Ein transformatorisches Gebet

Eben als Abschluss des Unterrichts:

Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens,

dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.

Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Franz von Assisi (1226)

Emilia spricht

Emilia: „Papa hattest Du denn auch mal lange Haare, als Du jung warst?“

Björn: „Ja, die waren sogar ganz lang“ (fasst sich über die mittlerweile ziemlich ausgedünnte Platte)

Emilia: „Das sah bestimmt nicht hübsch aus!“

Im Hintergrund lacht Mirja laut und schallend. Emilia kichert. Mattis sabbert. Was für ein guter Morgen…

No Limit

Es scheint ein Mantra von heute zu sein: Keine Grenzen. Ein illusorischer Schein, dem man sich dennoch allzugern hingibt. Alles ist möglich, dem der genug Geld hat. Oder genug Zeit. Oder die richtigen Freunde.

Wir fanden den Gedanken, dass es Dinge gibt, die wirklich grenzenlos sind und dann doch paradoxerweise wieder Grenzen anderer Art ziehen derartig spannend, dass wir unserem nächsten drei. Gottesdienst diesen Titel gegeben haben: No Limit.

Am Sonntag Abend in der Matthäuskirche, 18:30 Uhr. Wann hast Du das letzte Mal Deine Grenzen getestet?

Warum Deutschland NICHT Fußballweltmeister werden sollte…

Dieser Titel wird mir bestimmt keine Popularität einbringen, schon gar nicht nach dem 4:0 gegen Australien. Um es vorweg zu schicken: Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft ein schönes, spannendes Turnier spielt und viele Spiele gewinnt! Was mich aber zu dem Gedanken bringt, dass es nicht gut wäre, wenn wir Weltmeister würden ist de schlichte Tatsache, dass ich es einer afrikanischen Mannschaft mehr wünschen würde. Dabei spreche ich als Fußballlaie – ich weiß gar nicht ob Ghana oder Südafrika oder eine der anderen afrikanischen Mannschaften wirklich Weltklasse sind. Von daher ist das hier auch keine Prognose, sondern vielmehr der Wunsch, dass Afrika als Kontinent gewinnt.

Natürlich gibt es jedem Land Auftrieb in schwierigen Zeiten, wenn man diesen speziellen Titel holt, aber stellt Euch einen afrikanischen Fußballweltmeister vor. Ich glaube es würde mehr sein als nur Sport, sondern vielleicht so etwas wie das sichtbare Zeichen, dass Afrika mit dabei sein kann, mitspielen kann in dieser immer komplexeren und immer schwieriger zu navigierenden Welt. Der Kontinent, der nach wie vor am Ende aller Entwicklungen steht, der vielleicht mit manchen asiatischen Ländern gemeinsam am meisten unter der Kolonialisierung und der Ausbeutung der westlichen Welt gelitten hat, könnte einen Schritt auf ein neues Lebensgefühl zugehen. Für Deutschland war es ein Sommermärchen, aber für Afrika wäre es vielleicht ein globaler neuer Anfang.

Und dafür würde ich jubeln, schreien und springen – auch wenn es bedeutet, dass unsere hervorragend spielenden Jungs dabei verlieren würden. Das gilt auch für Spanien, Brasilien und die anderen „Favoriten“. Afrika soweit ich es verstehe braucht einen sichtbaren Erfolg mehr als Deutschland den vierten Stern.

Was denkst Du?

Lena und Löw, Merkel und Köhler…

Als ich gestern so ein wenig über Köhlers Rücktritt nachgedacht habe und die Krise der derzeitigen Regierung konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass Lena und Löw derzeitig wichtiger für unser Land sind als irgendwer aus der Regierung. Es ist zwar eine altbekannte Wahrheit, aber ich stelle immer wieder die Richtigkeit dieser Wahrheit fest: die Popkultur ist unsere Leitkultur geworden.

Wer schenkt denn einer Regierung noch Vertrauen, deren gelber Teil offen vor der Wahl gelogen hat (WER hat denn wirklich „Mehr Netto“ angesichts der Weltfinanzlage erwartet?) und deren schwarzer Teil seltsam farblos daherkommt? Das war bei den anderen Farben ja auch nicht anders, falls jemand eine Parteidiskussion sucht…

Woher also nehmen was fehlt – ich zögere das abgedroschene „Werte“ zu sagen, vielmehr scheint es mir um Identität zu gehen. Womit kann ich mich identifizieren, wenn nicht mit den „Leistungen“ der Popkultur? „Lena, Du bist Deutschland“ schafft es über Nacht einem Land etwas zu geben, wo nach es hungert: Selbstwert. Ich behaupte, dass wir vor allem die Einzelhelden suchen. Alles dreht sich um Löw, das aber nicht Löw spielen wird, sondern 11 Spieler auf dem Rasen sind vergessen wir, mehr noch, ich denke, dass ein Fußballteam auf dem Rasen ist und der Einzelne (auch ein Ballack) vielleicht weniger wichtig ist, als man denkt.

Was für ein Fazit ziehen? Um jetzt nicht mit einer wie auch immer gearteten frommen Keule zu kommen, stelle ich einfach fest, dass wir Helden suchen, um Sinn zu bekommen. Selbstlosigkeit und Hingabe funktionieren auf der großen Leinwand nach wie vor wunderbar. Die Lenamanie und der sorgenvolle Löw sagen letztlich mehr über uns als Deutschland und uns als Teil von Deutschland aus als uns vielleicht lieb ist. Die Antwort auf die Frage wie wir das ändern können bleibe ich für heute schuldig. Diese Antwort braucht auch meiner Meinung nach mehr Realität als Buchstaben in der Virtualität. Eine Antwort muss aus dem Leben einer Gemeinschaft ablesbar sein – aber vielleicht hast Du eine?

Warum eigentlich Twitter, Facebook und co?

Ich mag jetzt hier keine Verteidigungsschrift für soziale Netzwerke schreiben. Ich mag nur ein Beispiel herausnehmen, was soziale Netzwerke leisten können.

Bildschirmfoto 2010-05-03 um 16.29.26.jpg Ich habe via Twitter die Erinnerung an die 116 Stunden Non-Stop-Vorlesung an der CVJM Hochschule bekommen und sie pflichtbewusst weitergetwittert (Retweeted). Da mein Twitterstream mit meinem Facebook Konto verbunden ist, hat diese Nachricht eine Freundin vom CVJM Karlsruhe erreicht. Sie hat mich als nächstes via Kommentar bei Facebook gefragt, ob es auch eine Übertragung im Netz gäbe.

Gutes vermutend habe ich sie auf die Webseite der 116 Stunden Aktion geschickt. Dort gab es aber diesen Stream eben nicht. Doof, hatte ich mir gedacht und habe jemanden in Kassel gefragt: Warum gibt es keinen Livestream? Das haben den zuständigen Techniker mehrere Leute gefragt. Vermittelt über andere habe ich dann den Dienst „Coveritlive“ empfohlen und scheinbar wurde dieser Dienst letztlich wirklich zur Ãœbertragung der Vorlesungen eingesetzt.

Will damit sagen – das ist ein echter Nutzen und eine interessante Emergenz einer Problemlösungsstrategie, die dezentral und ungesteuert ablief. Den größten Teil der Kommunikation habe ich überhaupt nicht mitbekommen, da er über die Nachrichten bei Facebook ablief. Entscheidend ist: Ich habe insgesamt 3 sehr knappe Nachrichten verfasst (ca. 3 Minuten meiner Zeit) und das Ergebnis in Kassel (durch die Arbeit von einigen, bestimmt vor allem des Technikers vor Ort).

Anschliessend ging der Link via Twitter raus – wie viele den Stream angeschaut haben weiß ich nicht, aber das System: Problem kommuniziert, Twittersphäre/Facebookfreunde als Problemlösungsgemeinschaft angesprochen und Problem durch kollektive Beiträge von Leuten aus Frankfurt, Karlsruhe, Kassel und bestimmt noch anderen innerhalb von wenigen Stunden gelöst ist großartig!

Darum mag ich soziale Netzwerke.

Erwachsen werden…

Vermeindlich erwachsen zu werden ist eine gefährliche und eigentlich recht dumme Sache. Man verliert das Kindliche zu schnell und tauscht es gegen etwas ein, das nicht Erwachsen ist, sondern eigentlich kindischer und dümmer als ein Kind zu sein. Diese kurze Szene aus dem letzten Narnia Buch zeigt es recht deutlich – Susan Pevensie ist beim Ende der Narnia Chroniken nicht mehr dabei:

„Sir“ said Tirian, when he had greeted all these. „If I have read the chronicle aright, there should be another. Has not your Majesty two sisters? Where is Queen Susan?“

„My sister Susan,“ answered Peter shortly and gravely, „is no longer a friend of Narnia.“

„Yes,“ said Eustace, „and whenever you’ve tried to get her to come and talk about Narnia or do anything about Narnia, she says, ‚What wonderful memories you have! Fancy your still thinking about all those funny games we used to play when we were children.'“

„Oh, Susan!“ said Jill. „She’s interested in nothing nowadays except nylons and lipstick and invitations. She always was a jolly sight too keen on being grown-up.“

„Grown-up, indeed,“ said the Lady Polly. „I wish she would grow up. She wasted all her school time wanting to be the age she is now, and she’ll waste all the rest of her life trying to stay that age. Her whole idea is to race on to the silliest time of one’s life as quick as she can and then stop there as long as she can.“ (The Last Battle)

Wenn ich darüber nachdenke, wie viele der Jugendlichen, die in den letzten Jahren in meinem Umfeld größer geworden sind und bald „erwachsen“ sein werden, dann komme ich nicht umhin darüber nachzudenken, ob sie über ihre Zeit beim CVJM und ihr Leben mit Gott auch sagen werden: „Wer hätte gedacht, dass ihr Euch so gern an diese wundervollen Spiele erinnert, die wir als Kinder gespielt haben.“

Die Fakten aus Studien belegen, dass diejenigen, die als Jugendliche in einer christlichen Gemeinschaft waren und als 20+ wegziehen selten den Weg in eine christliche Gemeinschaft finden. In Neuseeland spricht man davon, dass mehr als 90% der Jugendlichen, die zum Studieren ihren Heimatort verlassen damit auch gleichzeitig ihre Gemeinde verlassen und keinen neuen Anschluss suchen. Natürlich meint das nicht, dass sie Gott verlassen, dennoch ist das „vermeintliche“ Erwachsen werden keine erstrebenswerte Sache. Erstrebenswert ist, seinen Platz zu finden. Den Platz, den man in Gottes Plan für die Welt einnehmen soll. Das ist zugleich mehr und weniger Spiel – mehr weil nichts schöner und lustiger ist als dort zu sein, wo man sein soll und weniger, weil es um etwas geht. Wie steht es mit Dir? Erwachsen geworden? Und wenn ja – wie? 😉

WEr?

Ein Text, inspiriert durch unsere gemeinsame Zeit beim IGW Karlsruhe heute morgen.

WEr?

Ich.

Schon seit langem.

OdEr nicht?

Was wäre, wenn ich nicht ich

sondern er wär?

Er, der schön, stark, mutig

Intelligent und wortgewand

gekleidet in Ästethetik

Gewinnend durch den WErt

Der in seinem tiefsten InnErn schlummert

und doch irgendwie nie wach geworden ist.

der AndEre ist doch viel besser,

schlanker, sieh das Spiegelbild zeigt mir

Was zu sehen ich begehr

Doch find ich in dem Anderen mich selbst nicht

mehr.

Muss ich mal Stille halten

Und drückt sie auf sein Bild

Dann ist als ob ein Beben sein Antlitz

verzerrt durch mein Gesicht.

Beleidigt geht er hinterlässt

obwohl ich anders es doch wollte

mIch

mein ich, das soviel anders

und noch nIcht ich

geworden ist.

Christian Community Development Conference 2010

Nach einigen Problemen (von der kranken Familie angefangen bis zum Parkplatzproblemen in MosbachDSC01035 , die Gott sei Dank von der lokalen Mosche behoben wurden…) bin ich jetzt hier auf der CCD in Mosbach. Der Track 6 interessiert mich und viele andere besonders: Missional Church meets Holistic Ministry.

Da viele der Anwesenden bereits „Holistic Ministry“ praktizieren und erstaunliche Geschichten erzählen, fühle ich mich etwas gehemmt, aber dennoch nicht unwohl. Es gibt so viel zu lernen! Gleich wird Sheryl Haw, International Director des Micha Netzwerks über „Integral Mission“ ein Referat halten. Freue mich drauf.

Auf den Fotos gibt es einige Frage, die ich hier an der Wand gefunden habe.

DSC01037 DSC01036

Novavox Konferenz Rückblick

4002645178_073c150fcf_o.jpgEs wird längst Zeit wieder einmal ein paar Zeilen auf diesem Blog zu schreiben. Im Moment bleibt zu vieles ungeschrieben, weil einfach kaum Zeit bleibt.

Es ist schon wieder 14 Tage her, dass ca. 200 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet sich versammelten, um Alan Hirsch und Marlin Watling (die beiden Hauptredner) zum Thema „Jesus neu entdecken“ reden zu hören. Organisiert haben wir von novavox die ganze Sache und einen Ort hat es im ICF Karlsruhe gefunden.

Für mich war das alles wie ein Rausch – die ganze Konferenz waren wir mit allerlei Aufgaben zugeballert, dass kaum Zeit blieb mal ein vernünftiges Gespräch zu führen.

Schön war die Zeit mit Alan – ich habe ihn vom Flughafen geholt und auch wieder hin gebracht und mit dem Team haben wir weitere Pläne geschmiedet, wie man missionales Handeln in Deutschland weiter fördern kann. Konkret gibt es bald wieder neue Bücher – Organic Leadership von Neil Cole z.B. wird gerade übersetzt und The Forgotten Ways von Alan kommt ebenfalls 2010 in Deutsch heraus.

Das ist eine gute Sache, finde ich. Das konkrete der Konferenz war aber den Ernst der Lage wieder neu zu entdecken – die Kirche ist marginalisiert worden – längst ist sie nicht mehr das, was sie mal war. Jeder von uns hat das schon festgestellt, aber dennoch ist es wichtig es immer wieder zu sehen. Statt zu jammern (was soll man machen?) oder in blinden Aktivismus (wir müssen uns nur mehr anstrengen! schlägt Alan vor Jesus neu zu entdecken. Das macht Mut und setzt den Fokus auf das, was wichtig ist: Nicht unser Aufwand, nicht unsere Taten, sondern seine Wege. Und wie die aussehen können, davon gab es einiges während dieser viel zu kurzen zwei Tage.

Mir ist wichtig geworden mutiger zu werden und nicht immer klein bei zu geben. Gott hat viel vor und man kann mit ihm gemeinsam handeln – es wird aber eben einiges an Mut erfordern.

Einen lieben Dank an Rogier Bos für die Bilder – hier geht es zu dem ganzen Set

Veränderungen…

Es ist schon lange mal Zeit um ein paar Worte zu unserer Veränderung zu verlieren.

Seit dem 01.09.2009 bin ich nur noch zu 50% beim CVJM Karlsruhe angestellt – vom Kinder- und Jugendreferenten zum Jugendreferent geworden. Warum? Wir haben im Januar ein Angebot vom Institut für Gemeindebau und Weltmission (IGW) hier in Karlsruhe bekommen, in die Studienleitung mit einzusteigen. So sind wir jetzt beide mit Ulrich Schlittenhardt gemeinsam für das Studiencenter verantwortlich.

Parallel dazu beginne ich den Studiengang „Gesellschaftstransformation“ in Marburg (berufsbegleitend – 4 Präsenzwochen/Jahr) mit dem Ziel zunächst den Master dort zu machen um dann darauf aufbauend noch eine Doktorarbeit zu schreiben.

Warum? Uns ist gemeinsam schon länger klar, dass unser Leben nicht nur in einer Sache stecken wird – zugleich praktisch zu arbeiten und darüber zu reflektieren und zu lehren ist der Weg, den wir gehen sollen. Und genau so stellt es sich jetzt dar – Vorlesungen, Studienleitung, Begleitung von Studenten, Erarbeiten von Konzepten – all das wird beim IGW stattfinden, Reflektion und Forschung haben ihrem Platz im Vorbereiten der Vorlesungen (Apostelgeschichte, Christologie, Kirchengeschichte) und natürlich im Studium in Marburg und die praktische Arbeit beim CVJM bilden genau den Mix, den wir länger schon vor Augen hatten.

Das bringt uns zu der Frage: Wie kann man damit leben?

Recht einfach – man muss in einen Rhythmus eintauchen, der wie folgt aussieht:

Bild 3.png

Natürlich werde ich und auch wir gemeinsam versuchen Abendtermine zu den speziellen Tagen zuzuordnen. Die Ausnahme ist der Freitag Abend – da werde ich in der Wohnung sein – und das ist auch gut so.

Mit meinem Coach habe ich abgemacht (und es macht auch nur Sinn), dass ich Mails, Briefe und derartiges an den Tagen beantworte an denen ich vom Rhythmus her dafür „da“ bin. Di/Mi CVJM, Do/Fr IGW und Privates eher Samstag/Montag. Das kann natürlich für den einen oder anderen von Euch bedeuten, dass Ihr länger auf eine Antwort warten müsst. Unsere Hoffnung ist, dass der Balanceakt zwischen Familie, Freunden, CVJM und IGW gut gelingen kann. Bis jetzt geht es uns recht gut damit. Und ich freue mich auf die Zeiten, die kommen werden. Mehr dazu hier – ich will auch wieder öfter schreiben.

weniger einsam…

Ich wär gerne weit weit weg, alleine unterwegs. nur um zu merken, dass man manchmal alleine weniger einsam ist als unter vielen menschen. Gefunden am Dienstag, 23. Juni 2009 in meinem sozialen Netzwerk

Kennst Du eigentlich die Namen von den Menschen, mit denen Du Tag für Tag unterwegs bist? Und mit ihrem Namen auch ihre Geschichte? Wie ernst nimmst Du die Frage: „Wie geht’s?“.

Ich habe letztens mit jemand zusammen gesessen, deren Eltern sich gerade getrennt haben. „Wie geht es Dir denn damit?“ habe ich sie gefragt – „oder geht es Dir schon auf die Nerven, dass Dich alle Leute danach fragen?“. „Bis jetzt hat mich noch keiner gefragt, kein einziger.“ – die Trennung war schon über ein Jahr her.

Warum hat niemand gefragt? Diese Person hat viele Freunde. Trauen wir uns nicht? Tragen wir Masken? Oder ist uns die Fähigkeit verloren gegangen zu fragen oder zuzuhören? Ich kann für die Gemeinschaften sprechen, in denen ich mich bewege und stelle fest, dass wir immer wieder Mut machen müssen „echte“ Gespräche zu führen, statt nur zu labern, „wirkliche“ Themen anzusprechen, statt Small Talk zu halten und letztlich dem anderen zu vertrauen, dass er mit mir (das ich als ziemlich Komplexe Konstruktion) auch wirklich zurecht kommt.

In unserer überindividualisierten Gesellschaft braucht es neu den Mut aufeinander zu zu gehen und den Blick einander wahrzunehmen. Damit wir nicht allein weniger einsam sind als unter vielen Menschen.