, nicht so, sondern geheilt, zusammengefügt und dadurch ganz.

Augustinus sagt: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in Dir.“ Wahr. Ich lerne die Wahrheit dieses Satzes je länger ich ihn in meinem Leben verwoben finde. Vermutlich ist es der Fluch dieses Lebens, dass man immer wieder Hunger bekommt und erst in der Ewigkeit wird dieser Hunger gestillt, solange stecken wir in der Vorläufigkeit fest. Versteht das jemand?

Nachtrag: Mir ist grad noch ein Zitat von Lewis eingefallen, dass die Sache mit der Sehnsucht noch mal gut in Worte fasst:

„God will refresh us on our journey with some pleasant inns – but he will never let us mistake them for home.“ (Gott wird uns auf unserer Lebensreise durch eine paar angenehme Gasthäuser erfrischen, aber er wird ebenso dafür sorgen, dass wir sie nicht mit unserem „Zuhause“ bei ihm verwechseln.)

Sehnsucht nach Gott

Seltsam – ich bin öfter mal in der Lage, dass ich allen möglichen Leuten von dem „God-shaped-Hole“ in unserem Herzen erzählen kann. Da gibt es eine tiefe Sehnsucht in uns allen. C.S. Lewis beschreibt dies in seinem Leben schon sehr früh einen Punkt gab, an dem er „Sehnsucht“ erfahren hat. Sein Bruder und er haben einen geheimen, kleinen Garten in einer Blechdose erschaffen. Ganz still und heimlich spielten sie mit diesen Gärten und ließen ihre Vorstellungskraft wandern. Das Gefühl des Öffnens der Dose beschreibt Lewis als „Sehnsucht“, dem Bewusstsein, dass es etwas größeres, schöneres gibt als bloße Realität, bloße Umwelt. In Psalm 63 heißt es, dass David Sehnsucht nach Gott hat.

Nach 5 Jahren Theologiestudium und 6 Jahren CVJM Karlsruhe stelle ich fest, dass ich immer noch diese Sehnsucht in mir trage, aber lange nicht zugegeben habe, dass ich es sie gibt. Immer wieder finde ich mich an Stellen in meinem Leben, wo ich dafür Sorge trage anderen zu helfen ihre Sehnsucht nach Gott zu stillen, einen Platz, eine Sprache, Arten und Weisen für sie zu finden, damit sie ihre Sehnsucht nach Gott stillen und satt zu werden.

Ab und an, habe ich das Gefühl als stille ich meinen Hunger nach Gott mit einer Art Nahrungspillen, verdichtet, hochkonzentriert und nicht erstaunlich, absolut fade im Geschmack, anstatt, um im Bild zu bleiben, saftiges Fleisch, intensive Gewürze und exotische, süße Früchte zu mir zu nehmen.

Ich lebe, aber Sehnsucht nach Gott wird eher beruhigt als gestillt, wie ein Schnuller bei einem Kind das Saugbedürfnis stillt, aber keine Nahrung bringt. Ich stelle fest, dass ich Sehnsucht nach dem lebendigen Gott habe. Fragen an ihn, Freude an der Erinnerung an all die guten Mahlzeiten und Vorfreude auf kommende Festmahle. Ich schäme mich meiner Sehnsucht nicht mehr und frage mich, warum ich so lange diese Sehnsucht nicht wahrgenommen habe. Oder habe ich? War es mir peinlich? Oder habe ich ernsthaft gedacht, dass ich diesen Hunger nach dem Größten und Krassesten gestillt hatte? Wie ärmlich und wie arrogant so etwas zu denken.

Dabei falle ich ebenfalls nicht zurück in ein dualistisches Denken, dass „Welt“ und „Gott“ trennt, denn mir ist bewusst und ich erkenne an, dass der Weg der Sehnsuchtserfüllung Gottes Weg ist und nicht in einem bestimmtem Bereich meines Lebens, der „geistlich“ gefüllt werden muss. (Der Björn muss einfach mal wieder einen guten Gottesdienst erleben) Gott gebe mir Augen, um zu sehen, wo er am Werk ist.

Liebe?

Hab grad ein Lied gesungen, dass mich nachdenken lässt: Ich laufe los – in die Arme des Vaters und so weiter. Da ging es ganz viel darum, was die Liebe Gottes mit uns macht. Alles positive Sachen, alles nur irgendwie weich und nett.

Mir ist ein Text eingefallen, der vielleicht ergänzen kann:

„Mein Sohn, achte nicht gering des Herrn Züchtigung, und ermatte nicht, wenn du von ihm gestraft wirst! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, er schlägt aber jeden Sohn, den er aufnimmt. (ff) Hebräer 12, 3“

In dem Text geht es darum Heilig zu sein, Teil zu haben an der Heiligkeit Gottes und diesen Ruf gibt es wirklich: 3 Mose 19, 1-2 – Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der Herr Euer Gott. Und wir sind nicht per se heilig, sondern da gibt es viel, dass zu erziehen ist, dass zu verändern ist. Kaum jemand spricht noch heute davon, oder? Ich habe lange nichts gelesen darüber, dass Jesus sagt: „Ich bin der wahre Weinstock und mien Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die niht Frucht bringt, die nimmt er weg und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringt. Johannes 15, 1-3 “ Was meint Jesus hier? Reinigen? Zweige rausschneiden heißt das. Das ist krass. Ich rede davon, weil ich merke, dass in den letzten Jahren sich viel eingeschliffen hat. Ich habe das Gefühl, dass ich viel gestärkt habe, aber das lange nichts mehr gereinigt, bereinigt wurde in meinem Leben. Das sind Zweige gewachsen, von denen ich weiß, dass der Weingärtner sie abschneiden würde. Ich hoffe es ist niemand geschockt, ausser ich und ich denke, dass es vielleicht auch noch vielen anderen so geht. Dieser Blog heißt „Journeyfiles“ Reisetagebücher. Auf meiner Lebensreise muss ich jetzt gestehen und bekennen: Ich brauche wieder die Reinigung, das Abschneiden von falschen Verhaltensweisen. Vieles wird auch in der Gemeinschaft immer wieder angesprochen, aber wir meinen es nicht so ernst manchmal. Wann habe ich das letzte Mal von jemand ehrlich gehört: „Björn, um Gottes Willen und Deinetwillen, das ist nicht gut was du tust, wie du redest, wie du bist.“ Es gibt Menschen, die mir so nahe stehen, dass sie das sagen dürften.

Ist das Teil von „Erwachsen werden“? Eigentlich will ich doch nur so werden wir Gott ist. Ich will doch mit der Gemeinschaft in der ich bin Gott widerspiegeln. Ich will doch nicht der einzige in der Gemeinschaft sein, der alle reinreisst, weil er so unvollkommen und widerspenstig ist.

Liebe ist billig, wenn sie nicht dafür sorgt, dass der Geliebte hübsch, gepflegt und so perfekt wie möglich ist. Ich habe zu lange nicht in den Spiegel geschaut und bereue es. Und ich mag Umkehren. Und lernen. Und erzogen werden. Wie geht es Dir?

Kinderarmut und ein Treffen

Interessant, wie sich plötzlich ein Thema auftut und vor meinen Füßen landet. Als ich über den Bericht des Diakonischen Werks Karlsruhe schrieb, ahnte ich noch nicht, dass ich mich noch konkreter mit dem Thema Armut in Karlsruhe befassen sollte. Zumindest nicht so bald. Jetzt gibt es ein erstes Treffen von im Moment noch vier Leuten am Freitag den 11.04. um 17:30 in der Nowackanlage 5 – die Frage ist: Wir wollen etwas tun für die Leute diese Stadt – wo und was kann man anfangen, vielleicht bestehendes unterstützen, vielleicht neues beginnen. Wenn Du Teil davon sein magst bist Du herzlich eingeladen dabei zu sein.

„Zufällig“ habe ich heute drei Fragen auf den Tisch bekommen und dabei erfahren, dass der Jahresschwerpunkt des Stadtjugendausschuss Karlsruhes „Kinderarmut“ ist. Passt alles seltsam zusammen, finde ich. 🙂

Die Fragen sind:

  1. Wo ist Armut (und ihre Folgen) in Eurer Kinder- und Jugendarbeit erkennbar und eventuell messbar?
  2. Was bietet bzw. könntet/müsstet/solltet Ihr anbieten…? Was müsste angeboten werden, um die Folgen von Armut zu mindern?
  3. Welche Forderungen an wen ergeben sich daraus?

Gute Fragen, gute Gedanken. Hoffentlich ergeben sich bald daraus gute Taten…

Die Ereignisse der letzten Zeit im Rückblick

Ich habe in den letzten Tagen nur sehr unregelmäßig geschrieben – ein paar Gedanken wollte ich dennoch weitergeben:

  1. Der Gottesdienst über Berufung war intensiv und schön. Die Videoclips waren sehr passend – am besten und ein sehr einfaches Ding sind die Briefe an einen selbst. Nach all den Gedanken in den verschiedenen Medien und einem „Dreier-Bank-Moment“ Predigtgespräch gab es die Möglichkeit einen Brief an sich selbst zu schreiben mit unterschiedlichen Fragen als Begleitung. Die Briefe werden nächstes Jahr abgeschickt…
  2. Arbeite ich im Moment sehr viel hinter den Kulissen. Z.B. in der Vorbereitung der Schülerarbeit, konkret eines Tages für Schüler an Karlsruher Schulen (14. Juni „fire@school“ Jesus.Schule.Du?), Gespräche mit Einzelnen, Konzepte erarbeiten und wieder verwerfen. Viel Zeugs, das keiner sieht. Das ist auf der einen Seite fein, auf der anderen Seite fragen scheinbar schon Leute: „Arbeitet der Björn grad was?“ Pft! Ja, der Björn arbeitet. Und zwar unsichtbar, aber nicht ohne Auswirkungen. So hat sich vielleicht eine interessante Möglichkeit der Zusammenarbeit in der Wohnung ergeben. Mal schauen…
  3. Ist irgendwie die Gesundheit Thema im Hause Wagner – nach einem erfolgreichen Herzcheckup mit BelastungsEKG und “ 24 StundenEKG „sie dürfen sich Gesund fühlen“ war das Resümee des Arztes (nicht selbstverständlich mit bekannten Herzrhythmusstörungen meinerseits…), die Augenärztin diagnostiziert einen stark erhöhten Augeninnendruck, mir bricht ein Stück des Schneidezahns beim morgendlichen Müsli kauen ab und so vieles mehr. All das kostet inzwischen immer mehr Geld, Zahnfüllungen, Augendruckmessung, Hornhautdichte, eine Laser-Sehnervuntersuchung, die feststellt, woher der erhöhte Augendruck kommt. All das belastet unser Budget zusätzlich. Dann jetzt die Fiebersachen von Mirja und Emilia. Dumme Sache das.
  4. Hat mir der Mittwoch mit Markus und Marc echt was gebracht. Wir haben für Predigten und Gottesdienste Interviews in der Stadt gedreht. Markus gehört die kleine Medienfirma Kairosmedia und die hat allerlei interessante Medien für Gemeinden – das was wir gemacht haben wird eine Produkt, wo man die Meinungen der Leute zu verschiedenen Lebensfragen anschauen und in Präsentationen einbinden kann. Checkt ruhig mal das Angebot von Kairos. Da sind sehr nützliche Sachen dabei (Stichwort: „Werkzeug„)! Eine Sache, die mich wirklich fertig gemacht hat, war die Aussage einer jungen Schülerin, bildhübsch, die sagte, dass ihr höchster Wert ihrer Katze sei. Und die ist vorgestern gestorben. Wie viele Leute laufen durch die Welt, ohne Sinn zu sehen oder zu suchen. Bei allen postmodernen Fragen, muss man wirklich sagen, dass sich viele Leute die Fragen, die wir durchkauen nicht stellen. Gar nicht. Die leben einfach für ihre Katze.
  5. Wenn Kind und Mutter Fieber haben ist Leben und arbeiten nicht einfach. Man(n) muss dann doppelt arbeiten. Das ist ok und gut, aber anstregen, vor allem, wenn die Nächte mehr mit Schreien und beruhigen als mit Schlafen zu tun haben.
  6. Die Jahreshauptversammlung des CVJM Karlsruhe war alles in allem erwartungsgemäß. Ich bin nicht froh über manche Entwicklung und die große Frage nach dem Fokus der CVJM Arbeit bleibt von der Gemeinschaft her nicht geklärt. Ich hoffe, dass wir viel Mut und Ermutigung bekommen, denn es gibt so viel zu tun. Gott ist am Wirken und wir sollten mitmachen.
  7. Das Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung und hilft auch nicht weiter. Aber: Emilia läuft jetzt lange Strecken allein. Das ist einfach schön zu sehen, wie sie wächst und größer wird und sich entwickelt. Wir sind trotz wenig Schlaf enorm beschenkt mit unserer Tochter.

DIe nächsten Wochen werde ich wieder mehr unterwegs sein – ein Abstecher zu den Benders, Verbundtagung in der Rhön, ein Abstecher nach Münster. Viel hinter den Kulissen, aber mit vielen Auswirkungen auf mein Denken und die Arbeit, die ich machen darf.

Die Wohnung lebt…

…das tut sie. Es ist zwar immer öfter wirklich nicht so gut aufgeräumt (tststs…), aber es ist nett immer wieder andere und unterschiedliche Leute hier zu sehen. Und zu frühstücken und zu aufzuräumen und vorzubereiten und was weiß ich alles zusammen zu machen. *freu*

Heute Abend: Berufung

Was ist meine „Berufung“ – gibt es so etwas überhaupt? Muss ich sie finden? Findet sie mich? Das sind Fragen, die wir zusammen anschauen werden. Ich bin gespannt, nachdem Sabbe und Johannes einen Film gedreht haben, was heute Abend so passieren wird.

Gottesdienst. Ich bin mir oft nicht sicher, ob das Wort passt oder nicht zu sehr „abgenutzt“ oder „zersetzt“ ist in den Köpfen der Leute. Es wird, hoffe ich, eine lebendige Auseinandersetzung von uns als Personen mit unserem Leben und den Gedanken Gottes und führt hoffentlich in die Anbetung und eine tiefere Beziehung zu ihm. Naja, ich bin wieder einmal sehr gespannt…