Meine letzten vier Wochen: Eine Zusammenfassung

Ich weiß ja gar nicht wie das gehen soll – vier Wochen pralles Leben zusammen zu fassen, trotzdem mag ich mal den Versuch starten:

  • Die letzte Woche vor den Ferienspielen (21.-26.07.) war zu viel des Guten: Alphakurs WG, x-Treffen und die Hochzeit eines besten Freundes. Zu viel – alles wunderbar, alles an sich wirklich genial, aber zusammen: Zu viel.
  • Die erste Woche Ferienspiele (27.07.-01.08.) wieder ein zu viel – diesmal ein zu viel, diesmal an Mitarbeitern (32). Kaum zu glauben, aber es geht. Das Problem dabei waren die Youngsters, die mit 13/14 Jahren noch zu wenig Erfahrung und Selbstdisziplin mitbrachten. EIgentlich keine neue Erkenntnis – aber ich war so verwöhnt von vielen „vernünftigen“ 13 Jährigen (ihr wisst wer ihr seid, Leute!), dass ich das Wagnis eingegangen bin. Der Schuh war zwei Nummern zu groß. Gott und den Disqués sei Dank, dass wir in der Küche bald Hilfe hatten und nicht jeden Abend noch die Mitarbeiterversorgung am Bein hatten. Ãœberhaupt waren das, glaube ich, die Ferienspiele mit am meisten Hilfe von aussen. David Hofheinz und die ganzen Mitarbeiter, die immer dann da waren, wenn es nötig war bestätigen mich in meiner Meinung, dass während dieser Tage etwas entstanden ist von dem ich hoffe, dass es weiter geht: Communitas. Der Samstag war nicht so wirklich entspannend, leider.
  • Die zweite Woche Ferienspiele war in vielem Superlative – weniger Mitarbeiter (24) trotzdem weniger Stress, vor allem ein harmonisches Team und etwas, das ich kaum wirklich beschreiben kann lag in der Luft. Die Leute dieser Woche haben sich jedenfalls in meinem Herz eingenistet und sind wohl schwerer wieder raus zu bekommen (Leute wir sehen uns in der Wohnung, oder?). Das Programm war ebenfalls gut, obwohl schon ein leichter Abwärtstrend zu spüren war – die Länge der Freizeit fordert ihren Tribut an die Hauptakteure – keine größeren Probleme insgesamt und hervorragendes Abendessen, das uns einfach spürbar entlastet und erfrischt hat. Der Samstag nach dieser Woche war besser.
  • Die dritte Woche Ferienspiele war in vielerlei Hinsicht ein „Durchhalten“ – ohne die erfahrenen Mitarbeiter wieder die Hilfe von Aussen und der eiserne Wille der Leute auch die dritte Woche durchzuziehen wäre es nichts geworden. Getragen gefühlt haben wir uns durch die Anwesenheit und Hilfe von einigen Mitarbeitern während der Woche, aber noch mehr Mitarbeitern beim Aufräumen. Als wir Freitag so um 20:00 Uhr beim Essen zusammen gesessen haben und wir uns die Essensreste der Ferienspiele einverleibt hatten, musste ich die eine oder andere Träne wegdrücken – es waren fast 20 Leute extra gekommen, um uns zu helfen – Mitarbeiter aus den ersten Wochen, Geschwister, Freunde, aber auch Eltern (!) und andere Mitarbeiter vom CVJM. Genial und irgendwie krass. Was eine Gemeinschaft auf die Beine stellen kann, wenn sie es ernst meint. Wir sind an diesem Abend bis auf wenige Kleinigkeiten fertig geworden. Ein wunderbares Wochenende mit Mirja und Emilia folgte und darauf:
  • Die letzte Woche Arbeit und der Beginn des Urlaubs. In der Woche nach den Ferienspielen waren die Kleinigkeiten das Hauptthema, die Abrechnung, die Freizeiten, die abgefahren sind (Narbonne und Baltrum) und alles so dazwischen. Natürlich haben wir uns auch auf den Urlaub vorbereitet – alle Ehre geht an Mirja, die wieder geplant und gepackt hat und trotzdem mit Emilia den Haushalt geschmissen! Wow – am Freitag sind wir dann bei Freunden in Bremen angekommen, glücklich und zufrieden. Der Samstag war dann allerdings ein absoluter Regentag mit 12 Grad in Bremen. Das hat ein wenig auf die Stimmung gedrückt (die super war – Kai hatte 33. Geburtstag) und das Wetter war vermutlich mit Auslöser unserer kollektiv Magen und Darum Virus Krankheit:
  • Samstag Nacht hat Mirja schon ziemlich doll das volle Programm durchlebt – Sonntag bei unserer verfrühten Abfahrt hat es dann Emilia erwischt (klassisch: Vollgekotztes Auto, schreiendes Kind und Stau) und Montag kam es dann bei mir an. Uah! Eklig. Nicht fein, gar nicht schön. Mittlerweile sind wir alle durch (ich fühle mich noch ein wenig wackelig, aber ansonsten ganz gut) und ich habe wieder mal einen Moment, um das alles hier aufzuschreiben – bevor jemand diesen Blog für tot erklärt. Er ist es nicht.
  • Soweit mal dazu.

Freiheit

„Geschwister, ihr seid zur Freiheit berufen! Doch gebraucht eure Freiheit nicht als Vorwand, um die Wünsche eurer selbstsüchtigen Natur zu befriedigen, sondern dient einander in Liebe. Denn das ganze Gesetz ist in einem einzigen Wort zusammengefasst, in dem Gebot: „Du sollst deine Mitmenschen lieben wie dich selbst.“ Wenn ihr jedoch ´wie wilde Tiere aufeinander losgeht,` einander beißt und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen. “ Der Brief von Paulus an die Galater Kapitel 5

Darüber bin ich gerade gestolpert, als ich die Vorbereitungen für die Alphaeinheit für heute morgen zusammengestellt habe. In der neuen Genfer Ãœbersetzung hat mich diese Textstelle berührt, weil eben die persönliche Freiheit tatsächlich von mir und anderen häufig als Vorwand benutzt wird, um die Wünsche unserer selbstsüchtigen Natur zu befriedigen. Ich stelle fest, dass ich daran hier wieder den Kampf aufnehmen sollte mit mir selbst und anderen Mut machen das ebenso zu tun. Und Erfahrungen damit, dass Leute wie Tiere aufeinander losgehen haben wir alle – die Frage ich auch darin, ob man selbst Tier ist oder eher liebevoller Diskussionspartner – denn einig sind wir uns darin, dass wir unterschiedlicher Meinung sein können. Gleich geht es um diese und andere Stellen auf unserer Alpha WG

Ferienspiele Vorbereitungswochenende

Etwas spät komme ich doch noch dazu ein paar Zeilen über das Vorbereitungswochenende zu schreiben. In diesem Jahr sind es drei Wochen Ferienspiele am Stück, insgesamt ca. 200 Kinder (die drei Wochen zusammen gerechnet) und 37 Mitarbeiter (ebenfalls zusammen gerechnet). Da sitzt man zusammen mit Jugendlichen, die 13 Jahre alt sind, welchen, die grad ihr Abitur gemacht haben und alles zwischen drin.

Es fällt mir in diesem Jahr schwerer den Ãœberblick zu behalten und da kommen die Älteren ins Spiel – es sind einige dabei, die schon öfter diese Kinderfreizeit mit mir zusammen durchgeführt haben und wissen worauf es ankommt – und die übernehmen ganz selbstverständlich Verantwortung stecken viel Herzblut in diese Sache. Und zum Vorschein kommt das Beste in vielen dieser Leute. Liebe, Sorgfalt, Gemeinschaftsgefühl, Arbeitsteilung, natürliche Leitungsbegabung, unglaublicher Einsatz (gestern habe ich mit bekommen, wie einer für die T-Shirts mit unserem Logo und den Namen drauf Stunden und Tage investiert hat). Daneben gibt es Gespräche, die weit über Small Talk hinaus gehen, wir öffnen uns und lernen mit Fehlern und Schuld um zu gehen. Ich fühle mich geehrt Teil dieses Haufens zu sein, der dieses Jahr etwas großes gemeinsam auf die Beine stellt. Natürlich gab es auch Krisensitzung und Ermahnung, natürlich flossen Tränen und es gab einiges zu klären – aber wo gibt es das nicht? Wir lernen auch gemeinsam und da gehört es dazu auch Fehler zu machen. Gebe es Gott, dass wir genug Kraft haben in den letzten Wochen vorher und auch während der Ferienspiele – ein wenig Angst habe ich schon, aber zugleich empfinde ich Stolz und Freude über diese Truppe.

Ein kleiner Besuch in Stuttgart…und vieles, was ich über mich gelernt habe…

…und ich bin gespannt was entstehen wird. Das sind gute, freundliche und visionäre Leute dort, die überlegen, wie sie Jesus in ihre Stadt bringen können. Wir hatten einen wunderbaren Austausch und ich fühlte mich nach diesem Abend als Teil einer Bewegung von Leuten, die eines Sinnes sind. Ich hoffe und bete, dass viel passieren wird in Stuttgart und glaube das der Same gelegt ist, vor allem der Same anders zu denken und zu handeln als die meisten Gemeinden in dieser Stadt. Was für eine Ehre dabei sein dürfen, wenn auch nur aus der Ferne…

Wie nötig es ist Hoffnung zu geben ist mir gestern auf meinen Bahnfahrten wieder bewusst geworden – mutig bin ich nicht so sehr, denn als ich unterwegs war stand neben mir auf dem Bahnhof eine junge Ausländerin, die geweint und geschluchzt hat. Ängstlich habe ich mich zurück gezogen und es nachher bereut – was hätte es mich gekostet zu fragen warum sie so weint? Auf der Rückfahrt wurde ich Augenzeuge von seltsamen Dingen – eine Gruppe betrunkener Albaner setzten sich zu einer 3-er Gruppe Deutsche, schüttelten Hände (auch meine) und fingen an Lieder auf albanisch zu singen – mitten dabei ein kleiner Junge von vielleicht 8 Jahren – nachts um 23:00 Uhr.

Die Gruppe der Deutschen waren gerade im Gespräch darüber wie gemein die deutsche Gesellschaft ist, welche Erfahrungen mit Drogen sie gemacht haben und welch schlechte Perspektiven ihr Leben durch den abgebrochenen Schulabschluss hat. 8 Euro Bruttostundenlohn verdient der eine und schiebt Doppelschichten, um zu überleben. Sie haben sich sogar an das Rauchverbot im Zug gehalten, aber große Sehnsucht nach einer Zigarette gehabt und auch genug Dosenbier – und da waren plötzlich die Albaner. Setzten sich zu den Deutschen. Sichtlich überfordert, aber bemüht freundlich zu sein fragte der eine immer wieder, zu wem die Albaner denn im kommenden EM Spiel halten würden – Deutschland oder der Türkei – ich bin mir nicht sicher, ob dieser junge Deutsche verstanden hat, dass es sich hier um Leute aus Albanien handelt und nicht um Türken – obwohl sie es selbst mehrere Male gesagt haben.

Letztlich haben die Albaner angefangen zu singen und zu tanzen und sich weiter zu bewegen. Ich ging aufs Klo und sah wirklich seltsame Leute – ein Mann in Boxershorts, zwei junge Frauen, die sich innig und in meinen Augen ein wenig zu intim für diese Verhältnisse geküsst und gekost haben. Es hat mir deutlich gemacht, dass die Menschen unserer Gesellschaft Begegnungen mit Jesus brauchen. An diesem Abend war ich müde und allein in einem Zug und fühlte mich überfordert und nicht in der Lage Jesus für betrunkene Albaner zu sein oder mich ungefragt zu den Deutschen zu setzen – ich bin wirklich gehemmt. Aber genau diese Menschen brauchen Hoffnung und letztlich Jesus. Keiner von denen ist so einfach in der Lage einen alt.worship Gottesdienst zu verstehen (denke ich), die meisten Veranstaltungen, die ich selbst gestalte sind so an deren Lebenswirklichkeit vorbei, dass ich mich ernsthaft frage was ich ihnen für eine Chance gebe Jesus kennen zu lernen. Traurig stimmt mich das…ich lerne viel über meine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten. Wird es in Deutschland Gemeinden und Gemeinschaften für die nicht so Gebildeten, nicht so Reflektierten und nicht so nett Sozialisierte geben? Wer wird sie bauen? Wie müssen sie aussehen? Ich bin müde und auch ein wenig niedergeschlagen…

Predigt beim CVJM Gottesdienst

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(zum Video auf das Bild oder hier klicken РApples Quicktime wird ben̦tigt, ca. 35 Minuten)

Ich habe gestern beim CVJM Gottesdienst gepredigt – Text Apostelgeschichte 2, 42-47. Wie es war kann ich wenig gut beschreiben. Hoffentlich herausfordernd und hilfreich. Ich habe ein Bild von Frosts „Exiles“ benutzt und missionale Praxis statt mit „BELLS“ mit BALL beschrieben (Beten, Abendmahl, Liebe, Lernen) und entsprechend auch Kärtchen verteilt, die das aussagen und helfen sollen praktische Schritte im Leben zu gehen. Die kann man hier herunterladen (und ja, das Cover ist mit Hilfe von Wordle entstanden):ball-gottesdienstkartchen weil’s ein Gottesdienst unter freiem Himmel war gibt es keine Präsentation und weil ich ziemlich frei gesprochen habe, auch kein Manuskript…

Missionale Gemeinde in „Zeitgeist“ (Teil 5)

So langsam entwickelt sich aus diesen kleinen Posts eine Reihe und das ist auch gut – das nächsten Kennzeichen einer Missionalen Gemeinde laut Toby und Mike ist:

Eltern, die sich selbst als Kirche verstehen, werden ihre Familie gemäß Dtn 6, 4-9 führen und die religiöse Erziehung und Prägung nicht nur der Gemeinde überlassen.

Eltern sind eine seltsame Sorte Mensch. Seit wir Emilia haben verstehen wir etwas besser, warum Eltern manchmal einfach so komisch sind. Anderer Zeitplan, andere Prioritäten, anderer Lebenstil und scheinbar der Wunsch seine Kinder abzugeben, Ruhe zu haben, sich zu entspannen. Bei manchen Eltern hat man sogar den Eindruck, dass es ein hohes Ziel ist möglichst schnell die Kinder bei anderen Erziehern unterzubringen, damit man wieder „sein Leben“ führen kann.

Wenn ihr mich fragt (ich arbeite in der Kinder- und Jugendarbeit), dann ist ein gutes Kinderprogramm für Eltern DER Grund in eine Gemeinde/Gottesdienst zu gehen oder auch nicht. Nostalgische Erinnerungen an die eigene „Kinderstunde“ und die Sorge um die „geistliche Entwicklung“ der Kinder spielen dabei vermutlich eine große Rolle und natürlich auch die Tatsache, dass die Kinder zu einem gut gemachten Kinderprogramm natürlich auch gern hingehen. Wir haben darüber auch schon gesprochen, dass wir uns wünschen, dass Emilia schon früh in eine Gemeinschaft mit anderen Kindern kommt und dabei natürlich auch die Geschichte Gottes kennen lernt – irgendwie „normal“. Schmerzlich wird mir bewusst, wenn ich mir dieses Kennzeichen missionaler Gemeinde anschaue und den Text lese, dass ich eine Verantwortung habe für die Erziehung und das Teil davon auch unser gemeinsames Leben mit Gott ist.

Mir ist klar, dass Eltern weniger Möglichkeiten der Erziehung haben, je älter ihre Kinder (Stichwort: Jugendliche) werden, dennoch steckt für mich in der Ãœberzeugung vieler Eltern, die ich kennen lerne, dass (ich gebe es überspitzt wieder) „man möglichst schnell wieder sein eigenes Leben führen muss und die Kleinkindphase eher die Eltern an der Selbstverwirklichung hindert“ und dass die „Kinder im Kindergottesdienst und der Jungschar eben von Gott hören sollen – das sind ja auch die Experten da und wenn das Kinderprogramm nicht gut genug ist, dann suche ich mir eben eine andere Gemeinschaft“ etwas zutiefst sonderbares.

Immer wieder ist die Familie in der Bibel der wichtigste Faktor – wo sonst lernt man Beziehung mit Gott auf so natürliche Weise kennen. Mir ist schon beim ersten Lesen von 1. Timotheus 3 sehr klar gewesen, warum Gemeindemitarbeiter gute Familienväter sein sollten. Hier haben wir viel verloren, glaube ich und sollten gemeinsam lernen, wie in unseren Familien wieder mehr Platz und Bewusstsein für unser Leben, unseren Weg mit Gott schaffen können. Und die seltsame Sorte Mensch, genannt Eltern, muss unter Umständen neu lernen, dass sie aktiver und präsenter sein muss, vor allem in den prägenden Jahren.

Seitdem wir Kindergottesdienste beim CVJM Gottesdienst anbieten wundere ich mich darüber, dass so wenige Eltern mitarbeiten wollen – die Ansprüche an den Kindergottesdienst sind hoch, aber die Bereitschaft der Eltern (besonders der Väter, sei hier bemerkt) „auf ihren Gottesdienst zu verzichten“ und „Gottesdienst auf Kind gerechte Weise zu feiern“ ist nur sehr wenig vorhanden – zumindest ist seit Jahren ein Mangel an Mitarbeitern im Kindergottesdienst zu verzeichnen – seltsam, oder?

Gottesdienst gestern 06.06.08

Mal wieder ein kleiner Bericht vom Gottesdienst gestern mit dem Thema „Konsum“. Eigentlich genau das Thema mit dem ich mich im Moment beschäftige, aber Wissen bringt noch keinen Gottesdienst. Also wie immer Gesprächsvorbereitung – diesmal via Skype mit Nele. Wir haben einige Ideen diskutiert und es hat meine grauen Zellen in Wallung gebracht…während einer Fahrradfahrt gestern kam mir dann der Gedanke, dass wir durch den Konsum gefesselt sind.

Zuerst wollte ich ganz viele Produkte hinlegen, die an uns gebunden werden, aber wir hatten nicht genug krasses Zeugs und so habe ich mich entschieden Karten zu drucken mit Bildern von begehrenswerten Produkten (Flachbildschirm, iPhone, MacBookAir, Mini Cabrio, Manolo Bahnik Schuhe usw.) Das war dann mit einem Zitat aus dem Buch „No Shopping von Judith Levine“ (die ersten zwei Seiten) und dem völlig flachen und nur noch Werbemäßigen Ende von „Germanys next Topmodel“ der Einstieg und hat uns zu dem Text des reichen Jünglings geführt.

Das Bild, das ich in dem Predigtgespräch (Progressive Dialog) verwendet habe ist, dass man durch die guten Taten noch so viel Guthaben auf einem Konto ansammeln kann, wenn das Herz woanders ist (in diesem Fall am Geld/Reichtum) ist es, wie wenn ein Minus vor dem Betrag steht – plötzlich ist dein Konto dick in den roten Zahlen und alle Gebotshalterei vergeblich.

Immer wieder haben wir uns das Lied von Rich Mullins angehört und gesungen (you did not have a home) in dem es heißt, dass die Welt Jesus nicht beeinflussen konnte, weil er nichts hatte. Genau das ist aber das, was unsere Konsumkultur uns einflüstert: Besitze, Kaufe, Begehre. Die Sehnsucht, die wir dabei stopfen wollen ist meiner Meinung nach die Sehnsucht des Geschöpfs nach dem Schöpfer – wir sehnen uns nach Beziehung und die Kultur sagt uns: Kauf – Kauf, dann geht es dir gut, dann fühlst Du Dich wohl. Wir vergessen dabei, dass wir nicht mitnehmen können. Was ewig zählt sollte der reiche Jüngling aufbauen, aber die Macht des irdischen hat ihn gehalten.

Nachdem die Leute sich ihre Produkte ausgesucht hatten, wurden diese übrigens mit Kabelbindern an ihre Hände gebunden – wir hatten dann das Problem, das ein Kabelbinder nicht mehr zu öffnen ist – während der Gebetszeit konnte man dann am Konsumaltar den Kabelbinder zerschneiden und dafür beten, dass Gott uns befreit von der Sehnsucht nach vergänglichen Dingen und uns die Sehnsucht nach Ewigem ins Herz legt.

Den Abschluss habe ich mit dem Zitat von Alan Hirsch gemacht, in dem er sinngemäß sagt, dass wir im Moment gegen die gewaltige Marketing und Konsummaschinerie verlieren – Konsumjünger werden mit viel Sorgfalt und Aufwand gemacht – die Gemeinde ist nicht so gut im Nachfolger rufen, wie die Werbung. Konsum ist gefährlich – Gott gebe uns allen Weisheit das Wichtige vom Unwichtigen zu Unterscheiden und unser Herz nicht an Dinge zu hängen, sondern ganz an ihn.

Jugendalphakurs

Der Jugendalphakurs ist seit letztem Dienstag am Start – den ersten Bericht und anderes mehr gibt es auf der kleinen Seite, die ich für den Alpha angelegt habe:

Jugendalpha 2008 – ich liebe die Dynamik, die da gerade entsteht… (das der RSS-Feed) und hoffe, dass wir uns unser eigenes, kleines Alpha-Archiv anlegen können. Maxi hat schon einen Bericht über den ersten Abend geschrieben. (Johannes auch, aber ganz kurz) ach: Und noch kann man einsteigen

Arbeitslast?

Im Moment ist es mal wieder so weit, dass die Arbeitswochen beim CVJM in Richtung der 60 Stunden gehen. Arbeits-Last? Ich empfinde es nicht wirklich so, wobei ich auch gerade erst am Anfang der Zeit bis zu den Sommerferien stehe, die fast immer eine der arbeitsreichsten Zeiten des CVJM Jahres darstellt. Ich versuche diesem Jahresrhythmus, den ich entdeckt habe dadurch auszugleichen, in dem ich in den Wochen in denen es nicht so krass ist etwas weniger arbeite (was mir auch nur in so fern gelingt, dass ich da normal – also 45 Std arbeite, selten 40 oder so…).

Zur Last wird dies alles auch erst, wenn zu viele Aufgaben dazu kommen, für die ich keine Begabung habe oder einfach schlecht darin bin (zu viel Orga, Berichte, Strukturarbeit etc.) das raubt mehr Kraft, als ich oft dafür aufwenden möchte…

Sei es drum – noch habe ich den Kopf oben und bin mitten im Geschehen. Mal sehen, ob ich das in 3 Wochen auch noch sagen kann.

Der Freitag

Zugegeben: Gestern waren wir spektakulär spät dran: Ich glaube der Beginn war 21:15 Uhr statt 19:30 Uhr, aber es war es wirklich wert zu warten. Anton hat gekocht und es gab frische Tappas oder Burritos oder wie auch immer man diese köstlichen gefüllten Fladen nennt (Update: Sie heißen Cassedias). Ich glaube ernsthaft sagen zu können, dass in den letzten Wochen beim Vorbereiten des Essens mehr Kräuter verwendet wurden, als in den 3 Jahren vorher…

Wir haben bewusst zusammen gegessen und zwar an einer Tafel mit Kerzen und Gesprächen. Der „Nachtisch“ war dann allerdings anderer Art – „Gott is(s)t mit“ vor ihm, mit ihm – wir haben uns an den letzten Abend Jesu, das letzte gemeinsame Essen, erinnert. Man könnte eine Wortstudie über „Essen“ in den Evangelien durchführen (bestimmt gibt es die schon) und würde mehr oder minder herausfinden, dass es die häufigste Aktivität Jesu war: Essen (vermutlich gleich hinter „gehen“, aber das ist evtl. nicht ganz so aussagekräftig). Jesus isst mit seinen Jüngern, er is(s)t da und das verbindet ihn mit ihnen. Die Enge im Cafébereich der Wohnung hat uns dann ins Wohnzimmer getrieben, wo wir zusammen dann den „Nachtisch“ begangen haben – das Abendmahl – zuerst konnte man auf Zettel schreiben und an die Wand hängen, was es einem bedeutet, dass Gott mit uns zusammen is(s)t – danach habe ich unten stehenden Text vorgelesen (der mir während der Sache einfiel und von daher nicht wirklich hohe Dichtkunst ist) und die Einsetzungsworte vorgelesen.

Wieder einmal war dieser Abend einfach und doch besonders, es gab viel zu Essen, Lachen und Begegnung mit Gott und einander. Natürlich. Simpel und doch wertvoll. Der Freitag in der Wohnung. Ein guter Tag.

Nachtisch

Nach dem Essen nahm
Jesus das Brot voll von Gram
sein Blut den Becher füllt
er teilt sich selbst
in Herrlichkeit und Leid zugleich gehüllt
Das Brot soll werden
eine Gemeinschaft auf Erden
sein Leib, seine Arme, seine Beine
er wohnt ihn ihr
so seltsam, so komisch und doch ganz seine
Das Blut enthält sein Leid
ein Kelch voll Kraft in Selbstlosigkeit
fragt uns: Wofür schlägt dein Herz?
er lässt uns nie in Ruh‘
Leben mit ihm ist Ernst und auch voll Schmerz
Gott isst mit uns
und in diesem Mahl
Gibt er sich uns hin(Björn Wagner)

Thema: Kinderarmut im Jubez

Konflikt: Am Donnerstag Abend ist im JUBEZ in Karlsruhe eine Podiumsdiskussion zum Thema „Reiches Land, Arme Kinder – Chancengleichkeit für alle Karlsruher Kinder?!“ (19:00 Uhr, Eintritt frei). Das ist ein Thema über das wir gesprochen haben und auch schon im Gespräch konkreter geworden sind. Leider habe ich von der Veranstaltung erst gestern erfahren (Ignoranz dein Name ist Björn) und wir haben Mitarbeiterabend an diesem Abend.

Das heißt ich kann nicht dort sein. Und das ist wirklich doof, weil ich gern dort wäre. Spricht jemand das Thema an? Kann sich jemand (Du, Leser, vielleicht?) vorstellen dort hin zu gehen? Wäre hammer! Ich würde gern davon aus 1. Hand hören, um evtl. in diesen Prozess noch einsteigen zu können…

Ein Zitat:

„In Karlsruhe leben ca. 5500 Kinder in Haushalten, die Sozialleistungen beziehen, also arm sind, bundesweit sind es fast 2 Millionen. Kinder sind arm, weil ihre Eltern arm sind. Diese sind arbeitslos, beziehen einen Niedriglohn oder Arbeitslosengeld II, sind überschuldet oder Alleinerziehend. Arme Kinder leiden an materieller Entbehrung, sind gesundheitlich beeinträchtigt, besuchen seltener eine Kita, wiederholen häufiger eine Grundschulklasse, wechseln seltener aufs Gymnasium. Dass es in einer reichen Gesellschaft arme Kinder gibt, ist beschämend und empörend. Sie kommen ohne Frühstück zur Schule. Ihnen fehlt das Geld, um das Mittagessen zu bezahlen. Am Schulausflug nehmen sie nicht teil. Die Einladung zur Geburtstagsfeier eines Freundes oder einer Freundin nehmen sie nicht an.“ (Quelle)

Auf der Verbundtagung

Befinde ich mich gerade in der Hohen Rhön. Thema ist „Geistliche Lebensbegleitung“ – mittendrin habe ich endlich mal wieder Zeit zu Denken und ein wenig in meinem Hirn aufzuräumen. Und die Sonne scheint auch noch.

Kinderarmut und ein Treffen

Interessant, wie sich plötzlich ein Thema auftut und vor meinen Füßen landet. Als ich über den Bericht des Diakonischen Werks Karlsruhe schrieb, ahnte ich noch nicht, dass ich mich noch konkreter mit dem Thema Armut in Karlsruhe befassen sollte. Zumindest nicht so bald. Jetzt gibt es ein erstes Treffen von im Moment noch vier Leuten am Freitag den 11.04. um 17:30 in der Nowackanlage 5 – die Frage ist: Wir wollen etwas tun für die Leute diese Stadt – wo und was kann man anfangen, vielleicht bestehendes unterstützen, vielleicht neues beginnen. Wenn Du Teil davon sein magst bist Du herzlich eingeladen dabei zu sein.

„Zufällig“ habe ich heute drei Fragen auf den Tisch bekommen und dabei erfahren, dass der Jahresschwerpunkt des Stadtjugendausschuss Karlsruhes „Kinderarmut“ ist. Passt alles seltsam zusammen, finde ich. 🙂

Die Fragen sind:

  1. Wo ist Armut (und ihre Folgen) in Eurer Kinder- und Jugendarbeit erkennbar und eventuell messbar?
  2. Was bietet bzw. könntet/müsstet/solltet Ihr anbieten…? Was müsste angeboten werden, um die Folgen von Armut zu mindern?
  3. Welche Forderungen an wen ergeben sich daraus?

Gute Fragen, gute Gedanken. Hoffentlich ergeben sich bald daraus gute Taten…

Die Ereignisse der letzten Zeit im Rückblick

Ich habe in den letzten Tagen nur sehr unregelmäßig geschrieben – ein paar Gedanken wollte ich dennoch weitergeben:

  1. Der Gottesdienst über Berufung war intensiv und schön. Die Videoclips waren sehr passend – am besten und ein sehr einfaches Ding sind die Briefe an einen selbst. Nach all den Gedanken in den verschiedenen Medien und einem „Dreier-Bank-Moment“ Predigtgespräch gab es die Möglichkeit einen Brief an sich selbst zu schreiben mit unterschiedlichen Fragen als Begleitung. Die Briefe werden nächstes Jahr abgeschickt…
  2. Arbeite ich im Moment sehr viel hinter den Kulissen. Z.B. in der Vorbereitung der Schülerarbeit, konkret eines Tages für Schüler an Karlsruher Schulen (14. Juni „fire@school“ Jesus.Schule.Du?), Gespräche mit Einzelnen, Konzepte erarbeiten und wieder verwerfen. Viel Zeugs, das keiner sieht. Das ist auf der einen Seite fein, auf der anderen Seite fragen scheinbar schon Leute: „Arbeitet der Björn grad was?“ Pft! Ja, der Björn arbeitet. Und zwar unsichtbar, aber nicht ohne Auswirkungen. So hat sich vielleicht eine interessante Möglichkeit der Zusammenarbeit in der Wohnung ergeben. Mal schauen…
  3. Ist irgendwie die Gesundheit Thema im Hause Wagner – nach einem erfolgreichen Herzcheckup mit BelastungsEKG und “ 24 StundenEKG „sie dürfen sich Gesund fühlen“ war das Resümee des Arztes (nicht selbstverständlich mit bekannten Herzrhythmusstörungen meinerseits…), die Augenärztin diagnostiziert einen stark erhöhten Augeninnendruck, mir bricht ein Stück des Schneidezahns beim morgendlichen Müsli kauen ab und so vieles mehr. All das kostet inzwischen immer mehr Geld, Zahnfüllungen, Augendruckmessung, Hornhautdichte, eine Laser-Sehnervuntersuchung, die feststellt, woher der erhöhte Augendruck kommt. All das belastet unser Budget zusätzlich. Dann jetzt die Fiebersachen von Mirja und Emilia. Dumme Sache das.
  4. Hat mir der Mittwoch mit Markus und Marc echt was gebracht. Wir haben für Predigten und Gottesdienste Interviews in der Stadt gedreht. Markus gehört die kleine Medienfirma Kairosmedia und die hat allerlei interessante Medien für Gemeinden – das was wir gemacht haben wird eine Produkt, wo man die Meinungen der Leute zu verschiedenen Lebensfragen anschauen und in Präsentationen einbinden kann. Checkt ruhig mal das Angebot von Kairos. Da sind sehr nützliche Sachen dabei (Stichwort: „Werkzeug„)! Eine Sache, die mich wirklich fertig gemacht hat, war die Aussage einer jungen Schülerin, bildhübsch, die sagte, dass ihr höchster Wert ihrer Katze sei. Und die ist vorgestern gestorben. Wie viele Leute laufen durch die Welt, ohne Sinn zu sehen oder zu suchen. Bei allen postmodernen Fragen, muss man wirklich sagen, dass sich viele Leute die Fragen, die wir durchkauen nicht stellen. Gar nicht. Die leben einfach für ihre Katze.
  5. Wenn Kind und Mutter Fieber haben ist Leben und arbeiten nicht einfach. Man(n) muss dann doppelt arbeiten. Das ist ok und gut, aber anstregen, vor allem, wenn die Nächte mehr mit Schreien und beruhigen als mit Schlafen zu tun haben.
  6. Die Jahreshauptversammlung des CVJM Karlsruhe war alles in allem erwartungsgemäß. Ich bin nicht froh über manche Entwicklung und die große Frage nach dem Fokus der CVJM Arbeit bleibt von der Gemeinschaft her nicht geklärt. Ich hoffe, dass wir viel Mut und Ermutigung bekommen, denn es gibt so viel zu tun. Gott ist am Wirken und wir sollten mitmachen.
  7. Das Wetter drückt zusätzlich auf die Stimmung und hilft auch nicht weiter. Aber: Emilia läuft jetzt lange Strecken allein. Das ist einfach schön zu sehen, wie sie wächst und größer wird und sich entwickelt. Wir sind trotz wenig Schlaf enorm beschenkt mit unserer Tochter.

DIe nächsten Wochen werde ich wieder mehr unterwegs sein – ein Abstecher zu den Benders, Verbundtagung in der Rhön, ein Abstecher nach Münster. Viel hinter den Kulissen, aber mit vielen Auswirkungen auf mein Denken und die Arbeit, die ich machen darf.

Die Wohnung lebt…

…das tut sie. Es ist zwar immer öfter wirklich nicht so gut aufgeräumt (tststs…), aber es ist nett immer wieder andere und unterschiedliche Leute hier zu sehen. Und zu frühstücken und zu aufzuräumen und vorzubereiten und was weiß ich alles zusammen zu machen. *freu*