Gebet, Gebet, Gebet

Für jemand, der bei all den Dekonstruktionsversuchen seiner letzten Jahre zwischendrin bei der Frage stehen geblieben ist „Was ist Gebet jetzt eigentlich?“ ist es eine große Herausforderung zwei Gebetsgottesdienste und einen großen Teil einer 24/7 Woche vorzubereiten.

Die Not macht allerdings die Tugend und wieder einmal wird die Gemeinschaft gefordert sein mit mir zusammen zu puzzeln über dieser Frage und es gleich bei 24/7 auszuprobieren. Heute Abend erwartet Dich, wenn Du zu dem Gottesdienst in die Wohnung kommst, Teil 1 von „Was ist Gebet eigentlich“ – morgen folgt dann Teil 2. Vielleicht können wir berichten, meine Einschätzung aber ist die, dass wir erst einmal 24-7 Vorbereiten müssen, bevor wir geordnet von diesen Gottesdiensten berichten können. Also: Warten oder Vorbei kommen…

Übrigens: Wenn Du mitbeten magst – trag dich in die Gebetsliste ein…

The Hermeneutics Quiz

Habe den Test von Scot McKnight gemacht, den Dosi verlinkt hat. Nicht überraschend habe ich das gleiche Ergebnis wie er – in Bezug auf meine Hermeneutik bin ich ein „moderate“ Scot schreibt dazu:

„The moderate hermeneutic might be seen as the voice of reason and open-mindedness. Moderates generally score between 53 to 65. Many are conservative on some issues and progressive on others. It intrigues that conservatives tend to be progressive on the same issues, while progressives tend to be conservative on the same issues. Nonetheless, moderates have a flexible hermeneutic that gives them the freedom to pick and choose on which issues they will be progressive or conservative. For that reason, moderates are more open to the charge of inconsistency. What impresses me most about moderates are the struggles they endure to render judgments on hermeneutical issues.“ [From The Hermeneutics Quiz | LeadershipJournal.net]

Mein Ergebnis war 63 – also eher am oberen Ende der Skala schon in Richtung von „progressive“ – was auch immer solche Tests wert sind, im großen und ganzen empfinde ich diesen Test als ganz ok und treffend…

24/7 Gebet 2008

Dieses Jahr haben wir wieder eine Woche 24/7 bei uns in der Wohnung. Und diesmal verändern wir ein paar Sachen – wie es genau aussehen wird bleibt unser Geheimnis. Aber du kannst ja vorbei schauen und es dir erbeten.

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Hier geht es zur Online-Gebetsliste und hier kannst Du den Flyer herunterladen.

Start ist am Samstag den 15.03. um 20:00 Uhr in der Nowackanlage 5, 2. Obergeschoss – ach ja und wenn Du was beim Beten essen willst – am Sonntag den 16.03. ist Brunch (von 11:00-15:00 Uhr) und parallel die Gebetsräume offen. Ende ist Ostersonntagmorgen mit dem Osternachtsgottesdienst der Großfamilie CVJM im Waldheim. Noch ist viel Platz auf der Liste – tragt Euch ein…

Ach ja und wenn Du einen Blog hast – mach das doch bekannt – es ist für viele eine krasse Erfahrung, aber nur wenige wissen davon. Schreib einen Post und verlinke das hier. Danke!

Diebischer Klett

Eine Kleinigkeit hatte ich in Bezug auf das Jugendleiterwochenende noch vergessen:

Ich war auf der Suche nach den Einnahmen – sprich das Geld war weg! Das passiert immer wieder mal und löst viel Stress aus. Es kam so: Ich sammle das Geld normalerweise an einem übersichtlichen Platz etwa einer Mappe oder ähnlichem. Diesmal habe ich es in meiner kleinen schwarzen MacBook Netzteil Hülle aufbewahrt. Sie hat einen Reißverschluss und die ideale Größe für so was. Am Sonntag beim Packen sagte jemand zu mir:

„Björn, ich muss dir noch das Geld geben!“ „In der Kiste liegt die kleine schwarze Tasche, leg es einfach da rein“, habe ich gesagt.

Beim Auspacken stelle ich fest, dass die kleine, schwarze Tasche fehlt. Diebstahl? Auf keinen Fall. Keiner der Leute würde Geld klauen! Verloren? Es lag in einer stabilen Kiste aus der nichts rausgefallen ist. Das Haus ist auch leer gewesen, wir haben zu zweit kontrolliert. Mein nächster Verdacht – es ist versehentlich bei jemand anderem eingepackt worden. Fehlanzeige! Keiner hat das Ding gesehen. So langsam wurde ich nervös. Mist – wo ist das Geld hin. Was mache ich wenn es weg ist?

Heute hat es sich aufgeklärt – ich habe meine schwarze Jacke angezogen:

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Und fühlte da so eine Verdickung im Stoff, schaute nach und:

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Voila da ist das Mäppchen – es hat sich mit seiner Klettseite unbemerkt an die Innenseite meiner Jacke geheftet. Ich hab erst mal gelacht und natürlich fällt mir auch ein Stein vom Herzen. Ich mag es nicht, wenn Geld fehlt und es mein Verschulden ist. Gott sei Dank! Und ich dachte ich lasse Euch teilhaben 🙂

Nachwirkungen vom Jugendleiterwochenende

Ich versuche mal meine Gedanken in eine strukturierte Form zu bringen:

  1. Es war ein tolles Wochenende.
  2. Manchmal ist es nötig nachts lange aufzubleiben, damit bestimmte Themen und wirkliche Beziehungen zum Vorschein kommen. Man kann nicht ohne Gefahr immer „vernünftige“ Entscheidungen treffen („um 0:00 Uhr Bettruhe“), denn das wird dem Leben und dem Rhythmus einer Freizeit nicht immer gerecht.
  3. Aufgabenteilung ist eine wunderbare Sache, die es ermöglicht die einzelnen Gaben stärker zu fördern und an den richtigen Platz zu bringen. Die Gefahr einer Zentralisierung auf „Gabenuniversalisten“ ist gebannt.
  4. Dennoch ist Mensch müde, wenn er zu wenig Schlaf bekommt – die Spannung zwischen dem, was nötig ist und dem was möglich ist bleibt bestehen.
  5. Ich habe viele jugendliche Mitarbeiter kennen gelernt, die ich vorher nur so vom Sehen kannte. Es begeistert mich immer wieder zu sehen, welche Gaben, welcher Mut und welche Begeisterung in ihnen steckt. Das steckt mich an.
  6. Wir träumen gemeinsam Träume von Gemeinschaft und von mehr als nur Arbeit. Und können in diese Träume durch so etwas wie die Wohnung auch hineinleben.
  7. Familie ist ein großes Thema dabei – wir alle haben oder können aneinander mehr haben als Freundschaft. Unsere Ursprungsfamilien sind dabei wichtig, aber wir lernen zusammen, dass es mehr gibt als nur diese biologischen Geschwister, Eltern und Verwandtschaften – Gottes Familie, anders aber vielleicht noch mehr ein Zuhause.
  8. Können wir in den 14-20 Jährigen die Zukunft einer Gemeinschaft sehen? Wie viel Raum geben wir ihnen?

Was so eine Wochenendfreizeit nicht alles lostreten kann in meinem Herz und Hirn…

Jugendleiterwochenende 2008

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Jugendleiterwochenende im Hahnenhof – eine wunderbare Sache. Irgendwie auch schade, dass es rum ist. Es zeigt doch wieder wie viel in den Leuten steckt, die beim CVJM den Bereich Kinder und Jugend in Gang halten. Und noch mehr: Voneinander lernen war diesmal mehr als nur Floskel – ich hatte das Gefühl, dass wir dieses Mal wirklich vielen zugehört haben und voneinander gelernt. Klar – die älteren haben mehr Erfahrungen, aber ich hatte das Gefühl, dass jeder was mitgebracht hat.

Gott hat eine wunderbare Melodie dazu gegeben, von einer Stille Meditation am Freitag Abend über eine intensiven Zeit vor ihm am Samstag Nacht bis zu einem Gemeinschaftsgottesdienst, wo wir die Gelegenheit hatten uns gegenseitig auf Zettel, die auf unsere Rücken befestigt waren (was wären wir ohne Gaffa Tape?) und so „ein Organismus sein“ mal wirklich schwarz auf weiß sichtbar zu machen. Schön war’s. Vermutlich tauchen Bilder noch irgendwo auf – wenn ihr was postet, dann verlinkt doch einfach hierher.

Luther war für flache Hierarchien…

Ich lese seit ein paar Tagen in einer faszinierenden Dissertation „Der Gedanke des allgemeinen Priester- und Prophetentums. Seine gemeindetheologische Aktualisierung in der Reformationszeit“ (Klaus P Voss) und da bin ich über folgende Sätze von Luther gestolpert:

„In der Erklärung des 1. Petrusbriefs (1523) führt Luther aus, daß der Unterschied zwischen denen, ’so ytzt Priester heyssn‘ und den übrigen Christen ’nur eyn unterscheyd eusserlich des ampts halben‘ sei, ‚datzu eyner von der gemeyne beruffen wirtt‘.‘ Jede qualitative Vertiefung dieses Unterschieds lehnt Luther ab. Darum fährt er fort: ‚Aber für Gott ist keyn untercheyd, und werden nur darumb ettliche auss dem hauffen erfurtzogen, das sie an statt der gemeyn das ampt füren und treyben, wilchs sie alle haben, nicht eyner mehr gewallt habe denn der ander.‚“ (Voß, S. 46)

„Noch unmissverständlicher und dezidierter hatte er dies bereits in ‚De Captivitate Babylonica'“, auch aus dem Jahre 1520, getan. Den Grundsatz, ‚daß wir alle gleichermaßen (aequaliter) Priester sind‘, hatte er dort so ausgelegt: ‚dieselbe Vollmacht (eande potestatem) an Wort und Sakrament zu haben‘.“ (Voß S. 47)

Natürlich ist das auch im Kontext seiner Rebellion gegen Rom zu sehen, aber eben nicht nur – Luther geht es „generell um eine Dekonstruktion jeder klerikalen Vollmachtexklusivität“(Voß, S. 48). In einer Zeit in der von der Landeskirche im Allgemeinen immer noch eine Prädikantenausbildung gefordert wird, bevor man auf die Kanzel darf, sollte man sich diese Worte von Luther wirklich noch einmal anhören:

„Die Evangeliumsverkündigung lag nach Luthers eigener Definition als Kern- und Grundfunktion dem Amt mit allen seinen anderen Einzelfunktionen zugrunde. Dieses ‚predigampt‘ erhält nun aber gerade nicht den Rang einer unteilbaren Amtsvollmacht. Es wird ihm vielmehr, analog zu den anderen Amtsfunktionen, seine Exklusivität genommen: Das ‚predigampt‘ und ‚ministerium verbi‘ ist allen Christen ‚gemeyn‘.“ (Voß S. 48)

Der Titel des Posts ist natürlich provokant gemeint, denn Luther wollte nicht eine hierarchielose Kirche, aber im Nachdenken, wo wir uns befinden und wie man praktisch in der Landeskirche lebt, ist mir aufgefallen, wie stark Luthers Gedanken (und auch manche von Calvin, Voß 114ff) in Vergessenheit geraten sind, ob der Strukturen in denen die Kirche heute lebt. Umso mehr verstehe ich es als Ansporn Verantwortung und Privilegien zu teilen und als „Leib zu leiten“, wo es immer möglich ist. Denn viele sind so sehr in ihrem „Du Chef, ich Hilfarbeiter“ Denken gefangen, dass es sie überfordert als „Teil des Leibes“ zu leiten und wenn jemand nicht gemeinsam Verantwortung tragen will kann man ihm oder ihr das auch nicht abverlangen, höchstens in einem Entwicklungsprozess dorthin begleiten.

Habe scheinbar ohne es zu wollen einen Theologiepost geschrieben. Manchmal kommt das Studium wohl durch…

p.s. den Post habe ich schon am Montag geschrieben, nicht das sich jemand wundert wieviel Zeit der Björn so vor einer Wochenendfreizeit noch hat…

Offenbarungsmusik

Musikalisches_OpferDaniel hat vor geraumer Zeit Schritte zu einer Theologie gewagt. Ich habe diesen Post in der Erinnerung behalten, weil ich ihn bemerkenswert fand. Dann haben Dosi, Daniel und ich letztens Gelegenheit gehabt über dieses Verständnis von Offenbarung zu sprechen und es haben sich noch mehr Puzzleteile in meinem Kopf angefunden. Scheinbar ist das und ein wenig Zeit das, was es braucht um zu einem eigenen Bild zu kommen, das meinen Ansatz von Offenbarung Gottes wiedergibt.

Offenbarungsmusik. (Ich leihe mir dabei die vier Kategorien von Daniel gern aus)

  1. Bibel – die musikalischen Hauptthemen, wie in einer Symphonie, werden in der Bibel eingeführt. All die großen Melodien, kompliziert und verschachtelt umspielen den Charakter Gottes, Noten klingen zusammen, so wie sie eigentlich gedacht waren. Zugänglich ist uns diese „Urfassung der Hauptmelodien“ nur noch mithilfe von Interpretation, sozusagen dem „Neuerspielen der Partitur“. Es gibt eine einigermassen klare Instrumentierung und einen Dirigenten, der die Hauptthemen mit dem Orchester zusammen eingespielt hat.
  2. Schöpfung – die Hauptthemen erklingen gespielt von fremdartigen Instrumenten, z.B. wird eine Melodie von einer Bongo gespielt oder ein Violinenteil auf der Jembe. Das ist seltsam, ist aber so, wenn man es in diesem Zusammenhang sieht. Die Schöpfung hat mehr Möglichkeiten und spielt Gottes Melodien, eben auf ihre Art und Weise. Und das heißt manchmal deutlicher und manchmal weniger deutlich, breiter, vielleicht als „Klangteppich“ – dadurch werden viele Nebenthemen hörbar.
  3. Tradition – hier werden die Themen versucht mit und gegeneinander zu spielen. Sie erklingen selten ausgewogen, sondern eher isoliert und mit Schwerpunkten versehen. Strenge Dirigenten wählen aus, kürzen zusammen, stellen neu nebeneinander. Immer noch erklingen die Hauptthemen, aber eben stringenter, gefasster. Die Instrumente werden neu ausgewählt, die zusammen spielen sollen. Dadurch wird manches klarer, manches aber eben auch unzugänglicher.
  4. Erfahrung – Improvisation. Man spielt mit den Themen, verspielt sie, bleibt Künstler und vermischt seine eigenen Melodien mit denen der Hauptmelodien. Heraus kommt vieles schräge, vieles interessante, aber auch vieles an Aktualisierung, das vielleicht einmal in eine Tradition münden wird. Der Heilige Geist führt manches mal die Hand und hilft bei der Neuinterpretation, vielleicht sogar in noch nicht gehörten Gebieten.

Ich mag dieses Bild, weil es die Beziehung der vier Gebiete untereinander ausdrückt und dennoch ihre Unterschiedlichkeit ernst nimmt. Wenn ich z.B. eine Hauptmelodie nicht erkannt habe, dann spielt mir die Tradition vielleicht einen Teil davon vor oder die Schöpfung bringt mir etwas nahe, dass ich vorher nicht verstanden habe. Meine Erfahrung geht an ihre Grenzen und spielt sich wunde Finger, aber ist in der Lage vieles umzusetzen, zu interpretieren, zu verstehen. Ich habe selbst als Freejazz Basser improvisiert und sehe auch da wirklich eine spirituelle Komponente drin. Hier ist also mein persönlicher Ansatz Offenbarung Gottes zu verstehen – als gewaltige Symphonie mit unterschiedlichen Elementen.